Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
Vom Netzwerk:
gesagt?«
    »Wenn ich gewollt hätte, dass Sie es wissen, Mademoiselle, hätte ich es auf Englisch gesagt.« Sein Ton ist vollkommen ungerührt, aber ich habe den Eindruck, dass er versucht, mich aus der Reserve zu locken.
    Mit schmalen Augen sehe ich ihn argwöhnisch an. »Wie lange kennen Sie Chris schon?«
    »Seit sieben Jahren.«
    »Also vertraut er Ihnen, obwohl Sie ein Klugscheißer sind.« Mein Ton ist genauso ungerührt, wie seiner es war.
    Er starrt mich einen langen Moment an, dann stößt er ein tiefes, herzhaftes Kichern aus. »Ja. Ich nehme an, das tut er. Und ich schätze, das Gleiche gilt für Sie.«
    Diesmal lache ich, und im Gegensatz zu Chantal fühle ich mich wohl mit dem Schweigen, in das wir verfallen, während ich meine Formulare fertig ausfülle. Ich mag Rey instinktiv, auch wenn er sich weigert, mir zu erzählen, was er Chantal gesagt hat.
    Ich gehe zum Schalter, um die Blätter abzugeben, in der Hoffnung, dass die Prozedur von nun an schneller gehen wird.
    Tut sie nicht. Während der nächsten Stunde warten wir drei, und Chantal beginnt glücklicherweise, Rey gegenüber lockerer zu werden. Beide drillen mich in Französisch und lachen über meine Aussprache – und ich lache mit. Endlich kann ich mich ein wenig entspannen, weil ich spüre, dass hier neue Freundschaften wachsen, und mit ihnen Verbindungen zu dieser Stadt und zu Chris.
    Als mein Name endlich aufgerufen wird, sind meine Stimmung und meine Schritte beschwingt. Eine rundliche Frau hinter dem Schalter fragt mich mit starkem Akzent nach meinem Namen. Sie tippt alles in den Computer ein und studiert einen Moment ihren Bildschirm, dann beginnt sie auf Englisch und in Blitzgeschwindigkeit zu reden.
    »Können Sie das bitte wiederholen?«
    »Abgelehnt«, erklärt sie entschieden. »Ihr Antrag auf einen Pass ist abgelehnt.« Sie reicht mir meinen Papierkram und ein französisches Formular.
    Mein Puls rast. »Abgelehnt? Was heißt das?«
    »Abgelehnt ist abgelehnt. Kein neues Dokument. Wenn Sie Fragen haben, gehen Sie zum Büro für besondere Angelegenheiten.«
    »Wo ist dieses Büro?«
    Sie zeigt nach links, und ich sehe über einer Tür ein Schild »Besondere Angelegenheiten«. Das Blut rauscht mir in den Ohren. Blind für den Rest des Raums eile ich auf das Schild zu und finde ein kleines Büro mit vier metallenen Schreibtischen vor, von denen nur einer besetzt ist.
    Ein Mann im Anzug und mit einer schlichten marineblauen Krawatte, graue Strähnen in den säuberlich geschnittenen brauen Haaren, sieht mich erwartungsvoll an.
    »Sprechen Sie Englisch?«, frage ich voller Hoffnung.
    »Ja, Madame.« Er legt seinen Stift beiseite, stützt einen Ellbogen auf den Schreibtisch und wirkt ziemlich verstimmt über die Störung. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich gehe zu seinem Schreibtisch und reiche ihm meine Papiere. Er sieht sie an und dann mich. Da ist eine neue Schärfe in der Art, wie er mich betrachtet, schneidend und beinahe … anklagend. Ich sage mir, dass ich paranoid bin, aber Adrenalin rauscht durch meine Adern, und ich kann kaum verhindern, dass meine Stimme zittert. »Was ist das Problem?«, frage ich, als er nichts sagt.
    Er greift nach dem Telefon und benutzt die andere Hand, um mir zu bedeuten, auf einem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Der stumme Befehl löst ein weiteres Aufwallen von Adrenalin aus, und ich muss langsam einatmen, um mich zu beruhigen, bevor ich mich setze.
    Ich sitze kaum, als er auch schon auflegt. »Bitte bleiben Sie hier, Mademoiselle McMillan. Wir müssen Ihnen einige Fragen stellen.«
    Mein Herz setzt einen Schlag aus. »Worüber denn?«
    Aber ich weiß es. Dies hat mit Rebecca zu tun.
    »Warten Sie einfach hier.« Er spricht seinen abgehackten Befehl, während er aufsteht und den Raum durch eine Hintertür verlässt.
    Ich fummle sofort mein Handy aus der Handtasche und wähle Chris’ Nummer.
    Die drei Klingellaute kommen mir vor wie ein Dutzend. Dann ist er endlich am Apparat. »Sara?« Seine Stimme ist kraftvoll, warm und beruhigend und, oh, so willkommen.
    »Ich brauche dich hier«, hauche ich. »Ich brauche dich in der Botschaft.«
    Chris beginnt sofort auf Französisch mit jemand anderem zu sprechen, und ich höre mehrere Stimmen mit ihm reden, bevor er wieder in der Leitung ist. »Ich bin auf dem Weg zu meinem Wagen.«
    Vor Erleichterung schließe ich die Augen. Er hat nicht gefragt, warum ich ihn brauche. Er verlässt einfach eine Sitzung, ohne eine Ahnung zu haben, warum.

Weitere Kostenlose Bücher