Hingabe
verwenden können. Wenn du erst Französisch sprichst, wirst du mir dafür danken, dass ich dich angetrieben habe.«
Rey greift nach Chantals Mantel, bemerkt ihren entschlossenen Ausdruck und reagiert mit einer Mischung aus Erheiterung und einem Anflug von männlicher Anerkennung.
Als er mit uns in die Schlange tritt, runzle ich die Stirn. Ich kann damit umgehen, dass er hier ist, aber nicht damit, dass er mir nicht von der Seite weicht. »Wollen Sie sich nicht lieber auf einem dieser Stahlstühle Rückenschmerzen holen?«
Seine Mundwinkel zucken. »Rückenschmerzen. Oh ja, ich kann es gar nicht erwarten.« Zu meiner Überraschung schlendert er davon.
Chantal schaut ihm nach und seufzt sehnsüchtig. »Er könnte jederzeit als mein Bodyguard anfangen.«
Ich verdrehe die Augen. Seit wir in der Botschaft sind, hat sie ihm scheue, bewundernde Blicke zugeworfen. »Geh und rede mit ihm. Lerne ihn kennen.«
Sie schürzt die Lippen. »Du versuchst nur, deiner Französischstunde zu entgehen.«
»Nein, ich zögere es lediglich hinaus, mich in der Öffentlichkeit zum Narren zu machen, wenn ich die Worte verstümmele. Du kannst dich mir anschließen, wenn ich weiter vorn in der Schlange bin.«
»Oh nein.« Sie schüttelt den Kopf, und man könnte meinen, ich hätte ihr gesagt, sie solle ohne Fallschirm vom Dach springen, so viel Panik ist in ihrem herzförmigen Gesicht. »Ich fürchte, wir werden einfach in vollkommenem Schweigen dasitzen, und ich werde mich vollsabbern, und er wird mir die Lippen abwischen müssen.«
Ich werfe ihr einen ernsten Blick zu. »Nicht, wenn er seine Zunge benutzt.«
Sie blinzelt mich an, und wir brechen beide in Gelächter aus. Mein Handy meldet eine SMS , und ich hole es heraus.
Bist du schon da?
Ja,
antworte ich.
Die Schlange ist lang. Das kann Stunden dauern.
Wo ist Rey?
Im Allgemeinen in meiner Nähe, wie du es befohlen hast.
Zu deinem eigenen Wohl.
Mmmh …
Was bedeutet mmmh …?
Es bedeutet …
Ich denke über eine SMS -taugliche Art nach zu erklären, was ich fühle.
Ich liebe dich, Chris.
Ich liebe dich auch. Ich muss in die Sitzung. Schick mir eine
SMS
, bevor du aufbrichst, damit ich dich auf dem Teppich treffen kann.
Ich werde einen rosafarbenen Stock mitbringen,
tippe ich, und meine Wangen glühen von meiner Kühnheit.
Der ist in meinem Koffer.
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Meint er das ernst? Hat er das Ding wirklich durch den Zoll gebracht?
Ich verstaue mein Telefon wieder in der Handtasche und könnte schwören, dass mein Hintern kribbelt.
Chantals Lachen mischt sich in das entschieden lüsterne Gefühl, das ich verspüre, und als ich mich zu ihr umdrehe, spricht sie mit einer Frau in der Schlange hinter uns. Sobald sie bemerkt, dass ich nicht mehr beschäftigt bin, beendet sie ihr Geplauder und zieht eine kleine Übersicht aus ihrer Handtasche. Anscheinend unbesorgt, was meine Verlegenheit betrifft, beginnt sie mich zu drillen, und ihr Gesichtsausdruck wird wieder so entschlossen wie zuvor. Ich antworte mit einem Stöhnen und einem Lachen, akzeptiere das Unausweichliche und wiederhole pflichtschuldigst eine Phrase in schrecklichem Französisch.
Dreißig Minuten später bin ich endlich vorn in der Schlange und gehe zum Schalter – nur um einen Haufen Papierkram zum Ausfüllen zu bekommen. Chantal und ich gesellen uns zu Rey, und ich quäle mich durch seitenlange Formulare.
Chantal scheint genau das gegensätzliche Problem zu haben. Wo ich schwafle, wenn ich nervös bin, spricht sie überhaupt nicht. Es ist peinlich, genau wie sie befürchtet hat, und ich kann mich nicht auf meinen Papierkram konzentrieren.
Schließlich kann ich das Schweigen nicht länger ertragen und sehe Chantal an. »Kann ich dich dazu überreden, irgendwo Kaffee zu holen? Der geht auf mich. Ich habe im Regen gefroren und werde das Frösteln einfach nicht los.«
Sie springt auf die Füße und stürzt sich auf die Gelegenheit zu flüchten. »Natürlich. Kaffee klingt großartig.« Sie sieht Rey an. »Möchten Sie auch welchen?«
Er lächelt und antwortet ihr auf Französisch. Ich habe keine Ahnung, was er sagt, aber sie errötet und sieht außerordentlich jung aus in ihrem hellrosafarbenen Etuikleid und mit ihrem braunen Haar, das sich an den Enden süß kringelt.
Ich schaue Chantal nach, und das Bedürfnis, sie zu beschützen, überwältigt mich. Rey ist gut zehn Jahre älter und viel weltgewandter als sie. Ich lege den Kopf schräg und mustere ihn. »Was haben Sie ihr
Weitere Kostenlose Bücher