Hingabe
habe.«
»Ich weiß«, sagt er, und seine Stimme wird sanft. »Sara. Du musst die Geldsache hier und jetzt begraben. Es gibt jede Menge anderer Leichen im Keller, denen wir uns stellen müssen, und damit kann ich nicht anfangen, wenn wir mit solchen Fragen herumlaborieren.«
Ich beuge mich vor und umfasse sein Gesicht mit beiden Händen. »Du kannst mir alles sagen oder zeigen.«
Sein Gesichtsausdruck wird ernst. »Ich weiß, und ich werde es tun. Und das macht mir mehr Angst als alles andere.« Er geht ins Badezimmer und lässt mich zurück. Ich starre ihm nach.
8
Chantal entpuppt sich als entzückende, geduldige dreiundzwanzigjährige Pariserin. Und wenn man bedenkt, dass fast Mittag ist und ich bereits seit zwei Stunden begriffsstutzig mit meiner neuen Lehrerin zusammensitze, verdient sie meinen Respekt.
Ich lehne mich gegen die rote Ledercouch in der erstaunlichen Bibliothek auf dem gleichen Stockwerk wie unser Schlafzimmer und lasse die »Wortkarte« von Chantal auf den Couchtisch fallen. Die berühmten Kunstwerke, die Chris an den Wänden hat, sind viel interessanter, als Französisch zu lernen. »Du weißt doch, dass es für mich drei oder vier Uhr morgens ist? Die Zeitverschiebung beeinträchtigt meine Aufnahmefähigkeit. Das ist meine Ausrede, und ich werde für mindestens eine Woche dabei bleiben. Dann werde ich mir etwas anderes einfallen lassen.«
Chantal lächelt ihr süßes Lächeln, das voller Unschuld ist. Ein solches Lächeln kann man nur haben, wenn einen das Leben nicht verbrannt hat. Diese Unschuld erinnert mich an Ella, denn auch sie besitzt sie. Oder besaß sie. Ich frage mich, ob diese letzten Monate sie verändert haben. Ich frage mich … nein, ich werde mir nicht erlauben, schlimme Dinge zu denken. Es geht ihr gut. Sie ist glücklich. Verheiratet und in ihren Flitterwochen.
»Ich habe viele Leute erlebt, die erheblich schlechter zurechtgekommen sind als du«, versichert mir Chantal. Sie sitzt anmutig neben mir in einem schwarzen Rock und dazu passender Seidenbluse, ihr langes hellbraunes Haar ergänzt ihre grünen Augen und ihren olivfarbenen Teint perfekt.
Ich reagiere auf ihre diplomatische Bemerkung, die mich trösten soll, mit einem Schnauben. »Mit anderen Worten, ich bin schlecht, aber nicht so schlecht wie die Leute, die nicht einmal ihre eigene Sprache gut sprechen.«
Sie grinst und sagt: »Genau!«, und die Verspieltheit in ihrem Gesichtsausdruck erinnert mich wirklich an Ella.
Sie
erinnert mich an Ella. Natürlich nur im Hinblick auf ihre Persönlichkeit. Ellas atemberaubend kastanienrotes Haar und die helle durchscheinende Haut sind unvergleichlich. Mein Magen krampft sich zusammen. Oh, wie sehr ich Ella vermisse.
Mein Handy klingelt, und ich streiche mit den Händen über meine verwaschene Jeans und schnappe es mir vom Couchtisch, in der Annahme, dass es Chris ist. Bestimmt ist seine Sitzung vorüber. »Hey«, begrüße ich ihn eifrig, nachdem ich seine Nummer im Display gesehen habe.
»Hey, Baby.«
»Uh, oh«, sage ich angesichts seines erschöpften Tonfalls. »Deine Sitzung ist nicht gut gelaufen.«
»Das Museum hat finanzielle Probleme.«
»Sie wollen dein Geld.«
»Mein Geld wird das nicht lösen. Nicht, bevor sie nicht jemanden haben, der wirklich weiß, wie man den Bestand managt. Sie haben mich gebeten, vorübergehend einen Platz im Vorstand einzunehmen, um die Probleme in den Griff zu bekommen.«
»Hast du zugestimmt?«
»Ich habe mich bereit erklärt, darüber zu verhandeln.«
Prompt mache ich mir Sorgen. »Bitte, lass das nicht aus Rücksicht auf mich bleiben. Ich habe eine Menge zu lernen und viele Dinge, um mich zu beschäftigen.«
»Ich würde es vorziehen, wenn du diese Dinge mit mir tätest. Das ist der Grund, warum ich dich hierhergebracht habe. Damit wir Paris zusammen erleben.«
Ich zögere einen Moment, aus purer Gewohnheit, mich zurückzuhalten, weil man mich verletzen könnte – aber ich bin mit allem einverstanden bei Chris. Zurückhaltung schadet uns nur. »Ich bin hier, um Teil deines Lebens zu sein, um mein Leben für uns aufzubauen, Chris. Es ist kein Urlaub. Wir haben Zeit.«
»Und doch habe ich immer das Gefühl, dass es nie genug ist.« Da ist ein gehetzter Unterton in seiner Stimme, und ich will ihn fragen, was er meint, aber er fährt fort: »Was auch passiert, es ist zweifelhaft, dass ich mich bereitfinden werde, einen Platz im Vorstand einzunehmen. Mein Finanzteam und ich haben uns vor einigen Jahren darangemacht, die
Weitere Kostenlose Bücher