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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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in winzige Locken. Sie war eher klein und von rundlicher Statur. Ihre Dämonenrasse war berühmt für ihr handwerkliches Geschick, von der Feinmechanik bis zur Schneiderkunst. Mir blieb es rätselhaft, wie man doppelt so viele Arme wie gewohnt so geschickt koordinieren konnte.
    »Was kann ich für dich tun, Kindchen?«, fragte sie, als sie fertig war.
    »Ich brauche einen neuen Anzug. Nein, ich brauche zwei neue Anzüge.«
    »Das heißt, du hast nun keinen funktionsfähigen Schutzanzug mehr?«, fragte sie mit mildem Tadel in der Stimme. Ich nickte beschämt. Sie schnalzte mit der Zunge und griff nach dem Maßband, das um ihren Hals hing. »Und ausgerechnet heute muss der Computer ausfallen. Die Maschinen sind so unzuverlässig, sage ich dir.«
    Ich nickte, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie oft der Vermessungscomputer spontan seinen Dienst quittierte.
    »Gut, wenn du dringend neue Anzüge brauchst, werde ich dich heute per Hand vermessen und zumindest einen neuen Anzug in Auftrag geben. Dann lässt du dich morgen noch einmal von dem Computer scannen und den zweiten Anzug fertigen. Bist du damit einverstanden?«
    »Ja, das klingt gut. Danke.«
    »Ziehst du dich bitte bis auf die Unterwäsche aus, ich hole mal eben ein Auftragsdokument.«
    Ich nickte und sie kugelte davon. Obwohl sie gut einen Kopf kleiner war als ich, wog sie bestimmt das Doppelte. Zusammen mit den wild gelockten Haaren sah sie aus wie ein Kugelblitz auf zwei Beinen. Ich lächelte, während ich meine Sachen faltete und auf den Hocker legte.
    Schon war sie zurück. »So, jetzt können wir anfangen. Zuerst …« Sie verstummte, als ihr Blick die Wunde an meiner Schulter streifte. »Was ist das?«
    »Ich bin gestern während eines Einsatzes verwundet worden.«
    »Wieso ist es noch nicht verheilt?«
    »Die Engel haben eine neue Waffe, sie verwundet uns wesentlich schwerer als bisher.«
    »Was ist mit deinem Arm?«
    »Was ist damit?«
    »Es sieht aus, als hätten sich in deinem linken Arm mehr Adern gebildet. Schau nur, das Geflecht sieht viel dichter aus als am rechten.«
    Ich folgte ihrem Blick und musste zu meinem Schrecken feststellen, dass sie recht hatte. Mein linker Arm schien wie von einem Gespinst haarfeiner Stränge durchzogen. Bläulich schimmerten sie durch meine helle Haut. Ich glaubte kaum, dass es sich hierbei um Adern handelte. Dafür waren die Linien viel zu fein und es waren viel zu viele. Am liebsten hätte ich meine Sachen an mich gerissen und wäre einfach nach Hause verschwunden, hätte mir die Decke über den Kopf gezogen und gehofft, dass ich irgendwann wieder aufwachte und alles wieder normal war.
    »Du solltest das dringend einem Experten zeigen«, sagte sie ernst.
    »Ich habe in gut einer viertel Stunde einen Termin.«
    »Das ist gut.« Sie begann mich auszumessen und notierte die Daten in den dafür vorgesehenen Kästchen auf dem Auftragsbogen.
    »Das ist übrigens eine scheußliche Naht«, bemerkte sie mit kritischem Blick auf Rikis Kunstwerk.
    »Es musste schnell gehen und wir waren noch nie in so einer Situation. Normalerweise heilen unsere Wunden innerhalb kürzester Zeit von allein.«
    »Wenn du möchtest, mache ich dir eine feinere Naht. Ist es wieder komplett verheilt, kannst du die Naht lösen und die einzelnen Fäden vorsichtig herausziehen. Oder du kommst noch einmal her und ich helfe dir damit.«
    »Das wäre sehr nett«, sagte ich ehrlich erfreut. »Ich würde das Angebot gern annehmen. Ein Freund sagte, dass die Haut vermutlich auch schneller heilt, wenn die Naht etwas weniger grob wäre.«
    »Da hat ihr Freund sehr wahrscheinlich recht mit«, erwiderte sie und verschwand, um nach Nadel und Faden zu suchen. Ich sah auf das bläuliche Geflecht, das meinen Arm durchzog wie kompliziert verzweigtes Wurzelwerk. Vielleicht lohnte es sich nicht mehr, sich um eine feinere Naht zu kümmern. So seltsam, wie meine Haut aussah, konnte es gut sein, dass ich den Arm doch noch verlor. Angst, ein mir bis vor Kurzem noch unbekanntes Gefühl, kroch erneut in mir hoch. Es war wie eine eisige Kralle, die sich in mein Fleisch grub, und von dort aus meinen Körper lähmte. Sogar das Schlucken fiel mir schwer. Mit meiner rechten Hand strich ich über die Haut, wo die Linien besonders dicht schienen, doch ich konnte keine Erhebungen spüren. Verglich ich beide Arme miteinander, so fühlte sich der Linke immer noch deutlich kälter an, doch vielleicht lag es auch nur daran, dass er nach wie vor ein wenig taub zu sein schien. Gerade, als ich

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