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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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fester um ihn und vergaß meine neue Kraft. Als er schmerzerfüllt stöhnte, ließ ich ihn rasch los.
»Diesmal hätte ich es fast nicht geschafft, Cass«, sagte er schwach. »Es ist nicht automatisch, weißt du.«
    »Was ist nicht automatisch?«
    »Dass man zu einem Geist wird. Niemand führt Statistiken oder dergleichen, aber ich schätze, es ist verdammt selten! Und fast … fast hätte ich mich selbst verloren. Ich … war nicht mehr da und konnte nichts sehen, spürte nur ein Zerren, das mich wegbringen wollte. Und die einzige Sache, an der ich mich festhalten konnte, war der Klang deiner Stimme. Und dann wolltest du weg …« Er unterbrach sich mit einem Ächzen.
    »Billy … es tut mir leid.« Es erschien mir unangemessen, aber was sagte man jemandem, der gerade zum zweiten Mal gestorben war? Dabei half mir nicht einmal Eugenies Erziehung.
    Er packte mich, und ich hatte gar nicht gewusst, dass meine Arme so stark sein konnten. »Verlass. Mich. Nie. Wieder.« Ich nickte, doch innerlich hatte ich eine Krise, die kaum geringer war als die Billys. Ich konnte Augusta nicht verlassen, ohne eine sehr verärgerte Vampirin zu bekommen, die es auf mich abgesehen haben würde. Aber es kam auch nicht infrage, die ganze Nacht für den traumatisierten Billy den Babysitter zu spielen, während Myra frei herumlief. Etwas musste geschehen.
    Ich stand auf und zog Billy auf die Beine, als plötzlich jemand von hinten mein Haar packte und mir ein Messer an die Kehle hielt. Das nervte mich gewaltig. Augustas Ohren hörten Ratten in den Mauern des Theaters, das leise Tropfen von einer undichten Stelle im Dach und den Streit, den ein Kutscher einige Straßen entfernt mit einem betrunkenen Fahrgast hatte. Warum also war ich von jemandem überrascht worden, der sich an mich herangeschlichen hatte? »Wenn Sie irgendetwas versuchen, sind Sie tot«, sagte Pritkin. Ich rollte mit den Augen. Natürlich.
    »Was bringt man euch in der Magierschule bei?«, fragte ich. »Um einen Meistervampir zu töten, muss man ihm einen Pflock – aus Holz, nicht aus Metall – ins Herz rammen, den Kopf ganz abtrennen, den Körper verbrennen und die Asche in fließendes Wasser streuen. Wenn man ihm die Kehle durchschneidet, ist er nur verärgert.«
    Pritkin ging nicht darauf ein. »In dieser Nacht müssen Sie sich ein anderes Opfer suchen. Ich nehme das Mädchen mit.«
    »Welches Mädchen?«
    Billy saß mit dem Rücken an der Eintrittskartenkabine, die Beine angezogen und das rote Kleid so groß, dass er sich fast darin verlor. Er sah zu mir auf, und seine Lippen formten kurz ein schiefes Lächeln. »Er meint mich, Cass.« Dann verstand ich. »Ich weiß nicht, ob der
Geis
aktiv ist, wenn ich in diesem Körper stecke«, sagte ich zu Pritkin. »Aber Sie sollten besser loslassen, bevor wir es auf eine recht unangenehme Weise feststellen.«
    Er gab mich so schnell frei, dass ich stolperte. »Ich lasse es nicht zu«, brummte er und richtete eine Flinte auf mich.
    »Auch das kann mich nicht töten«, teilte ich ihm mit, nahm das Gewehr und zerbrach es. »Aber es könnte ein hässliches Loch in mir hinterlassen.« Pritkin starrte mit gerunzelter Stirn auf die Reste seiner Waffe, und ich konnte fast sehen, wie er die Situation neu einschätzte. Ich beschloss, ihm dabei zu helfen. »Hören Sie, ich bin jetzt die Pythia, ob es uns beiden gefällt oder nicht. Und zu Ihrer Information: Was auch immer meine Fehler sein mögen, wenigstens habe ich alle Tassen im Schrank, und das kann man von Ihrer ach so geschätzten Myra nicht gerade behaupten.«
    Pritkin schien verwirrt zu sein, und das musste ich ihm lassen: Es sah echt aus. »Wovon reden Sie da?«
    Ich konnte kaum glauben, dass er es auf diese Weise versuchte. »Sie wollen Myra als Pythia. Sparen Sie sich die unschuldige Ich-habe-keine-Ahnung-Nummer; ich kenne Ihre Pläne schon seit einer ganzen Weile.«
    »Mir wäre es lieber, weder Sie noch Myra in dem Amt zu wissen. Dass sich Lady Phemonoe mit Ihnen beiden eingelassen hat … Sie muss senil gewesen sein.«
    »Marlowe hatte also recht! Sie arbeiten
tatsächlich
für den Kreis!« Der ganze Kram im Dante’s, nichts als Lug und Trug. Ich schüttelte den Kopf, halb ungläubig und halb bewundernd. »Sie müssen wirklich irre sein, wenn Sie zu verbluten riskieren, nur damit ich Ihnen glaube.«
    Pritkin strich sich mit der Hand durchs Haar und schien dabei gegen den Wunsch anzukämpfen, mir beide Hände um den Hals zu legen. »Ich arbeite nicht für den Kreis«, sagte er

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