Hinreißend untot
so langsam, als spräche er mit einem vierjährigen Kind. »Und ich habe nur einen Plan.«
Ich sah ihn argwöhnisch an. »Und der wäre?«
»Mein Plan sieht vor, dass das Amt der Pythia von einer Person bekleidet werden sollte, die über Intelligenz, Befähigung und Erfahrung verfügt!«, erwiderte Pritkin grimmig. »Myra ist ganz offensichtlich verrückt, und nach dem, was ich im Feenland gesehen habe, muss ich auch an Ihrer Eignung zweifeln.«
»Und was genau haben Sie im Feenland gesehen?«
Pritkin runzelte die Stirn. »Sie haben eine Vereinbarung mit dem König getroffen und wollen den
Codex
für ihn holen.«
»Und? Sie haben selbst daraufhingewiesen: Die Gegenzauber sind längst entdeckt.«
»Nicht alle. Gibt es vielleicht irgendeinen geheimnisvollen Zauber, von dem Sie nicht wollen, dass er gefunden wird?« Ich bekam nur steinernes Schweigen und seufzte. »Lassen Sie mich raten. Sie wollen es mir nicht sagen.«
»Sie brauchen nicht darüber Bescheid zu wissen. Auf keinen Fall werden Sie das Buch dem König geben. Wir finden einen anderen Weg zu Ihrem Vampir.«
»Ja, weil es beim letzten Mal so gut geklappt hat.« Der kurze Abstecher durchs Portal hatte mir eins klar gemacht: Ich würde die schöne Hölle namens Feenland nicht lange genug überleben, um Tony ohne die Hilfe der Feenlandbewohner zu finden. Und es gab nur eine Möglichkeit, diese Hilfe zu bekommen. Ich versuchte, Pritkin mit Worten zur Vernunft zu bringen. Die einzige Alternative war die Anwendung von Gewalt, und davor schreckte ich angesichts von Augustas Kraft zurück. »Halten Sie es nicht für ein bisschen extrem, mich zu töten, nur um zu verhindern, dass ich ein Buch finde?« Pritkin verzog das Gesicht. »Wenn ich Sie töten wollte, wären Sie längst tot«, erwiderte er schlicht. »Ich möchte Sie nur vor einem schrecklichen Fehler bewahren. Das Buch ist gefährlich. Es darf nicht gefunden werden!«
»Ich
werde
es finden – mir bleibt keine Wahl.« Normalerweise zeigten Pritkins Augen ein blasses Eisgrün, aber der Zorn gab ihnen die Farbe von Smaragd. »Wenn Sie mir helfen, lasse ich Sie zuerst hineinsehen«, fügte ich schnell hinzu. »Sie können herausnehmen, was Sie für gefährlich halten, und geben mir den Gegenzauber für den
Geis.
Den Rest bekommt der König.« Pritkin starrte mich so an, als hätte ich Marsianisch gesprochen. »Ist Ihnen nicht klar, was Sie getan haben? Sie haben dem König Ihr Wort gegeben; Sie sind ihm gegenüber verpflichtet.«
»Ich habe gesagt, dass ich das Buch für ihn hole. Bezüglich des Inhalts habe ich ihm nichts versprochen.«
»Und Sie glauben, mit einem so fadenscheinigen Argument durchzukommen?«
»Ja.« Ich fragte mich, in welcher Welt Pritkin gelebt hatte; die übernatürliche schien es nicht gewesen zu sein. »Alle nicht genau in einem Vertrag genannten Dinge unterliegen der Interpretation. Wenn der König nicht will, dass bestimmte Zauberformeln aus dem Buch entfernt werden, hätte er darauf hinweisen sollen.«
Pritkin musterte mich fast eine halbe Minute lang. »Eine der Aufgaben der Kriegsmagier besteht darin, die Pythia zu schützen, um jeden Preis«, sagte er schließlich. »Mac hat an Sie geglaubt; andernfalls wäre er nicht für Sie gestorben. Aber Sie sind bei einem Vampir aufgewachsen, bei einem Geschöpf ohne irgendwelche moralischen Regeln, und Sie haben keine Ausbildung erhalten. Warum sollte ich für Sie kämpfen? Welche Art von Pythia wären Sie?« Das war die große Frage, die ich mir ebenfalls gestellt hatte. Ich hatte die Macht in der Hoffnung genommen, damit den
Geis
zu besiegen oder zumindest einen Vorteil Myra gegenüber zu erlangen. Die Wahrheit lautete: Ich wusste nicht, was für eine Art von Pythia ich sein würde. Doch in einem Punkt bestand kein Zweifel. »Eine bessere als Myra.«
»Muss ich also das geringere von zwei Übeln wählen? Ihre Argumente sind nicht sonderlich überzeugend.«
»Vielleicht gebe ich mir nicht genug Mühe«, sagte ich wahrheitsgemäß. Ich brauchte Pritkin. Von Magie im großen Maßstab wusste ich kaum etwas, und ich hatte keine Ahnung, wo ich mit der Suche nach dem Buch beginnen sollte. Aber ich glaubte nicht, einen weiteren Mac auf meinem Gewissen ertragen zu können. »Wenn Sie klug sind, halten Sie sich bedeckt, bis das hier vorbei ist.
Lassen Sie mich meine eigenen Kämpfe ausfechten. Vielleicht haben Sie Glück und Myra und ich bringen uns gegenseitig um.«
»Warum sollte ich Sie nicht beide töten und hoffen, dass die
Weitere Kostenlose Bücher