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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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lag.
    »Bleibst du uns auf den Fersen?«
    »Ja, ich verbrenne sehr viel Treibstoff, aber ich müsste es schaffen, der Rockhopper noch weitere zehn Minuten lang zu folgen.«
    »Was könntest du tun?«
    »Jedenfalls nichts Subtiles«, sagte Crabtree und presste die Augenlider fest zusammen.
    Bella rief Svetlana in die Krankenstation.
     
    Triebwerk aus. Voller Gegenschub auf die Steuerdüsen, gefolgt von einem Wendemanöver, bei dem fast das Rückgrat des Schiffs gebrochen wäre.
    »Bringt uns zurück auf die Beobachtungsposition«, sagte Crabtree. »Bringt uns zurück zu Janus.«
    Zu diesem Zeitpunkt mussten sie gehorchen. Die Größenverhältnisse zwischen den zwei Fraktionen zählten nicht mehr. Sie konnten Crabtrees Verbindung zum Flugroboter nicht kappen, weil sie völlig unabhängig vom Schiffsnetz war. Nach Stunden oder Tagen hätten sie sicherlich einen Weg gefunden, ihn auszuschalten, und wenn die Lösung einfach nur darin bestanden hätte, die Antenne, die den Kontakt zum Flugroboter hielt, funktionsunfähig zu machen. Aber sie hatten keine Stunden, nicht einmal Minuten.
    Crabtree hatte seine Möglichkeiten demonstriert, indem er den Roboter knapp am Schiff vorbeifliegen ließ, womit klar war, dass er ohne Schwierigkeiten einen tödlichen Zusammenstoß herbeiführen konnte. Er würde sich zurückhalten, solange es die Treibstoffsituation des Flugroboters erlaubte.
    Eine Stunde verging und noch eine Stunde. Zu diesem Zeitpunkt gingen selbst die optimistischsten Prognosen nicht mehr davon aus, dass noch Hoffnung bestand, es bis nach Hause zu schaffen.
    Stück für Stück wurde den entschlossensten Angehörigen von Schropes Fraktion bewusst, dass sie die Schlacht verloren hatten. Sie waren immer noch die stärkere Gruppe, und viele von ihnen spielten wahrscheinlich mit dem Gedanken, sich an den anderen zu rächen, aber an irgendeinem Punkt musste ihnen klar gewesen sein, dass eine Zeit kommen mochte, in der sich die Fähigkeiten der anderen Partei als nützlich erwiesen. Sie hätten ihre Wut an Bella auslassen können – schließlich hatte sie für sie keinen praktischen Nutzen, sie besaß keine Fähigkeiten, über die nur sie allein verfügte –, aber sie war der Captain, was sie offenbar zurückhielt, als würden sie ein unausgesprochenes Tabu verletzen, wenn sie sie antasteten.
    Also nahmen sie sich stattdessen Thom Crabtree vor.
    Sie taten es heimlich, als kaum noch jemand an die Möglichkeit eines Racheakts dachte. Sie warteten auf einen Moment, als Crabtree von den anderen isoliert war, spät in der Schiffsnacht, und schnappten ihn sich. Es geschah lautlos, und in der Nähe war niemand, der sie daran hindern konnte.
    Sie brachten ihn tiefer ins Schiff und schlossen sich in einer Luftschleuse ein.
    Es waren zwei Männer: Connor Herrick und John Chanticler, die beide Parrys Außeneinsatzteam angehörten. Bella hatte sie immer für verlässliche Besatzungsmitglieder gehalten, die gute Arbeit leisteten. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass sie zu einem Mord fähig waren.
    Sie fanden einen alten Raumanzug, einen Orlan-15, der um die vierzig Jahre alt sein musste. Er ließ sich nicht mehr reparieren und diente nur noch als Ersatzteillager. Sie steckten Thom Crabtree hinein. Sie öffneten eine Klappe in der Wand. Dahinter verliefen farbige knorpelige Schläuche. Einer davon führte ultraheißen Dampf.
    Kameras beobachteten die Vorgänge. Es spielte keine Rolle, wo sie sich aufhielten – jeder konnte sehen, was geschah.
    Herrick und Chanticler schlossen ein Ventil und schnitten den Schlauch durch. Sie verbanden das Ende mit der Notluftzufuhr des alten Raumanzugs und versiegelten den Anschluss mit Geckoflex und Klebeband. Selbst dann begriff Crabtree noch nicht ganz, was sie mit ihm im Sinn hatten. Bella glaubte, durch die verschmierte Helmscheibe nicht mehr als verdutzte Neugier in seinem Gesicht zu erkennen.
    Dann öffneten sie das Dampfventil.
    Parry unternahm mit ein paar seiner Leute den verzweifelten Versuch, die Folter zu beenden. Ganz gleich, was sonst geschah, das mussten sie ihm hoch anrechnen. Schließlich gelang es ihnen, eine der versiegelten Luftschleusentüren aufzubrechen, aber da war es schon zu spät. Von Adrenalin und Steroiden aufgeputscht hätten die Mörder beinahe auch noch Parry umgebracht.
    Als Crabtree tot war, als er endlich aufhörte, im Todeskampf um sich zu schlagen, öffneten sie den Orlan-15. Sie brachten seine gesottene Leiche zur Luftschleuse und stießen sie in den

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