Hingabe
und an dich. Geh. Arbeite.«
Er zögert. »Bist du dir sicher?«
»Hundertprozentig.«
»Heute Abend werde ich dich in ein Lokal zum Essen ausführen, das dir gefallen wird. Dann werde ich dich nach Hause bringen und dir zeigen, wie sehr ich dich heute vermisst habe.«
Mich nach Hause bringen. Oh, wie ich diese Worte liebe. Nach Hause. Nach Hause. Nach Hause. Ich habe ein Zuhause, und es ist bei Chris. Ich lächle ins Telefon. »Klingt perfekt.« Dann lasse ich meine Stimme energisch klingen. »Jetzt geh und schubs ein paar große Egos herum und bring sie dazu, auf die Stimme der Vernunft zu hören.«
»Das werde ich.« Die Erleichterung in seinen Worten sagt mir, dass er sich viel größere Sorgen um meine Reaktion auf Paris gemacht hat, als mir bewusst war. »Ich bin mir nicht sicher, wann ich hier wegkomme. Ich rufe dich an, wenn ich mehr weiß. Ich liebe dich, Baby.«
Wir verabschieden uns schnell, und ich stecke mein Handy weg, stütze mich auf das Waschbecken und betrachte mich erneut im Spiegel. Diesmal sehe ich eine Frau, die verliebt ist und darauf brennt, die Welt, die sie nicht kennt, mit dem Mann in ihrem Leben zu erkunden. Ich gehe zurück an den Tisch, um meinen gebratenen Schinken mit Käse zu essen, worauf glücklicherweise kein Ei liegt. Als ich die beiden Tische betrachte, die hinter meinem Stuhl stehen, sind sie leer und ihre Platzdeckchen unbenutzt. Niemand hat dort gesessen. Ich lache im Stillen über mich selbst. Es war niemals jemand da, der mich beobachtet hat.
9
Als Chantal und ich durch den Haupteingang des Hôtel de Ville, also des Rathauses, treten, verstehe ich, warum sich Chris so zu Paris hingezogen fühlt. Es ist ein spektakuläres Gebäude, das einer Burg ähnelt und so breit ist wie mehrere der Häuser in der Umgegend zusammen. Genau dieses Gebäude und die Stadt selbst sind eine Feier der Kunst, die Chris und ich lieben.
Voller Ehrfurcht bleibe ich drinnen neben der Tür stehen und halte inne, um in mich aufzunehmen, was mich umgibt. Überall – von den antiken Möbeln und den Meisterwerken an den Wänden bis hin zu den Marmorböden – sehe ich Schönheit. Was mir wirklich den Atem raubt, ist jedoch die spektakuläre Architektur, die mit der Kunst verflochten ist. Weiße Säulen, Bögen und fein gearbeitete Zierleisten umrahmen kunstvolle Gemälde und Malereien an den Decken und Wänden.
»Das ist noch prächtiger als von außen«, murmele ich. Und es ist weit mehr, als ich von einer staatlichen Stelle mit einem Amt für öffentliche Angelegenheiten erwartet habe.
»Hier ist auch ein Museum drin, aber du musst Führungen im Vorhinein vereinbaren.«
»Wirklich?«, frage ich aufgeregt und reiße den Blick von einem Wandgemälde los, um meine Aufmerksamkeit wieder auf Chantal zu richten. »Was weißt du darüber?«
»Ich habe gehört, hier hängen ein paar Picassos, aber ich stehe nicht wirklich auf Kunst, also habe ich es nie besucht.«
Picasso.
Ich bin im selben Gebäude wie ein Picasso. Gleich auf der anderen Seite der Stadt ist der Louvre mit der
Mona Lisa.
Oh ja. Ich glaube, Paris kann mir durchaus ans Herz wachsen.
»Hier entlang geht es zum Standesamt«, sagt Chantal und zeigt auf einen Aufzug.
Fünfzehn Minuten später, nachdem man uns in verschiedene Büros geschickt hat, stehen Chantal und ich vor einer Theke in einem großen öffentlichen Raum, der einer Registratur von Autos in den Vereinigten Staaten ähnelt. »Wie heißt deine Freundin?«, fragt Chantal, nachdem sie auf Französisch mit der gesetzten Frau in den Fünfzigern gesprochen hat, die hinter der Theke steht.
»Ella Johnson«, sage ich schnell und ganz erpicht auf Antworten.
Chantal spricht mit der Frau, die daraufhin etwas in den Computer tippt und den Kopf schüttelt. Mein Herz rutscht mir in die Hose. »Was ist mit dem zukünftigen Ehemann?«, fragt Chantal mich.
Ich erzähle es ihr und schlinge dann die Arme um den Oberkörper, während ich auf das gefürchtete nächste Kopfschütteln warte. Ein kurzes Tastengeklapper später bekomme ich genau das, aber die Frau fährt fort, Chantal etwas zu erklären.
»Sie sagt«, dolmetscht Chantal, »dass man vierzig Tage einen festen Wohnsitz in Frankreich haben und vor der Hochzeit einen öffentlichen Aushang machen muss. Die meisten Ausländer bestellen das Aufgebot nach dreißig Tagen, aber sie findet keine Notiz darüber oder einen Antrag. Ist es in den letzten dreißig Tagen gewesen?«
Mein Magen spielt verrückt. »Ja. Sie wollte nur zwei
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