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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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klar, als ich euch zusammen gesehen habe.«
    Ich dachte über die Situation nach und kam zu dem Schluss, dass es einen Versuch wert war. »Können Sie mich davon befreien? Wir stecken zusammen in dieser Sache, und wenn ich einen klareren Kopf habe …«
    »Nur Mircea kann den Zauber entfernen«, sagte Pritkin und nahm mir die geringe Hoffnung. »Selbst der Magier, der den
Geis
in seinem Auftrag geschaffen hat, wäre nicht imstande, ihn ohne seine Zustimmung zu entfernen. Derzeit sollten Sie sich besser von Mircea fernhalten.« Ich runzelte die Stirn. Casanova hatte mir praktisch das Gleiche gesagt, aber ich kaufte es ihm nicht ab. »Ich verstehe nicht viel von Magie, aber selbst ich weiß, dass es keinen Zauber gibt, der nicht gebrochen werden kann. Es muss eine Möglichkeit geben!« Pritkins Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, doch ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen teilte mir mit, dass ich recht hatte. »Sie wissen etwas«, sagte ich in einem vorwurfsvollen Ton. Er druckste ein wenig herum, aber schließlich gab er mir Antwort. Wahrscheinlich glaubte er, dass er es schneller hinter sich bringen konnte, wenn er ehrlich war. »Alle
Geusa
unterscheiden sich voneinander, aber sie haben eins gemeinsam. Jeder verfügt über ein eingebautes … Sicherheitsnetz, wenn Sie so wollen. Mircea möchte nicht in seiner eigenen Schlinge gefangen werden, und deshalb hat er den
Geis
sicher so gestaltet, dass es einen Ausweg gibt, sollte etwas schiefgehen.«
    »Welchen Ausweg?«
    »Das wissen nur Mircea und der betreffende Magier.« Ich musterte Pritkin und versuchte herauszufinden, ob er log. Seine Worte klangen wahr – warum also hatte ich das Gefühl, dass er mir nicht alles sagte? Vielleicht deshalb, weil mir noch nie jemand alles gesagt hatte. »Wenn wir im Jahr 1888 sind, hat Mircea noch nichts getan. Dann gibt es keinen
Geis.
Oder es sollte keinen geben«, fügte ich hinzu, denn ganz offensichtlich war etwas geschehen.
    »Sie neigen dazu, in außergewöhnliche Situationen zu geraten«, sagte Pritkin mit einem finsteren Blick. »Von diesem besonderen Szenario habe ich noch nie etwas gehört. Ich weiß nicht, was geschehen könnte, wenn Sie und Mircea Zeit in dieser Ära miteinander verbringen, aber ich bin ziemlich sicher, dass Ihnen die Folgen nicht gefallen würden.« Er rückte seinen langen Mantel zurecht, damit weniger Beulen und Ausbuchtungen auf seine Ausrüstung darunter hinwiesen. »Bleiben Sie hier. Ich sehe mich um und halte nach Besonderheiten Ausschau. Ich habe während dieser Epoche gelebt, und deshalb fällt mir Ungewöhnliches schneller auf als Ihnen. Keine Sorge, ich bleibe nicht lange weg, und nach meiner Rückkehr besprechen wir unsere Möglichkeiten.«
    Er eilte los, bevor ich reagieren konnte, und ich sah ihm sprachlos nach. Anwender der Magie lebten länger als normale Menschen, zugegeben, aber nicht so lange, dass sie wie fünfunddreißig aussahen, während sie in Wirklichkeit über hundert waren. Schon bei der ersten Begegnung mit Pritkin war mir klar geworden, dass mehr hinter ihm steckte, als es zunächst den Anschein hatte, aber allmählich wurde die Sache richtig unheimlich. Ich setzte mich auf eine der Stufen, schlang die Arme um die Knie und starrte auf den abgewetzten Teppich. In der knappen Kleidung wurde mir kalt, und die albernen Teufelshörner bereiteten mir zusätzliche Kopfschmerzen. Ich nahm sie ab und betrachtete sie. Der goldene Glitter löste sich an einigen Stellen, und darunter kam weißer Schaumstoff zum Vorschein. Es tat mir leid, in gewisser Weise. Wenn wir in unsere Zeit zurückkehrten, musste die junge Dame, die ich bestohlen hatte, für neue Hörner blechen. Und wenn wir nicht zurückkehrten … Dann blieb ihr nichts anderes übrig, als ein ganz neues Kostüm zu bezahlen.
    Ich merkte, dass es auf der Treppe kälter wurde, machte mir deshalb aber keine Gedanken, bis plötzlich eine Frau vor mir erschien. Sie trug ein langes blaues Kleid und schien ebenso viel Substanz zu haben wie eine normale Person, aber ich wusste sofort, dass es sich um einen Geist handelte. Es lag weniger an meinem ausgeprägten Sinn fürs Paranormale, sondern vor allem daran, dass sie einen abgetrennten Kopf unter dem Arm trug. Besagter Kopf hatte einen kurzen, spitzen Bart, ebenso dunkelbraun wie sein Haar, und seine hellblauen Augen sahen mich an.
    »Oh, eine willkommene Abwechslung vom herkömmlichen Mephisto!«, sagte er, verdrehte die Augen und sah zu der Frau hoch, die ihn trug. Sie schaute

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