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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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erste Erinnerungen an die jüngsten Ereignisse in mir aufstiegen. Ich untersuchte mich selbst, aber abgesehen davon, dass ich völlig verdreckt war, schien mit mir alles in Ordnung zu sein. Allerdings schienen die von den Wurzeln stammenden Striemen im Takt mit den Krallenspuren des Adlers an meiner Hand zu pulsieren, und dadurch fühlte es sich an, als hallte mein Herzschlag durch den ganzen Körper.
    Mehr als alles andere wünschte ich mir ein Bad. Erneut tastete ich umher und fand einen großen Eimer Wasser, den jemand zusammen mit einem Schwamm, einem Riegel selbstgemachter Seife und einem Handtuch bei der Tür zurückgelassen hatte. Der Boden war kahl, abgesehen von etwas Stroh, das die Matratze durch ein Loch verloren hatte, und in der Mitte gab es einen Abfluss. Ich legte die Decke beiseite und schrubbte mich ab, bis die Haut an einigen Stellen wund war und ich nichts anderes mehr roch als den scharfen Geruch der Seife. Den Rest des Wassers schüttete ich mir über den Kopf, doch trotz all meiner Bemühungen fühlte ich mich nicht sauber. Ich trocknete mich ab und versuchte, nicht an Mac zu denken, aber das war unmöglich. Die Fee und ihre Helfer mussten seine Zauber eingesammelt und mitgebracht haben, denn sie bildeten einen Haufen am Ende der Pritsche. Meine Finger erkannten ihre Formen, aber sie fühlten sich kalt und leblos an. Ich fragte mich, ob sie eine Art Mitteilung sein sollten, ein Hinweis darauf, wie nutzlos selbst unsere beste Magie im Feenland war. Ich hätte gut darauf verzichten können. Ich war noch immer desorientiert und konnte kaum glauben, was ich im Wald gesehen hatte. Doch die Bilder schienen sich mir in die Augen gebrannt zu haben. Ich hörte Macs letzten Schrei und sah, wie sich seine Finger in den Boden bohrten und eine Waffe suchten, die ihm fehlte, weil er seinen einzigen Feenland-Zauber mir gegeben hatte. Und ich hatte ihn verloren. Erneut versuchte ich, meine Macht zu rufen, und ich fühlte sie wie eine große Welle an einem Damm – sie konnte mich nicht erreichen. Wenn es eine Möglichkeit gab, die blockierende Wirkung des Feenlands aufzuheben, entzog sie sich meiner Kenntnis.
    Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich mattes Licht, das mir die Umrisse der Tür zeigte – es war so schwach, dass es verschwand, wenn ich blinzelte. Bei einer Flucht half es nicht viel, und die leere Zelle bot mir kaum Inspiration. Abgesehen von der Pritsche gab es keine anderen Einrichtungsgegenstände, und bis auf die massive, verriegelte Tür und ein hohes, vergittertes Fenster entdeckte ich keinen Weg hinaus. Ich wickelte mich wieder in die Decke, zog die Pritsche zur Seite und schnitte eine Grimasse, als sie laut über den Boden kratzte. Als ich auf sie stieg, konnte ich gerade so den Fenstersims erreichen, doch meine suchenden Finger fanden dort nur Staub und etwas, das sich nach einer toten Spinne anfühlte. Weder Mond noch Sterne waren zu sehen, und mein Tastsinn teilte mir mit, dass die Gitterstäbe aus Metall bestanden und so dick wie mein Handgelenk waren. Ich setzte mich wieder auf die Pritsche, schlang die Arme um die Knie und zitterte in der kühlen Nachtluft. Das Waschen und die Suche nach einem Fluchtweg hatten mein Gehirn beschäftigt, aber jetzt kehrte es zum Schrecken im Wald zurück. Je mehr ich versuchte, nicht an Mac zu denken, desto mehr Erinnerungen drängten sich mir auf. Ich roch erneut den grässlichen Atem, sah die Gier in den Augen der Baummänner und fühlte, wie die faulige Masse zwischen meinen Beinen zuckte und drückte.
    Ich zitterte immer heftiger, bis mir die Zähne klapperten. Schließlich konzentrierte ich mich auf den Zorn, um damit die Panik zu besiegen, holte tief Luft und überlegte. Ich war allein und wehrlos, und das hasste ich. Die Furcht war eine alte, vertraute Begleiterin, aber dies ging darüber hinaus. Es fehlten geeignete Worte, um zu beschreiben, was ich empfand: eine Kälte, die mir bis in die Knochen reichte, und die Gewissheit, dass ich mich, selbst wenn ich überlebte, nie wieder sicher fühlen würde.
    Ich zog die Wolldecke noch etwas fester um mich, aber es nützte kaum etwas. Die Kälte, die mich durchdrang, kam nicht von außen. Ich ging in der dunklen Zelle auf und ab und versuchte, den Frost mit Bewegung aus mir zu verbannen. Wärmer wurde mir dadurch nicht, aber ich bekam einen klaren Kopf. Ich konnte meine Fehler später analysieren. Ich konnte später trauern. Jetzt kam es vor allem darauf an, diesen Ort zu

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