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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ebenfalls.« Sie inspizierte mich von Kopf bis Fuß. »Sie stammt aus dem Feenland, aber …« Sie drückte ein wenig zu, und mir wurde schwarz vor Augen. »… das gilt nicht für dich.«
    Ich vergeudete nicht viel Zeit damit, über meine Möglichkeiten nachzudenken. Augusta konnte mir mühelos das Genick brechen. Sie war viel stärker als ich, und der Versuch, gegen sie zu kämpfen, wäre vollkommen sinnlos gewesen. Aber vielleicht hatte ich die Möglichkeit, sie zu benutzen. Mit Augusta auf meiner Seite stellte Pritkin ein weitaus geringeres Problem dar.
    Ich mochte es nicht, von anderen Personen Besitz zu ergreifen. Es fühlte sich immer sehr seltsam an, und abgesehen davon kam ich mir dabei irgendwie schmutzig vor. Vielleicht deshalb, weil es auf eine Art geistige Vergewaltigung hinauslief. Ich hatte beschlossen, solche Dinge in Zukunft so weit wie möglich zu vermeiden, aber nicht um den Preis meines Lebens. Die Frage hier lautete: Konnte ich es schaffen?
    Ich hatte einmal einen dunklen Magier übernommen, war aber schon nach kurzer Zeit aus seinem Körper vertrieben worden. Obwohl Billy mir geholfen hatte. Nie zuvor hatte ich Billy bei einem Sprung mitgenommen, aber diesmal war ich so dumm gewesen zu glauben, dass er ein nützlicher Verbündeter sein könnte. Derzeit klang er allerdings nicht besonders nützlich. Er plapperte noch immer hysterisch vor sich hin, und es gelang mir nicht einmal, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, von Hilfe ganz zu schweigen. Aber wenn Myra zu so etwas in der Lage war, sollte es mir ebenfalls gelingen, verdammt.
    Zum Glück erwies sich Augustas Vorstellung von Abschirmungen als recht amateurhaft. Wenn sie in der Lage war, sich mit mehr als nur einem Element abzuschirmen, entdeckte ich keine Spur davon. Ihre Schilde wirkten beeindruckend: hohe Stahlplatten, wie der Rumpf eines Schlachtschiffs vernietet. Doch bei genauerer Überprüfung entdeckte ich stark verrostete Stellen, fast durchsichtig. So war das, wenn man die eigene Abschirmung nicht mit täglichen Meditationen wartete. Wenn Augustas Schutz so stark gewesen wäre, wie er aussah, hätte sie die Übernahme durch mich verhindern können. Aber so brannte mein Feuer überraschend leicht ein Loch in ihr Metall.
    Alles war plötzlich heller, klarer und näher als vorher, und ich sah in meine eigenen erschrocken blickenden Augen. Ich hielt mir die Hand auf den Mund, bevor Billy Joe Radau machen konnte, doch das schien falsch zu sein, denn er rastete regelrecht aus. Schließlich schluckte ich die bittere Pille und schlug mir selbst ins Gesicht. Ich versuchte, vorsichtig zu sein, aber vermutlich steckte trotzdem mehr Wucht als beabsichtigt hinter dem Schlag, denn Billy verdrehte die Augen, und für eine Sekunde befürchtete ich, er würde das Bewusstsein verlieren. »Ich bin’s«, zischte ich.
    Er nickte langsam, und nach einem Moment bewegte er die geliehenen Lippen. »Ich brauche ein Bier«, verkündete er mit zittriger Stimme. »Ich brauche eine ganze verdammte Brauerei.«
    »Bist du in Ordnung?« So sah er nicht aus. Mein Gesicht war kalkweiß, und ich beobachtete, wie meine Lippen bebten. »Wenn du dich übergeben musst, gib mir rechtzeitig Bescheid.«
    Billy lachte, und es klang beunruhigend schrill. »Übergeben? Ich schätze, dazu hätte ich allen Grund, wie? Geist, Mensch, Geist, Mensch … Oh, ich mag diese Art von Achterbahn.«
    Ich musterte ihn besorgt. »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Was gibt es da zu verstehen? Ich bin gerade
gestorben,
das ist alles!«
    »Billy«, sagte ich laut, »du bist vor langer Zeit gestorben.«
    »Ich bin vor langer Zeit gestorben«, wiederholte Billy spöttisch. »Und ich bin
heute
gestorben, Cassie, falls dir das entgangen sein sollte! Eine Zugabe, die ich dem Feenland verdanke! Lieber Himmel!«
    Er schnitt eine Grimasse und sank zitternd auf die Knie. Ich umarmte ihn und begriff, was mit ihm los war. Beim Weg durch das Portal hatte er seinen neuen Körper verloren. Mir war klar gewesen, dass das geschehen konnte, aber ich hatte nicht über die möglichen Konsequenzen nachgedacht. Die ganze Zeit über ließ er sich in anderen Leuten nieder, auch in mir, und es schien ihn nie zu belasten, wenn er sie wieder verlassen musste. Aber beim eigenen Körper sah die Sache vermutlich anders aus. Er hatte nicht von jemandem Besitz ergriffen, sondern war lebendig gewesen. Und der neuerliche Transfer durchs Portal hatte für ihn praktisch einen zweiten Tod bedeutet. Ich schlang die Arme noch etwas

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