Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
hallte ein Schrei durch die Nacht, als Yaris ihre Stacheln einsetzte. Ich schoss auf einen Engel. Sein Körper zuckte, bäumte sich kurz auf und in seiner Wirbelsäule knackte es, bevor er vor meinen Augen zu einer blutigen Suppe verschwamm. Einer der anderen Engel zog ein Flammenschwert, doch kämpfen wollte er damit anscheinend nicht. Stattdessen zerrte er einen Stapel Dokumente aus einer ledernen Umhängetasche. Unsere Blicke trafen sich und für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er. Dann hielt er die Flamme an das Papier. Ich zielte auf sein Herz und drückte ab. Die Wucht des Rückstoßes jagte durch meinen Arm bis in meine Schulter. Der Engel brach gurgelnd zusammen. Ich rannte zu ihm hinüber, griff nach dem glimmenden Papier, doch trotz meiner schnellen Reaktion konnte ich kaum etwas retten. Unlesbare fremde Schriftzeichen, diverse Zeichnungen und eine Überschrift, bei der ich nur noch ein Wort lesen konnte: »Hoffnung.«
Der Stapel löste sich noch in meinen Händen auf und die Nacht verstreute die schwarze Asche in alle Richtungen. Cayo hatte also recht, sie planten etwas. Als der letzte verbrannte Fetzen aus meinen Fingern glitt, war das Gemetzel um mich herum so gut wie vorbei. Ein einsamer Engel ließ sich zu einer Verwünschung hinreißen und ich schnappte die Wörter »Hölle« und »ewiges Feuer« auf. Dann krachte ein Schuss aus Pinas Waffe. Die Stimme des Engels erstarb in einem schrillen Krächzen. Ich eilte hinüber zu Mik. Seine ehemals helle Haut war großflächig verbrannt und warf unschöne, wässrige Blasen. »Mik, mach die Augen auf«, bat ich und berührte eine Stelle am Arm, die nicht wie verkohltes Fleisch von seinen Knochen hing.
»Was war das für ein abgefahrener Scheiß?«, fragte er.
Seine schwarzen Augen schimmerten blutunterlaufen und er roch wie ein gegrilltes Hähnchen. »Es war Feuer«, flüsterte ich. »Blaues Feuer.«
»Unsinn, so etwas gibt es nicht.«
»Doch, es war blau.«
»Hilf mir mal hoch …« Er lag auf dem Rücken wie ein überdimensionaler Käfer und streckte mir hilflos seine langen Arme entgegen.
»Bitte?« Ich würde ihm ja gern helfen, aber wie sollte ich das anstellen? Mik überragte mich um gut zwei Kopflängen und er wog bestimmt das Doppelte von mir.
»Nikka, hilf mir endlich hoch. Ich will nicht, dass die anderen mich so hilflos sehen. Mach schon«, knurrte er und fügte noch ein etwas verbindlicheres Bitte hinzu.
Ich hielt ihm meine Hände hin. Er griff danach, doch kaum hing ein Teil seines Gewichtes an meinen Armen, schwankte ich und fiel direkt auf ihn zu. Ich wand mich im Fallen und rollte mich seitlich ab, dennoch traf ich Mik, der laut vor Schmerz aufbrüllte. Ich kam in einer unangenehmen Pfütze aus Wundwasser und aufgeplatzter Dämonenhaut zu liegen. »Das war doch wohl von Anfang an ersichtlich, dass das nicht klappen würde.«
Mik legte die Hand über die Augen, als betete er um Geduld. Ein tiefer Seufzer drang aus seinem lädierten Mund.
»Was für eine dämliche Idee«, warf ich noch hinterher und bemühte mich, vom feuchten Boden hochzukommen.
»Hör sofort auf, auf mir rumzuhacken, Nikka, es sei denn, du willst, dass mir, abgesehen von dem gesamten Rest meines Körpers, auch noch die Ohren wehtun.«
»Ist mir doch egal«, fauchte ich.
»Wie geht es ihm?« Yaris kam auf uns zu. Sie hatte den Helm lässig unter den Arm geklemmt und ihre Stacheln wieder eingefahren. Ihre Uniform glänzte blutverschmiert im fahlen Mondschein, doch sie sah ganz zufrieden aus. Auch ich nahm den Helm ab.
»Er …«, setzte ich an, als Mik mich unterbrach.
»Alles in Ordnung. Ich bin nur etwas angefackelt.«
»Das riecht man«, erwiderte Yaris und rümpfte die Stupsnase.
»Er kann nicht aufstehen«, verpetzte ich Mik. Als Antwort knurrte er mich böse an und rappelte sich wütend auf. Nun platzte auch noch der Rest seiner Brandblasen auf und Mik stand in einer übel riechenden Pfütze. Yaris zog ein Gesicht und trat einen Schritt zurück. »Kannst du fahren?«
»Natürlich«, brummte er und sah schon wieder böse zu mir herüber.
»Gut, dann sammelt bitte die Waffen auf, vor allem das Wunderschwert und dann alle zurück zur Teambesprechung in die Zentrale. Hento und Riki hat es nicht ganz so schwer erwischt wie Mik, wahrscheinlich, weil er in der Mitte gestanden hat und die beiden nur am Rand.«
»In Ordnung.«
»Alles gut verlaufen?«, wollte Cayo wissen, als ich meinen Helm wieder aufsetzte und die Zentrale den Gruppenfunk
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