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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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Ruck wieder zurück in die Gegenwart. Ich hieve die Taschen hoch und drehe mich zu der Reihe von Geschäften und Restaurants hinter mir um. Blinzelnd bin ich mir fast sicher, dass ich das grüne Logo mit der Dame sehe, das mein Ziel für einen Kaffee ist. Ein perfektes Ziel, an dem es weißen Mokka gibt und einen Platz, um mich hinzusetzen und Blake anzurufen, damit ich feststellen kann, ob er tatsächlich jemanden engagiert hat. Außerdem wüsste ich gern Neues über Ava.
    Ava – wie habe ich es geschafft zu vergessen, dass sie mich bezichtigt hat, Rebecca getötet zu haben? Das kann nur mein Selbsterhaltungstrieb bewerkstelligt haben: Mein Gehirn hat beschlossen, dass ich nur eine begrenzte Menge an Problemen gleichzeitig bewältigen kann.
    Ich setze mich in Bewegung, und fast sofort kribbelt meine Haut. Die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. Mein Tempo beschleunigt sich unter diesem verfluchten Gefühl, beobachtet zu werden. Ich schaue mich auf dem belebten Gehsteig um und mustere die Menschen, die hin und her eilen, und ich kann nichts Bedrohliches feststellen.
    Und warum sollte ich auch? Das ist nur der Kontrollfreak in mir, der mit dem Unbekannten einer neuen Stadt kämpft, gepaart mit dem Stress der vergangenen Tage, ausgelöst durch Gedanken an Ella und Ava. Mehr nicht. Denke ich. Hoffe ich. Mein Verstand tröstet mich nicht.
    Ich bin drei Läden von Starbucks entfernt und zähle die Türen. Eine noch, und ich bin bei Starbucks. Ich will gerade hineingehen, als ich wie angewurzelt stehen bleibe. Ungläubig blinzele ich die Tafel an, die über dem nächsten Laden hängt: THE SCRIPT . Ambers Tattoo-Salon. Die Tür zu dem Salon öffnet sich, und Adrenalin schießt durch mich hindurch.
    Instinktiv flitze ich in das Starbucks, versuche verzweifelt, nicht gesehen zu werden. Im Innern flutet warme Luft über mich hinweg, zusammen mit einer starken Dosis Erleichterung. Ich schaue mich in dem winzigen Café um, das nur eine ziemlich begrenzte Anzahl Sitzplätze hat, wie überall, wo ich bisher in Paris gewesen bin, und ich gehe zur Theke.
    »Sprechen Sie Englisch?«, frage ich den hochgewachsenen dunkelhaarigen Mann hinter der Theke und bekomme ein mit starkem Akzent gesprochenes »Ja. Ich spreche Englisch.«
    »Oh, danke.« Mein Stresslevel sinkt sofort, meine Schultern entspannen sich, mein Puls wird langsamer. Wie erstaunlich, dass eine Kleinigkeit wie die Möglichkeit, mein Lieblingsgetränk auf Englisch zu bestellen, so ungeheuer tröstlich sein kann. »Weißer Mokka. Fettfrei. Ohne Schaum.«
    Ich schaue zu der Glasvitrine neben der Kasse, entzückt, all meine Lieblingsspeisen aus den Staaten vorzufinden. Ich habe heute Makronen gegessen und Schokolade getrunken und brauche nichts Süßes mehr, aber mein Finger hat seinen eigenen Willen und zeigt auf eine übergroße Zuckerschnecke mit Glasur.
    Der Angestellte spricht meine stumme Sprache noch besser als Englisch, und man reicht mir schnell meine Zuckerschnecke in einer Tüte.
    Sobald ich bezahlt habe, rutsche ich ans Ende der Theke, verstaue meine Einkaufstüten und schaffe es irgendwie, meine Zuckerschnecke zu verschlingen – okay, einzuatmen –, während ich auf mein Getränk warte. Ich analysiere, warum ich so verzweifelt darauf bedacht war, eine Begegnung mit Amber zu vermeiden. Nein, warum ich vor ihr davongelaufen bin.
    Ich verziehe missbilligend die Lippen. Was tue ich? Sicher, Chris will nicht, dass ich Tristan zu nahe komme, und ich bin kein Fan von Amber, aber muss ich deshalb gleich weglaufen? Mich verstecken? Wenn es irgendetwas gibt, was Chris mir klargemacht hat, dann dies: Ich habe eine Neigung, wegzulaufen und es Vermeidung zu nennen, und es funktioniert nicht. Als mein Kaffee auf die Theke gestellt wird, bin ich wütend auf mich selbst, weil ich so ein Feigling bin.
    Ich betrachte die Holztische, aber es ist keiner frei. Seufzend komme ich zu dem Schluss, dass ich nach Hause gehen muss, um Blake anzurufen. Ich rede mir ein, dass die Entscheidung nichts mit der Sorge zu tun hat, dass mir Amber hier über den Weg laufen könnte. Nichtsdestotrotz halte ich mit der Hand an der Tür inne und wappne mich gegen die höchst unwahrscheinliche Möglichkeit, dass ich ihr begegnen könnte.
    Ich trete nach draußen und gehe auf The Script zu, vorbei an dem Fenster, das mit einer Ansammlung von tattooähnlichen Grafiken bemalt ist, und ich weiß nicht, warum, aber ich bleibe stehen. Meine Füße sind wie festgeklebt.
    Ich weiß, dass Chris nicht

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