Hingebungsvoll
die Salattüte aus der Hand und warf sie mit in seinen Korb. Während er bezahlte, stand sie mit verschränkten Armen hinter ihm und tippte ungeduldig mit den Zehenspitzen auf dem Boden. Er ahnte schon, dass das nun folgende Gespräch unangenehm werden würde.
Kaum waren sie aus der Tür des Geschäfts, überhäufte Katie ihn wieder mit Vorwürfen. Abwehrend hob er die Hände und fragte: „Können wir das vielleicht bei mir besprechen und nicht hier mitten auf der Straße?“ Wieso war ihm bisher nicht aufgefallen, wie aufbrausend seine Angestellte sein konnte?
Die Augen schmal zusammengepresst, nickte sie langsam.
Erleichtert ließ Dale die Arme sinken und fügte hinzu: „Ich wohne gleich hier um die Ecke.“
Mit einer energischen Kinnbewegung wies Katie ihn an, vorauszugehen und er fragte sich flüchtig, ob sie wohl eine Waffe bei sich trug.
Er gab sich Mühe, seine Tür so langsam wie möglich aufzuschließen, um das Gespräch noch ein wenig hinauszuzögern. Doch er hatte keine Chance, Katie bohrte ihm einen Finger in die Seite und ihr Gesichtsausdruck war unvermindert wütend. Was hatte er für ein Pech, dass er ihr ausgerechnet an diesem Abend über den Weg laufen musste?
Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, fragte er: „Möchtest du einen Drink? Ich brauche definitiv einen.“
Er dachte, damit würde er sie besänftigen, doch im Gegenteil. Katie streifte den großen Shopper von ihrer Schulter und Dale fiel darauf herein. Er dachte, sie wolle sich hinsetzen – bis sie zum ersten Mal ausholte. Vor lauter Schreck wich er hinter den Couchtisch zurück, hob die Hände vor sein Gesicht und rief entsetzt: „Nicht auf die Nase!“
Verdattert blieb Katie stehen. „Du sollst dich nicht besaufen! Du fährst gleich gefälligst zum Club – und zwar zackig!“
Langsam ließ Dale wieder die Hände sinken. „Du hast mir gar nichts vorzuschreiben, immerhin bezahle ich dich und nicht umgekehrt.“
Katie lachte nur spöttisch und stellte ihre Tasche ab. Sie ließ sich in den Sessel fallen, fuhr sich mit den Fingern durch die wilden Locken und sagte: „Na gut, ich nehme etwas zu trinken. Nichts Alkoholisches. Dann will ich die ganze Geschichte hören. Du solltest für deinen eigenen Frieden hoffen, dass sie gut ist.“
Mit hängenden Schultern holte Dale zwei Dosen Eistee aus dem Kühlschrank und reichte ihr eine, während er gebührenden Abstand hielt. Er hatte zwar keine Ahnung, warum Katie so sauer auf ihn war, aber er traute ihr gerade nicht über den Weg.
Er nahm selbst Platz, öffnete die Dose und nahm einen Schluck.
„Ich warte.“ Sie war wirklich unerbittlich.
„Ich brauchte eine Auszeit. Außerdem habe ich Julian eine Email geschrieben.“
„Wahnsinn, warum hast du nicht gleich Rauchzeichen geschickt? Du weißt ganz genau, dass Julian nie seine Emails liest. Im Club geht es drunter und drüber!“
Dale strich sich wieder über den Nasenrücken. „Der Club läuft doch praktisch von alleine. Als ob ihr mich so sehr vermisst habt.“ Ein scharfer Stich fuhr durch seine Brust. Die Einzige, von der er sich wünschte, dass sie ihn vermisste und sich nach ihm sehnte, war Vivian. Doch sie hatte sich kein einziges Mal in der ganzen Zeit gemeldet. „Was weißt du denn überhaupt?“
Mit hochgezogener Augenbraue antwortete sie: „Eigentlich nichts – außer, dass du scheinbar vor exakt 22 Tagen beschlossen hast, das Aviditas , deine Freunde und Angestellten im Stich zu lassen.“
Obwohl er sich normalerweise sehr gut im Griff hatte, zuckte er bei ihren harten Worten zusammen. „Es ist eine lange Geschichte.“
„Ich bin ganz Ohr. Ich kann kaum erwarten, zu erfahren, warum du dich für drei Wochen verpisst, nicht ans Telefon gehst, Vivian mit ihrer miesen Laune hausieren geht und jede Nacht bei Julian im Büro schläft. Oh, und da wir gerade bei Julian sind: Er ist natürlich überhaupt nicht damit überfordert, irgendwelche Entscheidungen im Club zu treffen oder sich um deine hübsche Neueröffnung zu kümmern. Leg los, ich bin ja schon so gespannt.“
Dabei war Katie ihm beim Vorstellungsgespräch tatsächlich sanftmütig vorgekommen, war das zu glauben? Er hatte sogar Zweifel gehabt, ob sie den Empfang übernehmen konnte und sich im Zweifelsfall würde durchsetzen können. Offensichtlich hatte er sie ganz schön unterschätzt.
„Hat Vivian irgendetwas gesagt?“
„Hör auf, blöde Fragen zu stellen und komm zum Punkt!“
„Nur, wenn du schwörst,
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