Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
nächste Pythia besser ist?«
    Billy riss die Augen auf, und mir wurde klar: Ich war in Augustas Körper relativ sicher, aber Billy in meinem nicht. Ich trat vor ihn. »Es gibt keine nächste«, sagte ich. »Wenn es eine andere Kandidatin gäbe, die einen guten Job machen könnte, hätte ich die verdammte Macht ihr überlassen! Die Eingeweihten unterliegen alle der Kontrolle Ihres Kreises, dem ich nicht mehr traue als dem Schwarzen. Ich habe nicht vor, welterschütternde Macht einer Person zu überlassen, die manipuliert, kontrolliert und korrumpiert werden kann!« Pritkin kniff die Augen zusammen. »Wollen Sie mir weismachen, dass Sie sich einfach so von der Macht trennen würden, wenn es eine andere Empfängerin gäbe? Sie haben uns ins Feenland gezerrt, um dort das Ritual zu vervollständigen. Sie
’wollen
die Macht, das ist doch ganz klar.«
    »Ich habe Sie nirgendwohin gezerrt! Sie sind
freiwillig
mitgekommen!«
    »Auf der Suche nach der Abtrünnigen!«
    Ich holte tief Luft. Augusta brauchte sie nicht, ich schon. »Ich wollte ins Feenland, um Myra zu erwischen, bevor sie wieder etwas gegen mich unternehmen konnte. Dass wir Tomas mitgenommen haben, war reiner Zufall, und von der Vervollständigung des Rituals habe ich mir nur versprochen, am Leben zu bleiben.«
    »Mac haben Sie gesagt, es ginge Ihnen um Ihren Vater.«
    »Das stimmt auch. Tony hat ihn, was von ihm übrig ist, und ich will ihn zurück. Aber das Hauptziel war immer Myra. Ich hatte Grund zu der Annahme, dass sie bei Tony war.« Es hatte wie eine Möglichkeit ausgesehen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, aber ich hätte es besser wissen sollen. Wann war mein Leben jemals so einfach? »Aber jetzt ist sie hier und versucht, Mircea zu töten. Wenn ihr das gelingt, kann er mich nicht mehr schützen, während ich aufwachse, und ohne seinen Schutz wäre ich vermutlich nicht lange genug am Leben geblieben, um Ihnen und anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. Das ist Ihre große Chance, wenn Sie mich loswerden wollen.«
    »Warum sagen Sie mir das? Ich könnte Myra dabei helfen, Sie und Ihren Vampir zu erledigen.«
    »Ich weiß.« Und offen gestanden hätte es mich kaum überrascht. Ich setzte ziemlich viel auf Macs Vertrauen zu seinem Kumpel – ein Vertrauen, das vielleicht gar nicht gerechtfertigt gewesen war. Andererseits … Blieb mir etwas anderes übrig? Ich hatte Myra und die Hälfte des Europäischen Senats gegen mich, und mein einziger Verbündeter war ein gestresster Geist in einem viel zu verwundbaren Körper. Spielte ein Feind mehr überhaupt eine Rolle?
    Pritkin warf mir einen weiteren seiner patentierten Blicke zu. »Was können Sie allein gegen Myra und den Senat ausrichten?«
    Er hatte also meine kleine Plauderei mit Myra gehört. Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nichts. Und in dem Fall wäre Ihr Problem gelöst.« Ich sah auf Billy hinab. »Kommst du eine Zeitlang allein zurecht?«
    Er hob und senkte die Schultern. »Klar. Teufel auch, wenn ich noch ein paarmal sterbe, gewöhne ich mich vielleicht daran.«
    »Ich begleite Sie«, verkündete Pritkin.
    »Weshalb? Haben Sie doch noch beschlossen, das geringere der beiden Übel zu wählen?«
    »Für den Moment.«
    Es war keine innige Unterstützungserklärung, aber es genügte mir vorerst. »Sie sind eingestellt.«

Vierzehn
    Die Straße war noch immer dunkel, selbst für Augustas Augen, aber ich entdeckte andere Möglichkeiten des Sehens. Überall entlang der Straße befanden sich Personen, in der Nacht verborgen: in Mietshäusern und Kneipen, oder tief in den Schatten unterwegs. Viele von ihnen waren amorphe, dunkel gekleidete Gestalten in der Finsternis, aber sie alle hatten einen Herzschlag, und von diesen Tausenden lebenden, schlagenden Organen ging ein verlockender Sirenengesang aus. Jenseits des menschlichen Stroms gab es dunklere Flecken, nur einige Straßen entfernt, und meine Haut prickelte, als ich ihre Macht spürte. Vampire.
    Ich wich zurück, damit ich Augustas Gesicht nicht mehr im dunklen Glas sah. »Es gibt viele Vampire in diesem Teil der Stadt«, sagte ich zu Pritkin. »Vielleicht zwei Dutzend.« Ich brachte den Satz hervor, ohne dass meine Stimme brach, spürte aber, wie die Hände zu schwitzen begannen. Selbst in Augustas Körper war ich nicht vor dieser Reaktion geschützt, und vermutlich ging es Pritkin nicht besser, trotz seines Spielzeugs.
    »Wie lange dauert es, bis sie hier aufkreuzen?« Für meine blank liegenden Nerven klang er viel zu

Weitere Kostenlose Bücher