Himmlisch Verliebt
war ganz schön enttäuscht, aber ich kann ja nicht beide auf einmal am Start haben.«
»Wohin geht Josh mit dir?«, frage ich.
» Ich gehe mit ihm ins Kino«, sagt Savannah auf dem Weg zur Tür. »Wir gucken irgendeinen Film mit Action und Schießen. Es ist immer wichtig, beim ersten Date den Geschmack des Jungen zu treffen. Er wird so dankbar sein, dass ich entscheiden darf, was wir bei den nächsten fünf Dates machen.«
Ich bin verwirrt. »Aber du hast es doch schon dieses Mal ausgesucht.«
»Ja, aber ich habe es für ihn ausgesucht. Das nächste Date wird deshalb ganz nach meinem Geschmack.« Sie schwebt elfengleich hinaus, und die Haustür fällt hinter ihr ins Schloss.
»Weiß sie solche Dinge schon seit ihrer Geburt?«, fragt Tracy und starrt ihr hinterher.
Ich grinse. »Vielleicht hat sie das alles aus diesen Zeitschriften.« Wir gucken nach unten, wo
Teengirl
auf dem Teppich liegt.
»Apropos.« Tracys bohrender Röntgenblick richtet sich auf mich. »Sag mal, wann muss denn die erste Ladung Horrorskope fertig sein?«
»Am Montag.«
Tracy lehnt sich vor. Ihr Pferdeschwanz hüpft, als sie ihren Kopf schüttelt. »Also ist es wirklich okay für dich, sie zu schreiben?«
»Es ist ein Anfang.« Ich bin entschlossen, das Positive darin zu sehen. »Und wenigstens steht mein Name dann endlich in der Presse.«
[zurück]
»AU, NICHT SO FEST!« , schreit Ben und beginnt zu husten. Er liegt auf seinem fast neuen, supercoolen Kipptisch, den man in 1001 Positionen verstellen kann. Im Moment liegt er komplett ausgestreckt auf seinem Rücken, während ich auf seine Brust schlage, als wäre sie eine Trommel. Diese zwanzigminütige Prozedur ist ein Teil seiner Behandlung. Sie hilft dabei, seine Lungen zu reinigen.
»Willst du heute singen?«
»Nein.«
Ben ist grummelig, was mich nicht überrascht. Seine Krankheit ist anstrengend. Er ist erst neun, und die ganzen Pillen, Inhalatoren, die Therapien und Übungen sind kein Spaß. Außerdem kann er deshalb oft nicht Xbox spielen. Er kann auch nicht bei Freunden übernachten oder eine Pizza verdrücken, ohne eine Handvoll Pillen zu schlucken, die seine Verdauung unterstützen.
Singen hilft ihm manchmal, sich von der Physiotherapie abzulenken. Ich fange an zu trällern und hoffe, dass er mitmacht. Wenn er einen guten Tag hat, muss er wegen des komischen Wackelns in seiner Stimme, das ich mit meinem Trommeln verursache, lachen. Aber heute will er nicht spielen.
Ich höre mit dem Gejodel auf und versuche, in einem bestimmten Rhythmus auf seine Brust zu klopfen, vielleicht bringt ihm das mehr Spaß.
Solange ich denken kann, wechsele ich mich mit Mum und Dad ab, um Ben bei seiner Physiotherapie zu helfen. Ich mache es wirklich gern, doch es ist auch anstrengend. Wenn ich eine berühmte Journalistin bin, kaufe ich Ben als Erstes eine vibrierende Luftweste. Und danach bezahle ich ihm einen Aufenthalt in einer Spezialklinik in Schweden, dort haben sie ein paar richtig tolle Behandlungsmethoden.
Ich träume ein bisschen, bearbeite seine Brust aber weiter, während ich in Gedanken schon Interviews nach meiner Preisverleihung gebe.
»Ich hoffe, dass ich das Leben meiner Familie ein bisschen leichter machen kann«, erzähle ich dem Korrespondenten der Times. In meiner Vorstellung sieht er richtig gut aus und ist schrecklich beeindruckt von meiner Brillanz.
»Hat die Krankheit Ihres Bruders Sie zu Ihrem großen Erfolg beflügelt?«, fragt er mitfühlend.
Ich berühre sein Knie und schaue ihn ernst an. »Meine pure Liebe zum Journalismus hat mich angetrieben«, gebe ich zu. »Bens Krankheit hat mich allerdings viel über Loyalität und Zuverlässigkeit gelehrt. Und vor allem darüber, sich der Wahrheit zu stellen.«
Seine Augen glänzen vor Bewunderung.
Doch in dem Moment werde ich aus meinen Phantasien gerissen, weil Mum aus dem Badezimmer ruft: »Hat Ben schon seine Vitamine und Antibiotika genommen?«
»Noch nicht, aber ich habe sie schon vorbereitet.« Die Pillendosen sind bereits auf dem Tisch aufgereiht. Mum fragt immer das Gleiche, wenn ich mit der Physio dran bin, als würde ich etwas vergessen . Früher hat mich das gestört, bis ich gemerkt habe, dass es ihr magischer Zauberspruch ist, um Ben vor einer Infektion zu bewahren. Wenn sie fragt, ob ich an alles gedacht habe, wird es ihm für diesen Tag gut gehen. Es ist dasselbe, wie wenn ich unter meinem Bett nach Alligatoren suche, bevor ich das Licht ausmache. Das klingt vielleicht verrückt, aber bisher wurde
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