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Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Titel: Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Quarch
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das die Liebe? Glück war es jedenfalls nicht. Aber wenn es kein Glück war: wie kann ich dann behaupten, der sicherste Weg zum Glücklich-Sein sei, sich in die Liebe fallen zu lassen – sich ins Leben zu verlieben?
    Wir haben es selbst erfahren: Die Liebe und das Verliebtsein gibt es in unterschiedlichen Formen, in unterschiedlichen Reifegraden. Es gibt ein reifes, bewusstes, erwachsenes Verliebtsein; und ein unreifes, verworrenes, unklares Verliebtsein. Mit Letzterem fingen wir damals an. Und eben weil es unreif war, bereitete es uns so manchen Kummer. Denn es mengten sich Aspekte in unser Verliebtsein hinein, die keine Liebe waren, sondern Angst und Begehren, undurchschaute Projektionen und heimliche Abhängigkeiten – allerlei unbewusster Klebstoff, der uns zwar kräftig verband, uns dabei aber auch fesselte, benebelte und lähmte. Mir ist wichtig, dass wir uns das klarmachen, um nicht dem Irrtum zu erliegen, dieses erste Aufglimmen unseres wahren Seins sei das Ganze; das wäre tatsächlich eine naive Verklärung der ersten Liebe.
    Aber noch wichtiger ist mir anzuerkennen, dass es auch in unserer ersten, unbewussten Verliebtheit einen großen Anteil echter Liebe gab; und dass es eine große Dummheit wäre, diese Liebe wegen ihrer problematischen Einsprengsel zu verurteilen oder zu veralbern. Viel zu oft haben Moralapostel oder selbsternannte Pädagogen die Verliebtheit als solche verspottet: als rein biochemisches Hormongewitter, als etwas, das überwunden werden muss.
    Aber das lasse ich nicht gelten. Denn wollen wir wirklich all den Zauber jener Stunden verleugnen? Meinen wir wirklich, wir müssten uns schämen für die glühenden Nächte und lachenden Tage unserer ersten, unschuldigen Liebe? Es hieße, das Kind mit dem Bade ausschütten, statt es sorgsam in den Arm zu nehmen, ans Herz zu drücken und aufzuziehen – dieses göttliche Kind, das in unsere Krippe gelegt wurde, um uns zu ganzen Menschen zu machen; dieser Keim, der in unser Herz gesät wurde, um uns reifen und blühen zu lassen; diese Kraft des Lebens, mit der das Leben zu sich selbst kommen will.
    Ich glaube, die alten Völker stellten sich nicht umsonst den Eros als Knaben vor – auch Cupido oder Amor genannt. Denn in dieser Gestalt begegnet er uns zunächst, als ein naives und verspieltes Kind, aber voller Potenzial. Voll des Potenzials, uns fliegen zu lassen – deshalb seine Flügel –,nicht nur in den siebten Himmel, sondern noch viel weiter – zur Wahrheit, zur Schönheit, zu Gott.
    Deshalb ist es mir wichtig, uns die Erfahrung der ersten Liebe ins Bewusstsein zu rufen. Sie ließ mich den Geschmack des Glücks erahnen. Und diese Ahnung brauche ich, um meinen Weg zu finden – den Weg zu einem großen, blühenden, schönen Leben. Viele Wege führen dort hin. Einer von ihnen ist die Lebenskunst, die zugleich Liebeskunst ist. Von diesem Weg möchte ich dir erzählen. Lass uns noch einmal ins Licht unseres Verliebtseins schauen, lass es uns zu unserem Leuchtfeuer machen auf dem Weg zu einem Leben in der Liebe; auf dem Weg, uns ins Leben zu verlieben.

Hin und weg
Schöne,
wie im kühlen Gestein
das Wasser des Quells
als ein üppiger Blitz aus Gischt entspringt,
so ist das Lächeln in deinem Gesicht,
du Schöne
.
Pablo Neruda
     
    Ja, du hast Recht. Ich habe mich hinreißen lassen von meiner Begeisterung und meinem Drang zum Philosophieren. Sieh es mir nach, denn wie könnte ich nicht begeistert sein, wenn ich dir meine tiefsten Erfahrungen und wichtigsten Einsichten anvertraue? Wie könnte ich nicht hingerissen sein, wenn ich mich daran erinnere, wie du mich hingerissen hast – und wie es mich hinriss in jener Vollmondnacht, als ich mich ins Leben verliebte? Und überhaupt, ist es nicht wunderbar, sich hinreißen zu lassen? Sich begeistern zu lassen von der Schönheit?
    Da kommt mir ein Text in den Sinn. Natürlich, die alten Griechen, du kennst mich ja. Es gibt einen uralten Gesang zu Ehren von Aphrodite, der Göttin der Liebe und Schönheit:
Nenne mir, Muse, die Taten von Aphrodite, der goldnen
Kypris, die die Götter mit süßem Sehnen beseligt
auch die Geschlechter der sterblichen Menschen bewältigt
,
ja, auch alles Getier, die luftdurchfliegenden Vögel
,
alles, was da rings dem Land und dem Meere entsprossen:
Aphrodite gehorchen sie alle, der prächtigbekränzten. […]
Herrlich sodann den Leib gehüllt in köstliche Kleider
,
goldgeschmückt verließ die lächelnde Aphrodite
das schönduftende Zypern und schwang sich gen Troias

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