Hingabe
bestätige ich, und jetzt ist es an mir zu lächeln wie eine Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat. »Und ich liebe ihn auf diesen Motorrädern.«
Chantal seufzt und geht zurück zum Sofa, um sich auf die Kante eines Kissens neben mir zu hocken. »Ein Mann auf einer Harley hat etwas. Ich glaube, es hat etwas mit der Fantasie vom bösen Jungen, einer Herzensbrecher-Fantasie zu tun. Was nicht toll klingt, wenn man an das gebrochene Herz denkt, aber trotzdem. Irgendwie funktioniert es.«
Genau diese verdammte Erinnerung an Chris, der nach unserer Trennung auf seiner Harley aufgetaucht ist, krampft mir den Magen zusammen. Ich schiebe sie weg. »Manchmal sind die, die am wenigsten danach aussehen, wirklich gefährlich«, warne ich sie und denke an Mark in seinen perfekt geschneiderten Anzügen und dem perfekt modellierten Körper. »Die Weltgewandten, Charmanten.«
Ein sehnsüchtiger Ausdruck tritt in ihre Augen. »Ich würde mir gern mindestens einmal von beiden Sorten das Herz brechen lassen. Aber da es nicht mal einen Mann in meinem Leben gibt, würde ich vorschlagen, wir gehen Mittagessen und hören mit diesen Hirngespinsten auf. Dann gehen wir einkaufen.«
Die naive Art, wie sie Kummer willkommen heißt, erinnert mich wieder so sehr an Ella, dass ich sie einen Moment lang nur anstarren kann, und als ich mich erhole, sind Mittagessen und Einkäufe das Letzte, was mir im Kopf herumgeht. »Weißt du zufällig, wo man eine Eheschließung beantragt?«
»Sicher. Im Rathaus. Wollt ihr heiraten?«
Will
ich Chris heiraten? »Ich … nein. Nun, jedenfalls nicht sofort.«
»Aber vielleicht irgendwann?«
Ich muss die Frage für einen Moment verdauen. Chris und ich haben nicht weiter darüber gesprochen, aber ich ertappe mich dabei, dass ich bei der Idee lächle. »Ich würde sagen, es ist ein sehr starkes Vielleicht, das sich zum Ja neigt.« Ich erlaube mir nicht, darüber nachzudenken, wie schmerzhaft es wäre, einander das Versprechen für die Ewigkeit zu geben und dann erleben zu müssen, dass Chris mich wieder ausschließt.
Chantal grinst. »Also brechen einem heiße Harley-Typen nicht immer das Herz, hm?«
»Nein, das tun sie nicht.«
Zumindest nicht mit Absicht.
»Aber das heißt nicht, dass du ihnen hinterherjagen solltest. Sie sind nicht alle wie Chris.«
»Ich weiß. Ich bin ihm noch nie begegnet, aber meine Mom sagt, er sei etwas Besonderes. Sie hat ihn durch Katie und John kennengelernt, und durch eine Reihe von Wohltätigkeitsveranstaltungen.« Chantal zieht ihren Laptop aus der Aktentasche. »Da wir gerade von Chris sprechen, meiner Meinung nach muss er bei dir sein, wenn du die Eheschließung beantragst.«
»Es ist nicht meine Hochzeit, für die ich mich interessiere. Ich suche nach einer Freundin, die ich aus den Augen verloren habe und die hierhergekommen ist, um zu heiraten. Ich dachte, beim Standesamt könnte ich mit der Suche nach ihr anfangen. Was meinst du?«
»Man muss im Rathaus staatlich heiraten, bevor die religiöse Trauung stattfinden kann. Wenn sie also hier geheiratet hat, wäre das dort aktenkundig.«
Hoffnung erfüllt mich. Vielleicht bin ich einen Schritt näher daran, Ella zu finden.
Ich mag keine Menschenmengen. Ich glaube, es kommt daher, dass ich meine ganze Kindheit über auf Anordnung meines Vaters mehr oder weniger in unserem Haus eingesperrt war. Während ich mit Chantal in einem winzigen Café dem Rathaus gegenübersitze, habe ich das Gefühl, als seien die anderen Gäste um uns herum Sardinen in derselben Dose. Mein Unbehagen hat begonnen, als wir in ein Taxi gestiegen sind, um hierherzufahren. Vielleicht macht es mir aber auch nur zu schaffen, dass ich zum ersten Mal in Paris esse und Chris nicht bei mir ist.
Ich starre auf die Speisekarte, die ganz in Französisch ist, daher verstehe ich sie ebenso wenig wie die vielen Gespräche um mich herum. »Ich nehme an, du hast dieses Café ausgewählt, um mir beizubringen, wie man von einer französischen Speisekarte bestellt?«
»Ehrlich gesagt habe ich dich wegen der Makronen hergebracht. Das Café hier ist dafür berühmt.« Sie wirkt zögerlich, dann fügt sie widerstrebend hinzu: »Und es tut mir leid, dir das zu sagen, aber die meisten Restaurants haben nur französische Speisekarten.«
Oh nein. Aber natürlich ist das so.
»Mach nicht so ein bekümmertes Gesicht«, murmelt Chantal schnell. »Einige Straßen von deinem Haus entfernt liegt die Champs-Élysées. Da es ein Touristenzentrum ist, werden viele der
Weitere Kostenlose Bücher