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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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konzentrieren, jeden einzelnen Muskel zu aktivieren und endlich klappte es, wenn auch nicht perfekt.
    Yaris schaute mir kritisch dabei zu. »Das gefällt mir nicht«, sagte sie schließlich und knabberte nachdenklich an der Unterlippe. Zwischen ihren harmonisch geschwungenen Brauen manifestierte sich eine steile Sorgenfalte. Ich sah ihr noch beim Nachdenken zu, da zückte sie ihr Handy und wählte eine Nummer. »Nun bist du schon mal hier, da kannst du auch dazu beitragen, dass wir mehr über dieses mysteriöse Feuer herausfinden. Ich rufe bei den Waffenexperten an und vereinbare einen Termin.«
    »Was? Nein! Ich will nicht …«, setzte ich an, als Yaris schon in den Hörer zu sprechen begann. Ich hätte wirklich zu Hause bleiben sollen, jetzt wurde ich auch noch als Studienobjekt vorgeführt und musste mir das eingebildete Genäsel der Echsengesichter anhören.
    »Ja, das passt«, sagte sie. »Dann in einer halben Stunde in Raum 412.«
    »Ich fahre jetzt wieder nach Hause.«
    »Nein, das wirst du nicht«, erwiderte Yaris und ignorierte meinen trotzigen Gesichtsausdruck. »Du bist hier und hier bin ich deine Vorgesetzte und jetzt machst du bitte, was ich dir sage.«
    »Ich habe keine Zeit, ich brauche dringend einen neuen Anzug.«
    »Gut, das solltest du in einer halben Stunde schaffen.«
    »Aber ich …« Es ertönte ein Signalton, als der Aufzug unsere Etage erreichte. Weil ich allerdings nun zum Messen musste, konnte ich gleich drei Stockwerke höher aussteigen.
    »Lass dir bitte zwei Exemplare anfertigen«, sagte Yaris, als sie ausstieg. »Du weißt, dass es eigentlich Pflicht ist, immer einen Ersatzanzug griffbereit zu haben.« Ich kassierte einen weiteren strafenden Blick, dann drehte sie sich um und verschwand. Ich glaubte, schlechter konnte der Tag kaum noch werden. Sie hatte nicht mal ansatzweise auf meine Entschuldigungen reagiert. Um eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen, überlegte ich, wer nun wirklich alles sauer auf mich war: Mik, weil ich so abweisend war. Levian, weil Mik mich abgeholt hatte. Yaris, weil ich mich über ihren Befehl hinweggesetzt hatte. Und meine Mutter sowieso, weil ich schon wieder keine Lust auf ein arrangiertes Date hatte. Hinzu kam noch, dass Levian todkrank war und ich mich gleich vor einer Gruppe besserwisserischer Wissenschaftler vorführen lassen musste. Heute war einfach nicht mein Tag.
     
    Als ich im dreizehnten Stock ankam, erklang das geschäftige Rattern von Webstühlen und Nähmaschinen. Unsere Vermessungscomputer waren zwar technologisch auf dem allerneusten Stand, doch ging es um das anschließende Anfertigen von Schutzkleidung und anderen Accessoires, so erbrachte immer noch die altmodische Handarbeit die qualitativ besten Ergebnisse. Auch alle verwendeten Stoffe wurden selbst hergestellt, imprägniert und in der Endphase auf ihre Undurchlässigkeit geprüft. Dies ermöglichte ein Farbstoff, der den Chemikalien beigegeben und nur in dem Licht einer bestimmten Wellenlänge wieder sichtbar wurde. So konnte geprüft werden, ob der Anzug auch wirklich überall gleichermaßen säureresistent war.
    Schon als ich aus dem Aufzug stieg, sah ich ein Schild an der Tür hängen, hinter der sich der Vermessungscomputer verbarg. Dass dies nichts Gutes bedeutete, bestätigte sich, als ich las, was darauf geschrieben stand: »Computer defekt, in dringenden Fällen in Werkstatt drei melden.«
    War ich ein dringender Fall? Heute durfte ich nicht arbeiten, morgen hatte ich frei … Aber die Herstellungszeit für Anzüge betrug circa drei Tage. Ich musste mich schnell darum kümmern und suchte die Tür mit einer drei. Ich fand sie und klopfte an.
    »Herein«, erklang eine etwas rostige, weibliche Stimme.
    Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf, doch es verrutschte ein wenig, als ich den Raum betrat und mir mein Gegenüber herzlich zulächelte. Ich hatte schon viele Diploiden gesehen, aber es irritierte mich jedes Mal, wenn zwei Armpaare unabhängig voneinander agierten und sich doch am gleichen Körper befanden.
    »Kann ich dir helfen, Kindchen?«
    »Ja«, sagte ich und sah zu, wie ihr oberes Armpaar den Kragen eines Anzugs kontrollierte, während das untere die Nähte der Reißverschlüsse überprüfte.
    »Setz dich einen Moment, ich bin gleich fertig.« Sie deutete mit dem Kopf auf einen wackligen Hocker, der neben einer Schneiderpuppe stand.
    »Danke.« Ich beobachtete sie, wie sie penibel jede einzelne Naht zu Ende prüfte. Ihre Haarpracht kringelte sich für Diploiden typisch

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