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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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erhöhte Emotionalität hindeutete. Wenn Mircea zornig oder erregt war, entstand in seinen Augen ein besonderer Glanz und gab ihnen ein überirdisches Glühen, das andere Leute erschreckend fanden – ich hatte es immer gemocht. Jemand räusperte sich demonstrativ; es klang fast wie ein Knurren. Pritkins Stimme ertönte hinter mir. »Ich bitte die Herrschaften vielmals um Entschuldigung. Ich fürchte, eine unserer Schauspielerinnen fühlt sich nicht wohl. Ich hoffe, sie hat Sie nicht verärgert.«
    »Keineswegs.« Mircea klang geistesabwesend und ließ mich nicht los. »Ich bringe sie hinter die Bühne, wo sie sich ausruhen kann.« Pritkin ergriff meinen Arm und wollte mich fortziehen, aber Mirceas Hand an meiner Hüfte hielt mich fest. Seine Augen begannen richtig zu glühen; die grünen und blauen Flecken verschwanden in dem sich ausdehnenden rötlichen Gold. »Dem Kind scheint es nicht gut zu gehen, Graf Basarab«, sagte die Vampirin. Sie nahm Mirceas freien Arm so wie Pritkin meinen. »Wir sollten sie nicht aufhalten.«
    Mircea achtete nicht auf sie. »Wer bist du?«, fragte er. Er sprach mit einem Akzent, der deutlicher war als jener, an den ich mich erinnerte, und seine Stimme brachte das gleiche Staunen zum Ausdruck, das ich empfand. Ich schluckte und schüttelte den Kopf. Es gab keine sichere Antwort. Ich wusste nicht, wo oder wann ich war, aber da das Kleid der Vampirin eine kleine Turnüre aufwies, vermutete ich, dass ich mich nicht an einem vertrauten Ort befand. »Niemand«, flüsterte ich. Von der Vampirin kam etwas, das bei einer weniger vornehmen Person ein Schnauben gewesen wäre. »Wir versäumen den Anfang«, sagte sie und zog an Mirceas Ärmel.
    Er zögerte noch etwas länger und ließ mich dann los – die unsichtbare Energie zwischen uns dehnte sich wie Toffeefäden, als seine Hand von mir zurückwich. Mircea ließ sich von seiner Begleiterin durch den Flur führen, sah dabei aber mehrmals verwirrt zu mir zurück. Wie ein Gummiband zog sich das, was uns verband, in die Länge. Kurz darauf verschwand das Paar in etwas, das ich benommen als Theaterloge erkannte.
    Als sich der rote Vorhang hinter ihnen schloss und mir den Blick auf Mircea nahm, riss die Verbindung. Ganz plötzlich fühlte ich eine Sehnsucht, die so stark wurde, dass ich sie als schmerzhaft empfand. Meine Magengrube fühlte sich an, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt, und hinzu kam ein Stechen hinter den Augen. Ich merkte kaum, dass Pritkin mich zum Ende des Flurs zog, wo eine Treppe nach oben führte, vermutlich zu weiteren Logen. Irgendwo in der Nähe spielte ein Orchester auf, was erklärte, warum keine anderen Leuten zu sehen waren. Die Vorstellung begann. Kleine Laternen an den Wänden beleuchteten die Treppe, und zwischen ihnen erstreckten sich weite Bereiche der Dunkelheit. Als Versteck taugte die Treppe nicht viel, aber ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um einen Gedanken daran zu vergeuden. Mir zitterten die Hände, und mein Gesicht war schweißfeucht. Ich kam mir vor wie ein Junkie, dem man die Spritze gezeigt, den Schuss aber verweigert hatte. Es war schrecklich. »Was haben Sie gemacht?« Pritkin starrte mich an. Sein kurzes blondes Haar stand büschelweise ab, als wäre es ebenfalls zornig. Der Kriegsmagier schnitt ein ziemlich grimmiges Gesicht, aber ich sah es nicht zum ersten Mal, und im Vergleich mit dem, was ich gerade erlebt hatte, erschien es mir trivial.
    »Ich wollte Ihnen die gleiche Frage stellen«, erwiderte ich, massierte mir den Nacken und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Den anderen Arm presste ich mir an den Bauch – Mirceas Abwesenheit schien dort ein Loch geschaffen zu haben. Das
durfte
nicht passieren; ich wollte es nicht zulassen. Mir lag nichts daran, den Rest meines Lebens damit zu verbringen, mich nach Mircea zu verzehren, so wie eine Teenagerin nach einem Rockstar. Ich war doch kein Groupie, verdammt!
    Pritkin schüttelte mich ein wenig, und ich richtete keinen besonders wohlwollenden Blick auf ihn. Meine anderen Reisen rückwärts durch die Zeit waren von der Nähe zu einer Person ausgelöst worden, die in der Vergangenheit bedroht wurde. »Offen gesagt … Wenn jemand versucht, Ihre Zeugung zu verhindern oder etwas in der Art – ich bin nicht in der Stimmung, zu Ihren Gunsten einzugreifen.«
    Sein Gesicht war schon im Normalzustand rötlich, aber jetzt verfärbte es sich noch mehr. »Bringen Sie uns in unsere Zeit zurück, bevor wir irgendetwas

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