Hingabe
Schuldbewusst denke ich daran, wie ich mich von Amber heute Morgen aus der Fassung habe bringen lassen, und ich fühle mich an all die Gründe erinnert, warum ich mir keine Sorgen machen sollte, dass Chris mich ausschließt. All die Gründe, warum ich mich auf diesen wunderbaren, erstaunlichen Mann verlassen kann.
»Rede mit mir, Sara. Was ist los?«
»Sie stellen mir keinen neuen Pass aus und haben gesagt, sie müssten mir irgendwelche Fragen stellen.«
Er flucht leise. »Beantworte nichts, bis ich da bin. Ich rufe Stephen an. Ich melde mich wieder bei dir.«
»Okay.«
»Sara. Es wird alles gut werden. Das sind Verwaltungshengste. Wir werden das Missverständnis aufklären.«
Aber ich habe seine erste Reaktion vernommen, seinen Fluch, und wir wissen beide, dass es mehr ist als das Hufescharren von Verwaltungshengsten. »Beeil dich einfach, bitte. Ich brauche dich, Chris.«
»Ich bin für dich da. Ich werde dich zurückrufen, nachdem ich mit Stephen gesprochen habe.«
Wir legen auf, und ich sitze da und klopfe mit dem Fuß nervös auf den Boden. Chris müsste den Anwalt nicht anrufen, wenn er glaubte, dies sei nur ein Missverständnis. Und was bedeutet das überhaupt? Warum stehe ich auf der roten Liste?
»Da bist du ja!«, ruft Chantal. Als ich mich umdrehe, kommt sie mit Rey auf mich zu. Ich hatte beide vollkommen vergessen und winde mich bei der Vorstellung, dass sie gleich entdecken werden, dass ich des Mordes beschuldigt werde. Was werden sie von mir denken? Schlimmer noch, von Chris?
Ich stehe auf und gehe um den Stuhl herum, um sie zu begrüßen, und versuche, das Zittern meiner Hände zu verbergen, indem ich damit über meine Hüften streiche.
»Was ist los?«, fragt Rey, und er wirkt verärgert. »Und warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie hier hineingehen?«
»Sie müssen mir einige Fragen stellen. Ich werde herauskommen, sobald ich fertig bin.«
»Fragen?« Rey sieht mich verwirrt an. »Wegen des Taschendiebs?«
Ich zögere und lache beinahe. Könnte es so einfach sein? Könnte ich überreagieren? Oh
bitte,
mach, dass es um den Taschendieb geht. »Vielleicht.«
»Vielleicht geht es um Ella«, sagt Chantal und sieht Rey an.
Die Tür hinter dem Schreibtisch wird geöffnet, und Reys Blick wandert an mir vorbei. Als ich mich umdrehe, treten drei Männer ein, und bevor ich sie aufhalten kann, stürmt Chantal auf sie zu.
Rey tritt an meine Seite und flüstert: »Was ist wirklich los, Sara?«
»Chris ist auf dem Weg hierher. Bitte, wenn Sie helfen wollen, bringen Sie Chantal hier raus.«
Er schüttelt den Kopf. »Ich kann Sie nicht allein lassen.«
»Sara«, sagt Chantal, und ich drehe mich um. Sie steht neben mir, und sie ist ausgesprochen blass.
»Was ist los?«
Sie flüstert: »Gibt es irgendeine Art von Ermittlung in den Staaten?«
»Ich …« Ich will nicht, dass Chantal davon erfährt. »Was haben sie denn gesagt?«
»Ich habe es nicht wirklich verstanden. Ich habe nach Ella gefragt, und daraufhin haben sie sich bei mir nach einer Ermittlung in den Staaten erkundigt.«
Ich greife mir an die Kehle. »Haben sie … von Ella gesprochen?«
»Ich …« Sie wirkt verdattert. »Ich weiß es nicht.«
Ich greife nach ihrem Arm und bohre die Finger in ihre zarte Haut, und der Raum dreht sich um mich. Was, wenn Ella nach San Francisco zurückgekehrt ist, nachdem wir uns nach ihrem Aufgebot erkundigt haben, und Ava hat sie aus Bosheit gegen mich getötet? Das erscheint sehr weit hergeholt, aber andererseits scheint es auch unmöglich, dass Ava Rebecca wirklich getötet hat.
»Sara.« Chantals Stimme ist wie ein Stich ins Herz, sie erinnert mich an Ellas süßes, vertrauensvolles Naturell, und keine der beiden Frauen hätte eine Chance gegen Ava.
Ich schaue Chantal in die Augen und platze heraus: »Ich muss wissen, ob sich die Ermittlung um Ella dreht. Ich muss wissen, ob sie Ella meinen. Frag sie danach.«
15
Ist
Ella tot?
Ich schlinge die Arme um mich und versuche das Zittern unter Kontrolle zu bringen, das mein Adrenalinrausch verursacht hat. Dann halte ich den Atem an, während ich auf den französischen Wortwechsel lausche, der über meinen Kopf hinweg geführt wird. Das Gemurmel scheint ewig zu dauern, und ich verstehe nichts als einen gelegentlichen Hinweis auf »Ella«. Und ich bekomme immer noch keine Antwort auf meine Frage.
Ist
Ella tot? Ist sie tot? Niemand redet mit mir. Niemand spricht Englisch. Ich kann es nicht ertragen. Mir ist, als würde mein Herz jeden Augenblick
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