Himmlisch Verliebt
waren!
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»Ich weiß nicht, wie es euch geht …«, Cindy macht eine Pause und schaut sich mit dramatischem Gesichtsausdruck in der Redaktion um, »… aber ich denke nicht, dass hiervon irgendetwas zur Veröffentlichung taugt.« Sie wirft einen dicken Stapel Papier in den Mülleimer neben ihrem Schreibtisch.
Wir sprechen gerade über die Artikel, die unsere Leser eingeschickt haben. Ich starre auf den Mülleimer und beiße die Zähne zusammen. Ich weiß, was es heißt, wenn einem die Eiskönigin die kalte Schulter zeigt. Sie wird sich später wahrscheinlich durch die Einsendungen wühlen und nach etwas suchen, das sie klauen kann. Ich stelle sie mir wie eine obdachlose Tütenfrau vor – Handschuhe ohne Finger, ein schiefer Hut, abgewetzte Stiefel –, kichernd über den Mülleimer gebeugt, während sie im weggeworfenen Papier wühlt und es nach einer Inspiration durchstöbert.
Wills Lederjacke knatscht, als er sich auf seinem Stuhl bewegt. »Endlich sind wir uns mal einig.«
Sam schaut hinter seinem Haar hervor. »Der Artikel, in dem es darum ging, das Schulessen zu verbessern, war okay«, sagt er vorsichtig.
Will schnaubt verächtlich. »Wer isst denn in der Schulkantine?«
»Wir«, meldet sich Phil zu Wort.
David nickt. »Es ist gar nicht so schlecht.«
Will hebt seine Hände. »Na, dann muss es ja auch nicht verbessert werden.«
Barbara rutscht eifrig auf die Stuhlkante. »Okay, hoffentlich muntert euch mein Vorschlag zum nächsten Lifestyle-Beitrag auf.«
»Spuck schon aus.« Will beugt sich vor, sein Kinn in die Hände gestützt, die Augen weit geöffnet. »Ich sterbe vor Spannung.«
Jeff tritt Will gegen das Schienbein. »Spar dir deinen Sarkasmus, Will.«
Aber Barbara ist komplett immun gegen seine Sticheleien. Sie fühlt sich mit ihren lahmen Ideen so wohl wie in ihren Gesundheitsschuhen. Ich beneide sie heimlich um ihr dickes Fell, als sie verkündet: »Wie man der perfekte Tutor wird.«
Will schlägt sich auf die Brust. »Du schaffst mich.«
Cindy hebt eine Augenbraue. »Ich finde, es ist eine gute Idee.«
Ich zappele auf meinem Stuhl herum. Es ist keine gute Idee. Sie ist genauso einschläfernd wie alle anderen Barbara-Specials. Ich muss etwas sagen. Ich würde es später bereuen, wenn ich es nicht täte. »Könnte ich endlich einen Artikel schreiben?« Die Luft fühlt sich auf einmal sirupartig dick an.
Will legt einen Arm über seine Stuhllehne und streckt sich. »Vierzehn fabelhafte Facebook-Gruppen?«
In Gedanken feuere ich Schimpfwörter-Bomben auf ihn ab.
Cindy lächelt mich an wie eine Kindergärtnerin, die eine Nudelcollage bewundert. »Warum sprechen wir nicht später darüber, Gemma?« Sie wendet sich den anderen zu. »Ich habe schon das Thema für meinen neuen Artikel.«
Sie hat mich wieder übergangen! Ich schlucke meine Wut hinunter.
Will lümmelt auf seinem Stuhl. »Los doch, Cinders. Ich weiß nicht, ob Barbaras Tutor-Beitrag von irgendetwas getoppt werden kann, aber einen Versuch ist es ja wert.«
Cindy kneift die Augen zusammen. »Mein Artikel der nächsten Woche«, kündigt sie an »heißt
Bye-bye, Bad Hair Day, jeden Tag perfekt gestylte Haare
.«
Will lässt den Kopf in seine Hände sinken und stöhnt. »Ich wünschte, du hättest mich gewarnt, dass ich hier für die
Teengirl
schreiben würde.«
Cindy verzieht keine Miene. »Ich wünschte, du hättest mich gewarnt, dass du so arrogant bist.«
Sam rückt mit seinem Stuhl vor. »Schaut«, sagt er, wie ein Friedensgesandter, der versucht, den Ausbruch des Dritten Weltkriegs zu verhindern. »Wir haben nun mal verschiedene Ideen für das
Webzin
, aber ich glaube wirklich, es gibt auch Platz für verschiedene Stimmen.«
Phil nickt. » Wir versuchen , unterschiedlichste Leser anzusprechen.«
Während Sam und Phil einen Friedensvertrag austüfteln, kämpfe ich mit meinem Groll. »Warum ist dann kein Platz für meine Artikel?«, frage ich.
Sam öffnet den Mund, doch Cindy platzt dazwischen. »Ich sagte bereits, wir sprechen später darüber, Gemma.« Sie steht auf und schwingt sich ihre Tasche über die Schulter. Und damit hat sie die Sitzung für beendet erklärt.
Ich schaue mich um und hoffe, dass jemand bleiben und noch weiter diskutieren möchte, aber Will schließt seinen Rucksack, und die Zwillinge laufen zur Tür. Sam wirft mir ein mitleidiges Schulterzucken zu und steht auf.
Die Eiskönigin hat mich wieder zum Schweigen gebracht, bloß hat sie es diesmal nicht so eilig, wegzukommen. Sie beugt sich
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