Hingabe
weißen Tischen mit gewölbten Rändern. Sie stehen nebeneinander, und hinter ihnen befindet sich eine offene Tür, die in einen Raum voller Tische und Lederstühle führt.
Schnurstracks gehe ich auf einen Stuhl vor einem der Tische zu, als ein Mann in der offenen Tür erscheint, und ich kann nur mit Mühe weitergehen. Er ist hochgewachsen und trägt schwarze Lederhosen und ein T-Shirt. Das rabenschwarze Haar reicht ihm bis ans Kinn, und er hat perfekte, maskuline Gesichtszüge. Aber nicht sein Aussehen führt dazu, dass ich fast über meine eigenen Füße stolpere. Es ist die Art, wie er Macht verströmt. Sie gleicht der von Mark und sagt mir zweierlei: Er ist Tristan, und er ist ein Meister.
Er lehnt an der Wand direkt gegenüber dem Tisch, vor dem ich stehen geblieben bin, und verschränkt die stark tätowierten Arme vor der breiten Brust. Ich starre sie an und warte darauf, dass sie meine weibliche Sinnlichkeit zum Schwingen bringen. Huh. Ich bin immer noch kein Tattoogirl. Ich bin ein Chrisgirl. Der Gedanke lässt mich innerlich lächeln. Ja. Ich bin definitiv ein Chrisgirl.
»Hallo Sara«, sagt er, und seine Stimme ist tief und voll und stark moduliert. Seine intelligenten Augen mustern mich mit viel mehr Interesse, als ich gebrauchen kann, um mich wohlzufühlen.
Ich stelle meine Einkaufstüten beiseite und setze mich auf den Stuhl vor dem Tisch. Instinktiv spiele ich das Machtspiel, das Mark mich so gut gelehrt hat. »Hallo Tristan.«
Seine Mundwinkel zucken. »Du weißt, wer ich bin.«
»Du weißt, wer ich bin.«
»Amber hat dich ziemlich gut beschrieben«, versichert er mir, ein wenig zu viel Suggestivkraft in der Stimme.
Wenn man bedenkt, dass Amber mich nackt gesehen hat, will ich wirklich nicht wissen, was das bedeutet.
Amber setzt sich mir gegenüber. »Die intimeren Details habe ich weggelassen«, sagt sie. Sie liest offensichtlich meine Gedanken, bevor sie ihren Stuhl zur Seite rollt, damit sie uns beide sehen kann.
Mein Handy klingelt, und ich krame es aus meiner Handtasche. Statt die übliche Freude über den Anblick seiner Nummer zu empfinden, krampft sich mein Herz zusammen, als ich sehe, dass es Chris ist. Ich schließe die Augen und nehme das Gespräch an. »Hi«, sage ich, und meine Stimme klingt so zaghaft, wie ich mich fühle.
»Hi, Baby. Ich bin gerade auf die Champs-Élysées eingebogen. Wo bist du? Ich hole dich ab, damit wir essen gehen können.«
Ich atme tief ein, die Luft rasselt durch meine Lungen wie Glassplitter. Er wird nicht glücklich sein, aber ich muss ihm die Wahrheit sagen. Mich haben ein Leben lang Menschen belogen. Ich werde das Chris nicht antun. Ich werde das unserer Beziehung nicht antun. »Ich bin bei Starbucks vorbeigegangen, und …«
»Du bist im Script, nicht wahr?«
Seine Stimme klingt hart, und mir verschlägt es beinahe meine. »Ja«, flüstere ich.
»Ist Chantal bei dir?«
»Nein. Ihre Mutter ist krank geworden, und sie musste gehen.«
Angespannte Stille folgt, bevor er sagt: »Ich bin gleich da.«
10
»Chris ist nicht glücklich darüber, dass du hier bist«, bemerkt Amber, bevor ich auch nur Zeit habe, mein Handy wieder in die Handtasche zu stecken.
»Warum sagst du das?« Ich klinge so defensiv, wie ich mich fühle.
»Schätzchen«, schnurrt Amber, »ich lese in deinem Gesicht wie in einem Buch.«
»Le Professeur.«
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf Tristan, der immer noch an der Wand lehnt, und der, wie mein Verstand mir verrät, gerade »Lehrer« gesagt hat. Ich habe den deutlichen Eindruck, dass sein etwas unpassender Einwurf dem Bemühen entspringt, die Situation zu entschärfen, bevor Streit ausbricht.
»Lehrer«, bestätigt er auf Englisch. »Ich höre, dass du einen brauchst.«
In seinem bedeutungsschwangeren Blick liegt eine Nachricht verborgen, die mir sagt, dass er nicht die französische Sprache meint. »Nein. Ich habe eine Lehrerin, mit der ich ziemlich zufrieden bin.«
Amber schnaubt. »Er lehrt dich jetzt, nicht wahr?« Bitterkeit färbt die abfällige Bemerkung.
Ich sehe sie böse an und öffne den Mund, um Chris zu verteidigen. Ich habe vor, nichts zurückzuhalten – aber noch bevor ich loslegen kann, zieht ihr Arm, der auf dem Tisch ruht, meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Stoff ihres Ärmels ist hoch genug gerutscht, dass ich ziemlich viel von ihrer Haut sehen kann, und mir klappt der Mund auf.
Ohne bewusst darüber nachzudenken, ergreife ich ihr Handgelenk, um die vertrauten Male zu betrachten, die ich einmal
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