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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Pritkin. »Aber er war ein Mensch. Zumindest bis Tony einem wichtigen Gast Fettuccine Alfredo versprach und der Koch Schinken, Kopfsalat und Tomaten verstand … Wie dem auch sei, sollten sie nicht irgendwo am Dachrand einer Kathedrale sitzen?«
    »Die Geschöpfe auf den Dächern mittelalterlicher Kathedralen sind keine Gargoyles, sondern Grotesken«, antwortete Pritkin pedantisch, während wir den Weg in Richtung Karren fortsetzten.
    »Hören Sie auf damit! Sie wissen, was ich meine! Was hat es mit diesen Geschöpfen auf sich?«
    »Es sind illegale Einwanderer«, sagte der Magier. »Billige Arbeitskräfte.« Ich musterte ihn argwöhnisch, aber wenn Pritkin einen Sinn für Humor hatte, versteckte er ihn gut. »Einwanderer? Von wo?«
    »Aus dem Feenland«, sagte er in der abgehackten Sprechweise, die bei ihm auf Ärger hindeutete. Was bei Pritkin ein Dauerzustand zu sein schien, zumindest in meiner Nähe. »Seit Jahrhunderten kommen sie in unsere Welt, aber in letzter Zeit wächst ihre Zahl, weil die Lichtelfen ihren dunklen Kollegen das Leben schwer machen – bei den Dunkelelfen ist die Anzahl der Wesen, die wir Gargoyles nennen, begrenzt. Die Magier, die sich um Feenangelegenheiten kümmern, klagen schon seit einer ganzen Weile über die nicht genehmigten Neuzugänge.«
    »Sie kommen also hierher und kümmern sich um den Zimmerservice?«
    Der Aufzug kam, und die Gargoyles zogen den Karren in die Liftkabine. Den Menschen darin schenkten sie keine Beachtung.
    »Sie haben vor allem als Wächter für Tempel in der antiken Welt und für magische Gebäude in späteren Jahrhunderten gearbeitet«, sagte Pritkin. »Aber durch Fortschritte bei den Schutzzaubern ist dieser Markt immer kleiner geworden. Im Gegensatz zu den Lichtelfen gehen sie nicht als Menschen durch, und deshalb unterliegt ihre Einreise Beschränkungen.« Seine Miene verfinsterte sich. »Zumindest die offiziell genehmigte.«
    »Ich schätze, an einem Ort wie diesem verschmelzen sie in gewisser Weise mit dem Ambiente«, sagte ich, aber Pritkin hörte gar nicht zu. Er hatte sich geduckt und spähte wachsam um eine Ecke, als rechnete er hinter ihr mit einer feindlichen Streitmacht.
    »Bleiben Sie hier«, wies er mich an. »Ich sehe mich um. Wenn ich zurückkehre, führen wir das Gespräch, das Sie mir versprochen haben, oder unsere nächste Begegnung wird nicht so angenehm.«
    »Angenehm? Sie verbinden seltsame Vorstellungen mit diesem Wort …« Ich unterbrach mich, denn er eilte los, huschte um die Ecke und verschwand in den Schatten, wie die Figur eines Videospiels. Der Bursche war nicht ganz dicht, aber ich hatte versprochen, ihn anzuhören. Und wenn es eine Möglichkeit gab, ihn und den Kreis loszuwerden, wollte ich sie nutzen. Ich hielt es nicht für eine gute Idee, in die Küche zurückzukehren, und deshalb blieb ich im Flur. Zwischen den Rüstungen hingen hässliche Wandteppiche, und der nächste von ihnen präsentierte einen Zyklopen, der sich durch ein menschliches Heer fraß. Er hielt einen Soldaten in jeder Hand, und ein Arm hing aus seinem blutverschmierten Maul. Ich beschloss, mich auf die Rüstungen zu konzentrieren.
    Es erwies sich als recht lustig. Die Rüstungen standen auf hölzernen Sockeln und trugen Messingtafeln mit lateinischen Aufschriften. Ich hatte als Kind Latein lernen müssen, was ich meiner Gouvernante verdankte – sie war der Meinung gewesen, dass so etwas zu einer richtigen Bildung gehörte. Doch ich hatte meine Lateinkenntnisse nur ein einziges Mal außerhalb des Klassenzimmers verwendet, als Laura – eine Geisterfreundin – und ich uns einen Spaß daraus gemacht hatten, Motti für Tony zu erfinden. Der Lieblingsspruch meiner Freundin hatte gelautet:
Nunquam reliquiae redire: carpe omniem impremis
(Kehre nie für Nachschlag zurück; nimm alles beim ersten Mal). Mir war
Mundus vult decipi
(Es wird jede Sekunde ein Trottel geboren) lieber, aber wir einigten uns schließlich auf
Revelarepecunia!
(Zeig mir das Geld!), weil es besser auf den Schild passte. Das Ding war rostig und gab nicht viel her, aber wir fanden ohnehin bald heraus, dass die Inschriften im Dante’s nicht so ernst gemeint waren, wie sie aussahen.
    Prehende uxorem meam, sis!
(Nimm meine Frau, bitte!) verkündete die Tafel am nächsten Ritter. Ich lächelte, ging durch den Flur und übersetzte die Aufschriften. Einige der amüsantesten lauteten
Certe, toto, sentio nos in kansate non iam adesse
(Weißt du, Toto, ich habe das Gefühl, wir sind nicht mehr in

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