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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Cassie? Ist das alles nur ein geschickt eingefädelter Schwindel, der dich dazu bringen soll, eine Position zu akzeptieren, die du eigentlich ablehnst?«
    »Nein.« Vamps reagierten nicht so empfindlich auf Schmerzen wie Menschen, aber niemand von ihnen würde sich einfach so aufschneiden lassen. Erneut zog er mich zu sich, und seine Augen glühten. »Glaubst du, dass ich die Gunst der Konsulin zurückgewinnen will, indem ich meine ursprüngliche Mission zu Ende führe? Ist es das?«
    Ich antwortete nicht sofort. Tomas hatte mich schon einmal verraten, und obwohl ich davon überzeugt war, dass er das Falsche aus den richtigen Gründen getan hatte … Vielleicht irrte ich mich. Ich wusste, dass er ein guter Schauspieler war – das galt für die meisten alten Vampire. Wenn sie nicht mit entsprechenden Talenten geboren waren, lernten sie das Geschick durch jahrhundertelange Übung. Aber es ergab keinen Sinn für ihn, mich zu täuschen. Selbst wenn der Senat bereit gewesen wäre, reinen Tisch zu machen und ihn wieder aufzunehmen … Das war es nicht, was Tomas wollte. Sein Hauptziel bestand aus Freiheit von der Herrschaft seines Herrn, damit er Alejandro töten konnte. Ganz gleich, wie sehr er mich zurück wollte, der Senat würde sich nicht auf einen Kampf gegen eine andere souveräne Vampir-Körperschaft einlassen – immerhin führte er bereits einen Krieg. Er konnte Tomas nicht geben, was er wollte, und für weniger würde der mich bestimmt nicht verraten. »Nein«, sagte ich schließlich. »Das glaube ich nicht.«
    »Aber du vertraust mir nicht.«
    Es war keine Frage, und deshalb verzichtete ich auf eine Antwort. Was sollte ich sagen? Er hatte recht.
    Tomas lachte humorlos. »Ich kann es dir nicht verdenken. Du hast mir einmal vertraut, und ich habe dich belogen. Ganz gleich, was ich jetzt auch sage, es sind nur Worte.«
    »Ich höre sie trotzdem gern«, erwiderte ich zögernd. Tomas hatte mir eine Erklärung für den Verrat gegeben, aber nichts über uns gesagt. Ich wollte von ihm hören, dass nicht alles während unserer gemeinsamen Zeit eine Lüge gewesen war.
    Er küsste mich sanft, dicht unter der Vertiefung in meiner Kehle. »Mein ganzes Leben lang habe ich nur Leute kennengelernt, die etwas von mir wollten. Als ich jung war, ging es um Schutz und die Möglichkeit zur Rache. Nach der Verwandlung durch Alejandro ging es um Kampfgeschick und ein Wissen um das Land, das er nicht besaß. Für Louis-Cesar war ich eine lebende Trophäe, ein Beleg seiner Macht.« Wie ehrfürchtig strich er mir übers Haar. »Nur du hast dich für mich als Person interessiert, ohne etwas zu wollen.
Te amo,
Cassie.
Te querre para siempre.«
    Ich sprach kein Spanisch, verstand aber, was er meinte. Einst hätte ich viel gegeben, um solche Worte zu hören, in jeder Sprache, aber jetzt bildeten meine Gefühle ein solches Durcheinander, dass ich nicht einmal versuchen konnte, sie zu entwirren. Ich wusste nicht, was ich fühlte oder sagen sollte. »Tomas, ich …«
    »Nein. Ich möchte mich so daran erinnern, wie es ist. Bald muss ich zurückkehren, und ich will keine Lügen mitnehmen, wie schön sie auch klingen. Der Senat steckt voller Lügen. Das hier …« Seine Wange berührte mich an der Brust. »Das hier ist wahr.«
    »Du musst nicht zurück, Tomas! Wie ich schon sagte, wir finden ein Versteck für dich.«
    Er lachte, und diesmal klang es echter. »Kleine Cassie, kümmerst dich immer um alle. Eigentlich sollte ich dich retten, erinnerst du dich? So ist das doch im Märchen, oder?« Plötzlich verfinsterte sich seine Miene. »Aber warum solltest du das so sehen? Bisher bin ich nicht von großem Nutzen gewesen!«
    »Du hast mich vor Tonys Schlägern gerettet, oder zählt das nicht?« Tony hatte eine Gruppe in den Nachtclub geschickt, in dem ich arbeitete, um mich dort herauszuholen. Die Bemühungen der Burschen waren deshalb erfolglos geblieben, weil der Senat Tomas zu meinem Wächter gemacht hatte. Ich erinnerte mich sehr gut daran, dass er mir das Leben gerettet hatte, aber Tomas winkte ab.
    »Du wärst auch allein zurechtgekommen. Das bist du immer.« Sein Gesichtsausdruck wurde grimmig. »Cassie, wenn du daran zweifelst, wie ich fühle, lass es mich dir zeigen! Lass mich das für dich tun!« Meine Hand fuhr durch die seidene Masse seines Haars. Die Position der Pythia mochte ein Käfig sein, aber es war wenigstens einer, bei dem ich ein Wörtchen mitzureden hatte. Den Job würde ich für immer am Hals haben, doch ich gewann auch

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