Himmlisch Verliebt
erwartungsvoll an. »Was dann?«
»Es hat sich sofort bewahrheitet!«
»Was hat sich bewahrheitet?«
Ich ringe mit mir. »Er wird das Fußballteam der Neuntklässlerinnen trainieren. Dein Fußballteam!«
»Echt?« Tracy strahlt wie ein Weihnachtsbaum.
Ich nicke. »Jep. Und jetzt denkt er, Jessica Jupiter wäre ein Genie, weil sie es vorhergesagt hat. Hoffentlich wird er von nun an alles glauben, was sie prophezeit.«
Tracy schüttelt den Kopf, und einen Moment lang denke ich, sie wird mir sagen, wie komplett gaga ich bin und wie bescheuert mein Plan ist. Aber dann grinst sie. »Es tut mir so leid, Gem. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt angenommen habe, du könntest ihn mögen. Ich bin verrückt geworden bei der Vorstellung, nie richtig mit ihm sprechen zu können. Und der Gedanke, dass du ihn die ganze Zeit beim Webmagazin triffst, hat sich schrecklich angefühlt. Aber wird er wirklich das Mädchenteam coachen?«
Ich nicke. »Du wirst also genug Möglichkeiten haben, mit ihm zu reden. Und du hast Jessica Jupiter, die hinter den Kulissen die Fäden zieht.«
Tracy lacht, und ihr Gekicher ist ansteckend. »Denke mal an die Macht, die du haben könntest, wenn jeder an deine Horoskope glauben würde.«
Ich stoße einen bösen Kiekser aus. »Die Weltmacht wird mir gehören!«
Wir brechen beide in schallendes Gelächter aus. Dann nimmt Tracy ihre Dose Cola von meinem Nachttisch. »Auf Jessica Jupiter!«, sagt sie und hebt die Dose.
»Auf Jessica Jupiter!«, sage ich mit einem Grinsen.
[zurück]
EISIGER NIESELREGEN strömt an den Fenstern hinunter. Das Klassenzimmer riecht nach dampfenden Mänteln und feuchtem Haargel. Ich schaue auf die Uhr. Fünf Minuten bis zum Morgenappell.
Die Tür schwingt auf und zu, als wäre gerade Happy Hour bei
Pizza Hut
, und durchnässte Schüler stolpern aus der Kälte herein. Susan stürmt mit ihren iPod-Stöpseln in den Ohren ins Zimmer. Sie trägt ein Regencape, das aussieht, als wäre es aus Müllbeuteln gemacht, die mit silbernen Schnipseln aus Alufolie verziert wurden. Ich hatte ja keine Ahnung, was ich mit Jessicas Horoskopen auslöse! Ich klebe an der Heizung und versuche aufzutauen, während Tracy vor mir auf und ab wandert.
»Ich habe ihn angegriffen! Ich habe Jeff Simpson angegriffen und ihm den Ball abgenommen.« Sie hält inne und starrt mich an. Sie sieht so glücklich aus wie Aschenputtel nach dem Ball. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er unser Team trainiert. Er will mir bald Einzeltraining geben, um mir bei meinem Problem mit dem Dribbling zu helfen.«
»Dein Problem wird eher sein, ihn dabei nicht anzuschmachten«, ziehe ich sie auf.
Tracy gibt mir einen Klaps, dann werden ihre Augen so groß, als wäre sie ein Soap-Star, der seine Rolle übertreibt. »Hey, das habe ich ganz vergessen. Heute ist ja das
Webzin
rausgekommen. Hast du es schon gesehen?«
Ich nicke und beiße meine Zähne zusammen.
Tracy runzelt die Stirn. »Cindys Schuppen-Story?«
»Die Titelstory.«
»Das ist nicht fair!«
Savannah mischt sich in unser Gespräch ein. Ihr Kopf ist gesenkt. Sie liest das
Webzin
. »Ich verstehe nicht, wie Jessica Jupiter in der einen Woche so recht haben und in der nächsten so falschliegen kann.« Sie hüpft auf den Tisch neben mir und durchbohrt mit ihrem lackierten Fingernagel das Blatt Papier. »›Und wenn es einen lockigen Wassermann in deinem Leben gibt, nimm dich in Acht. Vielleicht schwimmt er nicht nur an deiner Seite‹«, zitiert sie. »Der einzige lockige Typ in meinem Leben ist Josh.« Sie zieht die Augenbrauen zusammen. »Will sie damit sagen, dass Josh eine andere hat?«
»Wer weiß?«, antworte ich unschuldig.
»Sie ist dämlich.« Savannah wirft ihr Haar zurück. »Wo ist Josh eigentlich?« Sie sucht den Klassenraum ab.
Ich zucke mit den Schultern. Normalerweise ist er um diese Zeit hier, aber heute fehlt von ihm jede Spur. Ich überprüfe, ob Chelsea ebenfalls fehlt. Doch sie sitzt schmollend auf ihrem Platz und hat ein Auge auf die Tür gerichtet.
Savannah seufzt. »Er muss den Bus verpasst haben.« Sie zerknüllt die Seite.
»Hey, sind das Jessicas Horoskope?« Chelsea zeigt auf das zerknüllte Papier. »Kann ich die mal lesen?«
»Sicher.« Savannah wirft Chelsea die Papierkugel zu.
»Danke.«
Ich knabbere an einem Fingernagel, als Chelsea das Papier glatt streicht und zu lesen beginnt. Ich hoffe, sie checkt meine versteckte Warnung. Aber sie soll möglichst nicht sofort reagieren. Denn was bringt es, wenn Chelsea
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