Himmelssturz
niemandem von euch zum Vorwurf machen. Ihr wollt alles tun, um zu überleben. Ob ihr es glaubt oder nicht – ich will dasselbe. Wer sich Craig angeschlossen hat, weil er oder sie glaubt, dass es im Sinne der Firma das Beste ist und es illoyal wäre, mir zu folgen … nun, das verstehe ich. Ich mache es euch nicht zum Vorwurf. Aber trotzdem habt ihr euch für den falschen Weg entschieden …«
»Du hast genug gesagt, Bella«, schnitt Craig ihr das Wort ab. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
»Bitte«, sagte sie.
»In diesem Punkt irrt Bella«, sagte er und wandte sich wieder an die Menge. »Ja, wir könnten im Kielwasser von Janus irgendwie überleben – vielleicht. Aber verwechselt nicht Optimismus mit Gewissheit. Wir wissen, dass wir das Schiff verlangsamen können. Daran besteht kein Zweifel. Das ist reine Physik.«
»Willst du uns damit etwas Bestimmtes sagen, Craig, oder es mir nur noch einmal unter die Nase reiben?«, fragte Bella.
Er sah sie mit einem nachsichtigen Lächeln an. »Du hast gesagt, dass du meine Leute verstehst. Nun, ich verstehe auch deine. Ich reiche euch allen die Hand zur Versöhnung: Saul, Ryan … Jim. Es ist noch nicht zu spät, sich uns anzuschließen.« Er breitete großzügig die Arme aus, als wollte er sie in seiner Gruppe willkommen heißen. »Wir sind entschlossen, die Verzögerungsphase einzuleiten. Das Schiff gehört uns. Aber wir können uns trotzdem wie zivilisierte Menschen verhalten. Kommt zu uns, akzeptiert, dass es so und nicht anders geschehen wird, und wir können alle wieder Freunde sein.«
»Einfach so?«, sagte Nick Thale. »Wir kommen zu euch und lassen die Vergangenheit ruhen?«
»Ich wüsste nichts, was dagegen spricht.«
»Aber ich«, sagte Thale. »Du hast Bella dieses Schiff weggenommen. Dem Captain. Ich würde nicht mal auf dich pissen, wenn du brennen würdest.«
Eine Sehne spannte sich an Craigs Hals wie eine Trosse. »Ich habe … ich habe dieses Schiff gesichert. Das ist alles.«
»Warum gehst du nicht in einer Luftschleuse spielen, Craig«, gab Thale zurück.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Bella. »Ich weiß deine Unterstützung zu würdigen, Nick, wirklich, aber wir wollen anständig bleiben. Über kurz oder lang könnte es sein, dass wir uns gegenseitig brauchen. Wir sollten uns nicht zu persönlichen Feindseligkeiten hinreißen lassen.« Sie wandte sich wieder Craig zu. »Gut, wie willst du es durchziehen? Wir sind etwa vierzig gegen etwa hundert auf eurer Seite. Einer von meinen Leuten ist unheilbar krank. Es ist klar, dass wir zu wenige sind, um euch das Schiff wieder abzunehmen, aber rechnet damit, dass meine Leute euch behindern werden, wo sie können. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, damit dieses Schiff nicht aus dem Kielwasser herauskommt.«
»Das kann ich nicht zulassen«, sagte Schrope.
»Das habe ich mir gedacht. Also müssen wir über Bedingungen verhandeln.«
»Dafür haben wir keine Zeit«, sagte Svetlana. »Wenn wir es tun wollen, müssen wir jetzt damit anfangen.«
»Nimm dir so viele Leute, wie du brauchst«, sagte Schrope zu ihr. »Aber gib uns eine Vorwarnzeit von fünf Minuten, bevor du das Triebwerk zündest.«
Svetlana nahm Robert Ungless und Naohiro Uguru mit. Sie brauchte nicht mehr als zwei vertrauenswürdige Leute aus ihrem Team. Gemeinsam würde es ihnen keine Schwierigkeiten bereiten, das Triebwerk wieder hochzufahren. Niemand unternahm den Versuch, sie aufzuhalten. Es war offensichtlich, dass Schropes Gruppe eindeutig im Vorteil war, nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in punkto Stärke. Parrys Bergleute waren muskelbepackte, eisenharte Typen, die es wahrscheinlich mit zwei Gegnern gleichzeitig aufnehmen konnten.
Nachdem Svetlana mit ihren Ingenieuren gegangen war, rieb sich Schrope über das Kinn und musterte Bella wie jemand, der überlegte, auf welcher Seite seines Sammelalbums er sie einkleben sollte. »Was Jim betrifft, hast du recht«, sagte er nachdenklich. »In der Krankenstation ist er am besten aufgehoben. Für alle Fälle habt ihr ja Ryan, Jagdeep und Judy.«
»Ich bin immer noch der Bordarzt«, sagte Axford. »Ihr braucht mich, wenn jemand von euch ausrutscht und sich etwas bricht.«
»Deshalb schlage ich vor, dass ihr den Teil des Schiffes rund um die medizinische Abteilung besetzt. Es dürfte eng werden, aber ich bin überzeugt, dass ihr zurechtkommt. Es dürfte zivilisierter zugehen, wenn wir uns nicht ständig über den Weg laufen.«
»Und ihr?«, fragte Bella.
»Wir brauchen
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