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Hingebungsvoll

Hingebungsvoll

Titel: Hingebungsvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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verstecken.“
    „Kann ich dich irgendwie trösten? Du kannst meinen Kaffee haben, wenn du magst“, bot Julian ihr aufopferungsvoll an.
    Trotz der Tränen grinste Erica schief. „Danke, das weiß sehr zu schätzen. Aber ich bin nicht traurig, ich bin verdammt wütend.“ Die letzten Wort presste sie trotzig zwischen den Zähnen hervor.
    Erleichtert ließ Julian sich in seinen Stuhl fallen. Mit Wut konnte er umgehen – Wut kannte er von seiner Schwester. „Dafür hast du aber beeindruckend viel geheult.“ Er deutete auf die nassen Flecken auf Ericas Shirt.
    Sie folgte seinem Blick und zuckte mit den Schultern. „Als Alternative hätte ich auch Edgars Zimmer verwüsten können.“
    „Ich habe das Gefühl, dass wir Männer im Moment gar nichts richtig machen können.“ Julian verschränkte die Arme hinter dem Kopf und legte seine Füße auf den Schreibtisch.  
    Nun grinste Erica ihn frech an. „Dale und Edgar vielleicht – nach dem, was Katie erzählt hat, scheinst du alles richtig zu machen.“
    Plötzlich fühlte Julian sich wieder unbehaglich. War das eine Anspielung auf Sex? Hatte Katie mit Erica über Sex geredet? Und mit seiner Schwester? Plötzlich kam es ihm vor, als befände sich verdächtig wenig Sauerstoff im Raum.
    Mit Bedacht wählte er seine Worte und brachte dennoch nichts Eloquentes zustande. „Wie meinst du das?“
    Erica lachte und winkte ab, ihre Stimme klang schon nicht mehr so verheult. „Keine Sorge, Katie hat uns nichts erzählt, sie wollte nur anfangs Tipps von mir und deiner Schwester haben, weil sie dachte, dass du dominant sein könntest.“  
    „Ich habe das Gefühl, dass ich beleidigt sein sollte, so wie du das formulierst – als wäre es absolut undenkbar!“ Eingeschnappt rümpfte er die Nase.
    Ungefähr zwei Sekunden lang hatte Erica sich im Griff, dann prustete sie los.  
    Je länger sie lachte, desto beleidigter wurde Julian. „Schön, dass ich zu deiner Erheiterung diene. Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?“
    Mit einem Mal wurde sie ruhig und starrte finster vor sich hin. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich fürchte nicht.“
    Julian hatte zu viel Erfahrung mit Frauen, als wirklich zu glauben, dass er so einfach davonkommen würde.  
    Erica fuhr fort: „Edgar redet über gar nichts mit mir. Alles muss ich ihm aus der Nase ziehen. Erst erzählt er mir nichts von der FBI-Agentin, dann finde ich durch Zufall heraus, dass er umziehen will und jetzt das.“
    Bevor Julian sich erkundigen konnte, was ,das‘ eigentlich war und von welcher FBI-Agentin Erica sprach, flog die Zimmertür auf. Katie war völlig außer Atem und ihre Augen glänzten. „Kommt mit! Das müsst ihr euch ansehen! Darüber werden wir noch in Jahrzehnten sprechen!“
    Sie verschwand im gleichen Augenblick bereits wieder und neugierig standen bei auf, um ihr zu folgen. Als er Erica den Vortritt durch die Tür ließ, sagte er leichthin: „Mach Edgar doch eifersüchtig. Funktioniert das bei uns armen Männern nicht immer? Sei einfach so schweigsam wie möglich und zahl es ihm mit gleicher Münze heim.“
    Überrascht sah Erica ihn von der Seite an, ihre Antwort ging im Getöse unter. Kaum hatte Julian die Durchgangstür geöffnet, konnte er seine Oma hören. Evelyn Keyes klang aufgebracht – sehr aufgebracht.
    Fassungslos beugte Julian sich über den Rand der Balustrade und sah zu, wie seine Oma einen anderen Mann mit ihren Handtasche schlug. Der Mann protestierte lautstark und wich entsetzt immer weiter zurück.
    „Jetzt lassen Sie mich doch zufrieden. Von Ihnen wollte ich doch gar nichts!“, versuchte er sich zu verteidigen.
    Während Evelyn mit ihrer Tasche ausholte, rief sie: „Dass ich nicht lache! Warum haben Sie dann so oft angerufen und meinen Anrufbeantworter in die Knie gezwungen?“
    Die Menge auf der Tanzfläche hatte sich bereits geteilt und bildete einen Gang. Niemand schien glauben zu können, was sich vor ihren Augen abspielte.
    „Ich fasse es nicht“, murmelte Julian und zeigte auf den Mann. „Das ist Seth Presley III. – wie er leibt und lebt. Vielleicht hätte ich ihn doch zurückrufen sollen.“
    Erica schien sich nur zu gut an ihr Telefongespräch mit ihm erinnern zu können und antwortete: „Und plötzlich bin ich davon überzeugt, dass er diese Behandlung sicherlich verdient hat.“
    Katie stand auf halber Treppe neben Dale, während Vivian auf einem Hocker an der Bar saß; dem Thermobecher in ihrer Hand nach zu urteilen, war sie auf dem Weg zum Dach gewesen.

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