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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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beklagte mich nicht, denn unmittelbar darauf segelte ein weiterer Schild dicht über uns durch die Luft. Auf der anderen Seite des Flurs schlug er ein Stück aus der Wand und blieb in Putz und Gestein stecken. Die beiden Kriegsmagier mussten etwas getan haben, das die Aufmerksamkeit der Rüstung auf sich zog, denn sie stapfte plötzlich in ihre Richtung. Hinter ihr rieselte Staub zu Boden. In ungläubiger Verblüffung umklammerte ich Pritkins Arm. »Wie konnte das Ding an meinem Schutzzauber vorbei?« Der erste Schild war bis auf etwa dreißig Zentimeter an uns herangekommen, und der zweite hatte mich nur um einen oder anderthalb Zentimeter verfehlt. Wie groß musste eine Gefahr werden, bis der Stern auf meinem Rücken endlich beschloss, aktiv zu werden?
    Pritkin schenkte mir keine Beachtung, sprang auf und ergriff das Schwert, das er fallengelassen hatte, um mich an die Wand zu stoßen. Es erwies sich als schlechter Schachzug. Das Gesicht des Ritters, beziehungsweise sein Visier, wandte sich sofort wieder uns zu. Vermutlich mochte der Bursche nicht, dass jemand anders sein Schwert anfasste. Er konnte nicht gegen alle drei Kriegsmagier gleichzeitig kämpfen, doch das erleichterte mich keineswegs. Eine Sekunde später nahm meine Besorgnis sogar noch zu, als neuerliches metallisches Scheppern durch den Flur klang, lauter als vorher: Zwei Dutzend Metallgestalten traten von ihren Sockeln. Die von Casanova erwähnte interne Verteidigung schien beschlossen zu haben, den Einsatz zu erhöhen. Die heranstapfende Metallarmee sah aus wie die mittelalterliche Version einer Revue-Tanzgruppe, denn die Eisenmänner bewegten sich perfekt synchron. Aber anstatt die Beine zu schwingen, schulterten sie Waffen. »Der Kreis hat eine Möglichkeit gefunden, Ihren Schutzzauber zu blockieren – er funktioniert nicht«, sagte Pritkin, als ich auf die Beine kam und versuchte, nicht auf die Schmerzen in Nase und Knien zu achten. Er beobachtete die Ritter und hielt bei ihnen nach einer schwachen Stelle Ausschau. Ich hoffte, dass er eine entdeckte, denn die nächsten Rüstungen begannen damit, ihre Streitkolben über den Köpfen zu drehen, so schnell, dass ich nur noch schemenhafte Bewegungen sah, und die Ritter hinter ihnen zogen sehr scharf wirkende Schwerter. Dann wurde mir plötzlich klar, was Pritkin gerade gesagt hatte. Ich langte über die Schulter und tastete nach dem schiefen Stern auf meinem Rücken. Er war noch immer da, aber er fühlte sich völlig inaktiv an.
    »Der Kreis kann ihn erst entfernen, wenn er Sie in seiner Gewalt hat«, fügte Pritkin hinzu. »Aber der Zauber wird nicht aufleuchten, da können Sie sicher sein.«
    »Und das sagen Sie mir erst jetzt?«
    Pritkin antwortete nicht, zog einen alten 45er hinter seinem Gürtel hervor und ballerte damit auf die nächsten Ritter. Die Kugeln trafen und hinterließen große Löcher, aber es spritzte kein Blut. Der Fackelschein zeigte mir den Grund dafür: Durch die im nächsten Rüstungskopf entstandenen Öffnungen sah ich das leere Innere des Helms und einen Teil des Teppichs an der Wand dahinter. Es steckte niemand darin, den man verletzen konnte. Offenbar begriff Pritkin, dass er auf diese Weise nicht weiterkam, denn er steckte die Knarre wieder ein und schickte den Rüstungen stattdessen eine orangerote Feuerkugel entgegen. Sie entzündete eine von der Decke herabhängende Fahne, und schon nach wenigen Momenten waren nur noch einige wenige brennende Fetzen von ihr übrig. Doch als die Flammen verschwanden, stellte ich fest, dass sich die Wirkung des Feuers auf die Ritter in Grenzen hielt. Die ersten beiden, die durch den Rauch zum Vorschein kamen, sahen aus wie die Teilnehmer an einem dreibeinigen Wettlauf: Ihre Körper waren von der Hüfte abwärts zusammengeschweißt, aber sie stapften munter weiter. Die anderen hinter ihnen waren nur angesengt und zu Boden geworfen worden.
    »Ihre Waffen sind verzaubert«, stieß Pritkin grimmig hervor. »Und ich habe meine Schilde den ganzen Tag nonstop verwendet. Sie halten nicht mehr lange, und es gibt kaum Magie, die sich im Einflussbereich der Schutzzauber des Kasinos einsetzen lässt. Bringen Sie uns weg!«
    Ich hätte nichts lieber getan, aber es gab da ein kleines Problem. Ich mochte im Besitz ziemlich großer Macht sein, zumindest vorübergehend, doch ich wollte lieber keinen Gebrauch davon machen. Macht war nicht umsonst, erst recht keine von diesem Ausmaß. Ich hatte genug Zeit in der Nähe von Anwendern der Magie verbracht, um zu

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