Himmelssturz
natürlich Zugang zu den wichtigen Flugsystemen. Navigation, Antrieb, Lebenserhaltung. Das heißt, so ziemlich den ganzen Rest der Rockhopper. Aber macht euch keine Sorgen. Wir passen auf, dass es euch gut geht.«
»Weißt du«, sagte Bella, »je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir Nicks Vorschlag mit der Luftschleuse.«
»Ich dachte, du wolltest, dass wir uns zivilisiert benehmen«, sagte Schrope.
Fünf Minuten später gab Svetlana bekannt, dass sie bereit war, das Triebwerk zu zünden. Schrope sagte ihr, dass sie mit einem Viertel Ge anfangen sollte, um dann in den folgenden fünf Minuten langsam auf ein halbes Ge zu gehen. Damit blieb allen an Bord genug Zeit, ihre Quartiere aufzusuchen und sich für die Extrembeschleunigung von zwei Ge zu sichern. Dann sollte Svetlana den Antrieb so weit hochfahren, wie sie verantworten konnte. Sie würden sich von Janus entfernen. Nach dreißig oder vierzig Minuten würde das Schiff aus dem Kielwasser sein – und Janus würde plötzlich mit hoher Beschleunigung fortrasen, wenn die wahren Bewegungsverhältnisse wieder zum Tragen kamen.
Bella war klar, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits verloren hatten.
Craig Schropes ausgezeichnete Kenntnisse des Bauplans der Rockhopper hatten ihm gute Dienste geleistet. Die Krankenstation mit den angrenzenden Räumen bildete ein nahezu perfektes Gefängnis, das gut von allen kritischen Schiffssystemen isoliert war. Da nur zwei durch Luftschleusen gesicherte Zugänge in den Bereich führten, war es kein Problem, die eine Schleuse zu verschließen und an der anderen eine inoffizielle Wache zu postieren.
Man überließ es Bella und ihren Leuten, sich auf die Situation einzustellen. Bei zwei Ge war es nahezu unmöglich, sich zu Fuß fortzubewegen, und selbst im Sitzen konnte es sehr unangenehm werden. Während das Schiff noch mit einem halben Ge beschleunigte, suchten Bella und Axford in der Krankenstation alle Matratzen und Kissen zusammen und verteilten sie. Jim Chisholm brachten sie wieder in sein Bett. Er war nach den Ereignissen in der Sporthalle völlig erschöpft.
»Ich wünschte, mir würde etwas einfallen, was wir tun könnten«, sagte er, während Axford die Infusionsschläuche an seine permanenten Kanülen anschloss. »Aber Craig hat uns ziemlich gut von allem isoliert.«
»Ruh dich einfach aus«, sagte Ryan.
Belinda Pagis hielt einen schlaffen Flextop hoch. »Wir sind wirklich von allen wichtigen Sachen abgekoppelt. Ich habe sämtliche Tricks ausprobiert, um Zugang zu bekommen, aber ihre Abschirmung scheint wasserdicht zu sein.«
»Lass es mich mal versuchen«, sagte Bella. Aber sie kam auch nicht weiter. Der Flextop gestattete ihr nur den Zugang zu den oberflächlichen Schichten des Schiffsnetzes. »Es ist dasselbe, was ich mit Svetlana gemacht habe.«
»Ich werde weiter nach einem Loch suchen«, sagte Pagis. »Ich glaube nicht, dass Svetlana für die Abschottung verantwortlich ist. Sie dürfte viel zu sehr mit dem Triebwerk beschäftigt sein. Höchstwahrscheinlich war es Bob Ungless.«
»Ungless versteht sein Handwerk«, sagte Bella.
»Aber ich bin besser.«
»Auch wenn du ein Schlupfloch findest, wirst du nicht viel erreichen«, sagte Carsten Fleig. »Selbst mit unbeschränktem Zugang könntest du nicht mehr bewirken als eine einmalige Abschaltung des Triebwerks. Danach würden sie uns einfach die Flextops wegnehmen.«
Bella hatte sich schon oft über Fleigs gelassene Pedanterie geärgert, aber wie üblich hatte er recht. Bestenfalls konnten sie den Flug behindern, aber nicht auf Dauer verhindern. »Wenn wir dem Triebwerk irgendeinen Schaden zufügen könnten«, überlegte sie, »nur so viel, um es außer Betrieb zu setzen, ohne das Schiff zu zerstören …«
»Aber lass den Reaktor heil«, warnte Pagis. »Wenn wir etwas erreichen wollen, brauchen wir in jedem Fall Energie.«
»Was immer dir durch den Kopf geht«, sagte Mengcheng Yang, »es wäre vielleicht besser, nicht darüber zu reden.«
»Yang hat recht«, sagte Bella. »Wenn Craig gut ist, hört er jedes Wort mit, das wir sagen, und beobachtet uns über die Kameras.«
»Und überwacht alles, was wir mit unseren Flextops machen.« Pagis sah Bella mit einem pessimistischen Lächeln an. »Aber ich werde es weiter probieren.«
Die Lautsprecher wurden aktiviert. »Hier spricht Schrope. Ich habe gehört, dass Svetlana bereit ist, auf zwei Ge zu gehen. Wir werden den Schub allmählich erhöhen, aber ich schlage vor, dass ihr es euch jetzt
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