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Himmlisch Verliebt

Himmlisch Verliebt

Titel: Himmlisch Verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melody James
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ich noch nie von einem Alligator gebissen.
    ******
    Der Morgen vergeht langsam. Die Mathestunde zieht sich hin, als würde die Zeit durch Sirup laufen. Ich bin erleichtert, als es zur Mittagspause läutet. Die morgendlichen Physioübungen machen mich immer ein bisschen müde. Ich muss dann immer besonders früh aufstehen und zur Bushaltestelle rennen.
    »Sind meine Haare okay?«, frage ich, als ich mit Tracy und Savannah Richtung Kantine gehe.
    »Nimm das hier.« Tracy streift ein Haargummi von ihrem Handgelenk. Mit einer Sturmfrisur im Unterricht zu sitzen, ist etwas komplett anderes, als damit durch eine voll besetzte Kantine zu rennen. Tracy bindet meine Haare zu einem losen Pferdeschwanz. »Ich wünschte, ich hätte deine Locken.«
    Ich starre auf ihre schwarze Mähne. »Wir sollten tauschen.« Wir wollen unsere Haare schon seit unserer Kindergartenzeit tauschen, aber wir haben noch nicht raus, wie so eine Haartransplantation funktioniert. Wenn wir je einen Weg finden, wird Tracy mich garantiert nur fünf Minuten später anbetteln, ihre Haare zurückzubekommen. Meine Haare sind nicht gerade pflegeleicht. Eher das Gegenteil.
    »Warte eine Sekunde.« Savannah zupft an ein paar Strähnen. »So ist es besser«, sagt sie, tritt einen Schritt zurück und bewundert ihr Werk. »Très chic!«
    Die Kantine ist warm, groß und hell. Schüler stehen an der Essensausgabe an oder sitzen an den Tischen. Wir steuern auf den Tisch bei der Pastabar zu. Ich suche den Raum ab und werde verlegen, als ich nacheinander sowohl Cindy und Barbara als auch Sam, Will und Jeff entdecke, die im Raum verteilt sitzen. Ich überlege, ob ich sie grüßen könnte. Wir arbeiten zwar zusammen beim
Webzin
, aber kann ich auch außerhalb der Sitzungen mit ihnen reden? Als mich Sams Blick trifft, erstarre ich vor Schreck. Schnell gucke ich weg und fühle mich bescheuert. Savannah hätte jetzt einfach gelächelt und weitergegessen. Zum millionsten Mal wünschte ich, so zu sein wie sie. Ich fummele an meiner Brotbox herum und fühle, wie ich über und über rot werde.
    Es piept, und Savannah schaut auf ihr Handy. »Eine Nachricht von Josh«, sagt sie beiläufig, als wäre eine SMS von einem Jungen genauso alltäglich wie Zähneputzen.
    »Willst du sie nicht lesen?«, frage ich.
    Savannah packt ein leckeres Schinken-Salat-Sandwich aus und schneidet es in vier kleine Dreiecke – sogar ihr Mittagessen ist perfekt. »Wenn ich fertig bin«, sagt sie mit einem Grinsen. »Er soll nicht denken, ich wäre allzu scharf drauf.«
    »Ich muss mich mit dem Essen beeilen«, sagt Tracy. »Morgen ist das Pokalspiel, und ich will noch Elfmeterschießen üben.« Ihre Füße dribbeln unter dem Stuhl.
    Ich weiß, dass sie es eilig hat, aufs Fußballfeld zu kommen. Sie schlingt ihr Thunfisch-Sandwich herunter und stopft sich zwischendurch Chips in den Mund. Ich knabbere an der Samosa, die mir Mum eingepackt hat, und richte meinen Blick fest auf Tracy. So können meine Augen nicht wieder in Richtung der anderen vom Webmagazin wandern. Aber wie immer kann ich es nicht verhindern, dass meine Gedanken wandern.
    Mädchen stirbt vor Verlegenheit in Kantine
    Eine Teenagerin kollabierte gestern über ihrer Brotbox, nachdem sie dabei ertappt worden war, wie sie einen älteren Jungen anstarrte. Die leichtsinnige Schülerin verlor die Kontrolle über ihre Augäpfel und gaffte eine Gruppe älterer Schüler an. Sie wurde umgehend vom Gott der Schamesröte ausradiert, ehe sie noch weitere Schultabus brechen konnte.
    »Es war ein Segen, dass es so schnell ging«, so ihre Freundin Tracy im Interview. »Schlimmer wäre es gewesen, wenn sie es überlebt und die Demütigung sie für den Rest ihres Schullebens verfolgt hätte.«
    Tracys Stimme unterbricht mein Gedankenspiel. »Okay, ich bin weg«, sagt sie und zerknüllt die leere Chipspackung.
    Ich lasse die restlichen Samosa zurück in meine Brotbox fallen, mein Drama-Queen-Tagtraum hat mir jeglichen Appetit genommen.
    Tracy merkt von alledem nichts. »Wenn ich zehn Elfmeter treffe, bevor es klingelt, gewinnen wir den Pokal.«
    Sie denkt sich ein genauso magisches Ritual aus wie Mum, wenn es um Ben geht, und ich, wenn ich unter meinem Bett nach den Alligatoren suche. Vielleicht braucht jeder magische Rituale, um sich stark zu fühlen. Kein Wunder, dass Cindy Horoskope im Online-Magazin haben will. Mindestens die Hälfte von uns Schülern hat Smartphones, aber wir sind immer noch so abergläubisch wie Höhlenmenschen.
    »Ihr werdet

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