Himmlisch Verliebt
mit den Schultern. »Wir müssen uns die Computer sowieso teilen, weil es nur vier gibt, also kannst du dir einen aussuchen.« Ich setze mich an den nächstbesten Schreibtisch. »Gut, dass du als Erste gekommen bist.« Cindy winkt mit ihrem Kuli zu mir rüber. »Wir müssen unter vier Augen sprechen.«
Ich lasse meine Tasche fallen und gehe zu ihrem Tisch. Sie winkt mich näher heran und senkt die Stimme, sodass ich mich vorbeugen muss. »Diese Horoskop-Sache.« Sie behält die Tür im Auge. »Ich habe darüber nachgedacht, und ich denke, es wird das Beste sein, wenn du sie unter einem Pseudonym schreibst.«
Ich weiche zurück und starre sie an. »Nicht unter meinem richtigen Namen?«
Cindy stößt einen kurzen Lacher aus. »Sei nicht dumm.« Sie schüttelt den Kopf. »Wer glaubt schon den Prophezeiungen einer Gemma Stone?«
Es ist schwer, etwas darauf zu erwidern. Ich kann ja noch nicht einmal vorhersagen, ob ein Alligator unter meinem Bett liegt.
Cindy schaut auf ihre Notizen und fängt dann an, auf der Tastatur herumzutippen. »Wir müssen unsere Leser in dem Glauben lassen, dass bei unserem Online-Magazin ein richtiger Astrologe arbeitet.« Ihre Augen kleben auf dem Bildschirm.
»Ja, wahrscheinlich.« Ich will weg.
»Also erzähl es niemandem. Auch nicht dem Rest unseres Redaktionsteams.«
»Okay.« Als ich mich umdrehe, stoße ich gegen einen Schreibtisch und muss den Monitor festhalten, damit er nicht umfällt. Gerade als ich das verhindert habe, höre ich Jungenstimmen im Korridor.
Cindy nimmt Haltung an und streicht sich über ihr Haar, als Sam und Will in den Raum geschlendert kommen.
Will wirft mir einen Blick zu, der zeigt, dass er meinen Kommentar in der Kantine nicht vergessen hat. Er steuert auf den Tisch zu, den ich mir ausgesucht habe, hebt meine Tasche auf und schleudert sie mir entgegen. »Ich nehme diesen PC «, verkündet Will und setzt sich. »Das ist der neueste.«
Ich bin wütend, und die Scham, die ich vorher leicht gespürt habe, löst sich ganz auf. Erst erzählt mir Cindy so nebenbei, dass mein Name nicht in der Presse erscheint. Und jetzt kommandiert mich auch noch Will herum.
»Hier, Gemma. Nimm diesen.« Sam zeigt auf den Schreibtisch neben Will.
Cindy räuspert sich. »Habt ihr Phil und David gesehen?«, fragt sie. »Sie sollten längst da sein.« Sie guckt auf die Uhr über der Tür. »Und Barbara?«
»’tschuldige die Verspätung, Cind!« Barbara rast durch die Tür. Sie presst einen Stapel Akten gegen die Brust. Ganze Haarbüschel haben sich aus ihren Zöpfen gelöst und stehen ihr in allen Richtungen vom Kopf ab. Ihr Rock ist verdreht und auf einer Seite ganz verknittert. Sie lässt die Akten auf Cindys Tisch plumpsen, zupft dann mit einer Hand an ihrem Rock herum und streicht mit der anderen die Haare zurecht.
Bevor die anderen kommen, gleite ich schnell hinter einen Schreibtisch und nehme den PC in Beschlag, den Sam mir überlassen hat.
Gerade noch rechtzeitig. Die Nerd-Zwillinge Phil und David trotten herein und sehen aus, als hätte ihre Mutter sie angezogen. Eigentlich sehen sie aus, als hätte Barbaras Mutter sie angezogen.
Dann kommt Jeff an. Er wedelt mit einem Blatt Papier herum. »Ich habe mir gerade eine Übersicht für die Sportveranstaltungen der nächsten Monate aus dem Schulsekretariat besorgt.«
»Gut gemacht.« Cindy nickt wohlwollend.
Jeff runzelt die Stirn. »Wie soll ich es nur schaffen, zu all diesen Spielen zu gehen?«
»Gemma kann dir helfen«, sagt Cindy, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich starre sie an. »Ich hab keine Ahnung von Sport.«
Cindy würdigt mich kaum eines Blickes. »Gemma wird unsere redaktionelle Assistentin«, verkündet sie den anderen. »Wenn also irgendjemand Unterstützung braucht, wendet euch an sie.«
Bin ich das? Was denkt Cindy sich? Ich vermute, sie versucht, meine heimlichen Horoskop-Aktivitäten zu vertuschen. Aber warum sollte jemand zu mir kommen, wenn er Hilfe braucht? Scheinbar glauben sie, das Jahr, das sie mir voraushaben, verwandele sie in Superwesen, während ich im Vergleich dazu noch in den Neandertaler-Schuhen stecke. Vielleicht haben sie ein paar Idiotenjobs für mich. Vielleicht soll ich für Barbara ein paar Akten tragen. Ich versuche, mir vorzustellen, wie Will mich fragt, ob ich ihm bei seinem Artikel helfen kann.
In meiner Vorstellung hält er den Artikel erwartungsvoll hoch. »Gemma, kannst du das Korrektur lesen?«
»Klar, Will«, antworte ich.
»Und wenn du irgendwelche Ideen dazu
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