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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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sachlich.
    »Was spielt es für eine Rolle?« Ich musste mich sehr beherrschen, um ihn nicht anzuschreien. »Wir müssen Mircea finden und uns verstecken – schnell. Das ist der einzige vernünftige Plan.«
    Pritkin trat durch den Bühneneingang und die Treppe hinunter. Ich folgte ihm, den ganzen Weg bis vor das Gebäude, wo er stehenblieb und die raureifbedeckte Straße hinauf und hinunter sah. »Überlassen Sie das mir.«
    »Falls Sie es vergessen haben sollten, der Senat ist nicht unser einziges Problem«, sagte ich leise und in der Hoffnung, dass mich kein Vampir in der Nähe hörte. »Ich kann Myra nicht einfach frei herumlaufen lassen …«
    »Dann lassen Sie sie nicht frei herumlaufen. Kümmern Sie sich um die Abtrünnige. Ich kümmere mich um das hier.«
    »Sie wollen sich um das hier kümmern?« Ich schloss die Hand um einen Laternenpfahl, und erst als ich sie wieder davon löste, merkte ich, dass die Finger Dellen im Gusseisen hinterlassen hatten. Vorsichtig lehnte ich den beschädigten Pfahl an eine Hauswand, damit er nicht umfiel. Es war ganz offensichtlich keine gute Idee, mich im Körper eines Vampirs zu ärgern. »Eine Leiche gibt keinen guten Verbündeten ab!«, sagte ich in aller Deutlichkeit. »Einige jener Vampire sind Senatsmitglieder. Sie wären vermutlich nur ein wenig lästig für sie, mehr nicht. Wir müssen uns verstecken.«
    »Sie könnten uns allein mit dem Geruchssinn finden. Verstecken kommt nicht infrage.«
    »Aber Selbstmord schon?«
    Ich wollte noch mehr sagen, wurde aber erneut von hinten gepackt. Für eine halbe Sekunde dachte ich, dass es ein Vampir war, aber dann hörte ich einen Herzschlag und roch einen ungewaschenen Mann und Bier. Ich wich zurück, aber der Mann folgte mir. Woraufhin ich ihm einen Stoß gab, der sanft sein sollte, ihn aber über die Straße fliegen und ins Fenster des Pubs auf der anderen Seite krachen ließ. Deutlich sah ich die erschrockene Überraschung in seinem Gesicht, die Glassplitter, die seine Haut durchbohrten, sogar die Blutstropfen in der Luft.
    Sein Freund, den ich gar nicht bemerkt hatte, stieß einen zornigen Schrei aus, lief auf mich zu und holte mit der Faust aus. Ich duckte mich und brachte den Burschen unter Kontrolle, indem ich ihm den Arm um die Kehle schlang und ihm die Luft abdrückte. Es war geradezu absurd leicht. Die Knochen im Hals dieses muskulösen Arbeiters fühlten sich so dünn und zerbrechlich an wie die eines kleinen Vogels. Die Schwierigkeit dabei, ihn festzuhalten, bestand darin, ihm nichts zu brechen.
    Ich hatte eigentlich nie daran gedacht, wie zart und empfindsam Menschen waren. Solche Vorstellungen hatte ich insbesondere nie mit Männern verbunden, die mich normalerweise ein ganzes Stück überragten. Plötzlich merkte ich, wie behutsam Vampire vorgehen mussten, wenn sie nicht lauter Leichen hinter sich zurücklassen wollten. Der Mann war sicher der Ansicht, dass er mit aller Gewalt versuchte, sich zu befreien, aber was mich betraf: Ich schien einen Schmetterling an den Flügeln zu halten und zu versuchen, ihn nicht zu zerreißen. Nur ein wenig Druck, um ihm die Luft zu nehmen, ganz sanft, damit die Luftröhre nicht zerquetscht wurde und dieses kräftig gebaute Geschöpf nicht wie Papier in meinen Händen zerknüllte.
    Schließlich erschlaffte er, und ich legte ihn hin und fühlte nach dem Puls. Ich fand einen und atmete erleichtert auf. »Sie scheinen recht gut allein zurechtzukommen«, kommentierte Pritkin.
    »Gegen Menschen! Aber es sind keine Menschen, die Jagd auf uns machen!«
    »Nein, aber das Prinzip ist gleich.« Pritkin nahm den schweren Laternenpfahl, den ich an die Wand gelehnt hatte, und schob ihn mit einem ordentlichen Ruck ins Loch zurück. Die Gasleitung im Boden platzte, und das entweichende Gas fing sofort Feuer – eine Stichflamme schoss gen Himmel. Augustas instinktive Angst veranlasste mich zurückzuspringen. Ein Vamp, der mir bis dahin gar nicht aufgefallen war, geriet in Brand, lief los und stieß gegen einen anderen. Pritkin lächelte grimmig. »Man verhalte sich nie so, wie sie es von einem erwarten.«
    Er folgte den fliehenden Vampiren die Straße hinunter, schrie und versuchte ganz allgemein, möglichst laut zu sein. Sofort spürte ich, wie sich die dunklen Machtpräsenzen in meiner Wahrnehmung in seine Pachtung wandten. Die Vamps wussten nicht, was vor sich ging, aber sie hatten auf einen Kampf gewartet, und Pritkin schien bereit zu sein, ihnen einen zu geben. Und er hatte mich verrückt

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