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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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um den Lärm des Kampfes zu übertönen. »In der Mitte sind wir sicher!«
    Ich zog sein blutendes Bein auf den Teppich und legte mein ganzes Gewicht auf die unverletzten Teile seines Körpers. Trotz der Beinwunde hätte ich ihn nicht lange festhalten können, aber als wir nicht mehr den Felsimitat-Boden berührten, schienen wir für die Ritter zu verschwinden. Sie stapften durch den Flur in Richtung der beiden Magier, die sich hinter die Ecke zurückgezogen hatten. Ich deutete auf die Inschrift am Sockel, und der verblüffte Pritkin las sie und begann zu verstehen.
    »Wir müssen zur Küche zurück«, sagte ich und kam auf die Knie. Pritkin achtete darauf, nichts anderes als den Teppich zu berühren, doch sein Schwanken besorgte mich sehr. Ich senkte den Blick und erkannte das Problem. Rote Flüssigkeit machte sein Hosenbein ebenso klitschnass wie die Schulter des Mantels unter dem halb abgeschnittenen Ohr. Die Menge des Blutes ließ mich befürchten, dass das Schwert eine wichtige Ader getroffen hatte. Pritkin stützte sich schwer auf mich, als wir über den sicheren Teppichstreifen in der Mitte des Flurs wankten.
    Die Geräusche deuteten darauf hin, dass der wilde Kampf hinter der Ecke andauerte. Ich schlug nicht die Richtung zu den beiden Magiern ein, die sich dort zur Wehr setzten, sondern zum Kasino. Inzwischen wusste ich mich vor der inneren Verteidigung in diesem Bereich zu schützen, aber Pritkins Kollegen hatten keine Auszeit-Zone.
    Wir platzten in die Küche. »Ruft einen Krankenwagen!«, stieß ich hervor und sah mich um. Ich konnte kaum etwas sehen, denn nach der Düsternis im Flur schien der Raum viel zu hell erleuchtet zu sein. In dem Gleißen zeichneten sich vage die Umrisse einiger kleiner Gestalten ab, die uns aus großen, glühenden Augen anstarrten. »Nein. Ich bringe es selbst in Ordnung.« Pritkin sank in der Tür zu Boden und streifte den Stiefel ab – Blut strömte auf die bis eben makellosen Küchenfliesen. Der letzte Rest von Farbe wich aus seinem Gesicht.
    Ich schnappte mir ein nahes Geschirrtuch, hielt es auf die Wunde und warf meine vorherige Entscheidung über den Haufen – ich wollte nicht zusehen, wie Pritkin verblutete. »Ich bringe uns zu einem Krankenhaus«, sagte ich, aber er wich zurück, als ich ihn berührte.
    »Nein! Ich heile mich selbst.« Er murmelte etwas, und der Blutfluss wurde geringer. Doch sein schnaufendes, flaches Atmen und das bleiche Gesicht gefielen mir nicht. Mit einem Schaudern beobachtete ich, wie sich das herunterhängende Ohr aufrichtete und sich wieder ganz mit dem Kopf verband.
    »Warum wollen Sie nicht in ein Krankenhaus?«, fragte ich und versuchte, dem Ohr keine Beachtung zu schenken – es zuckte mehrmals und richtete sich dann genauso aus wie das auf der anderen Seite. Plötzlich begann ich zu verstehen. »Moment mal. Die Magier hatten es nicht nur auf mich abgesehen, oder? Der Kreis ist auch hinter Ihnen her!«
    Pritkin antwortete nicht und murmelte unverständliche Worte. Ich sah auf, als ich eine nahe Präsenz fühlte. Ein Gargoyle mit roten Augen und gar nicht zum allgemeinen Erscheinungsbild passenden rubinroten Ohrringen an den spitzen, katzenartigen Ohren blickte auf mich herab. Mit vorsichtigem Nachdruck schob mich das Geschöpf zur Seite.
    Unsicher stand ich da und wusste nicht, ob ich protestieren sollte. Ich blieb stumm, hauptsächlich deshalb, weil ich von dem Wesen keine böse Ausstrahlung fühlte. Vielleicht lag es an den hübschen Ohrringen oder an dem Umstand, dass es Schokoladenglasur am flaumigen Kinn hatte. Mein Schweigen schien die richtige Entscheidung zu sein. Eine Hand, die mehr wie eine Pfote aussah, schwebte kurz über Pritkins Bein, und die Wunde schloss sich langsam.
    Der Vorgang half ihm offenbar bei der Heilung, doch so wie sich seine Augen verdrehten … Es schien alles andere als angenehm zu sein. Seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen, und deshalb beugte ich mich zu ihm herab, wobei ich die Nähe der geballten Fäuste mied. »Me oportet propter praeceptum to nocere (Ich werde Ihnen aus Prinzip wehtun müssen)«, ächzte er. »Sehr komisch.«
    »Sie hätten uns die ganze Zeit über fortbringen können!«
    »Nicht ohne einen Preis dafür zu bezahlen.«
    Pritkins finsterer Blick brach fast einen neuen Rekord. »Welchen Preis? Sie hätten getötet werden können! Und ich ebenfalls!«
    »Stercus accidit (Dumm gelaufen).« Während Pritkin noch damit beschäftigt war, mein verhunztes Latein auseinander zu

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