Hinreißend untot
es ernst«, fügte ich hinzu und nickte in Richtung der Magier, die gerade von zischenden Gargoyles angegriffen wurden, denen die Zerstörung der Tür gar nicht gefallen hatte. Eine Lawine aus schlagenden Flügeln und kratzenden Klauen begrub die Magier unter sich, aber bestimmt nicht für lange. »Vergnüg dich. Töte nur niemanden.«
Ein breites Lächeln erschien in Enyos Gesicht, und für einen Moment sah sie aus wie ein Kind an Heiligabend. Dann packte sie den großen Zubereitungstisch und warf ihn dorthin, wo sich eben noch die Tür befunden hatte. Die drei Schwestern liefen durch den Raum, sprangen über den Tisch hinweg und lachten gackernd, als sie die zweite Welle der Magier angriffen. »Dadurch gewinnen wir etwas Zeit«, sagte ich zu Pritkin, der mit sich selbst zu ringen schien. Er mochte Probleme mit dem Kreis haben, aber offenbar gefiel es ihm nicht, dass seine Magierkollegen zu Spielzeugen für die Graien wurden. Ich sah kein Problem darin – immerhin bestand die Vorstellung von Gerechtigkeit der Magier darin, mich vor ein Scheingericht zu stellen und zum Tod verurteilen zu lassen. »Kommen Sie!«
Pritkin achtete nicht auf mich und zog einen Magier unter drei Gargoyles hervor, die sein Gesicht mit einem Käsereiber bearbeitet hatten. Schilde schienen gegen Geschöpfe aus dem Feenland nicht besonders gut zu funktionieren. Nach dem schmerzverzerrten Gesicht des Magiers zu urteilen, war das eine Lektion, die er so schnell nicht vergessen würde. Pritkin schlug ihn bewusstlos und packte dann Miranda. Sie versuchte, ihn zu beißen, aber er hielt sie am Hals und von seinem Gesicht fern. Was nicht verhinderte, dass der Rest von ihm ziemlich zerkratzt wurde, doch er ließ die Gargoyle nicht los. Allerdings litt seine Konzentration darunter, und die stille Blase platzte plötzlich. Pritkin sagte etwas, aber ich verstand kein Wort – die Sirenen übertönten alles, auch das ohrenbetäubende Gekreische der Gargoyles. Es erschien mir absurd, dass es Pritkin noch immer um seinen blöden
Geis
ging. Er war doch völlig harmlos, umso mehr als der Kreis jetzt ohnehin das mit den Gargoyles herausfand. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen: Es hatte keinen Sinn, mit ihm darüber zu streiten.
»Miranda!«, schrie ich aus vollem Hals. »Entferne den
Geis!
Casanova versteckt euch vor den Magiern!« Das sicherte mir ihre Aufmerksamkeit, und sie sah mich aus ihren katzenartigen Schlitzaugen an. Die Krallen blieben bei Pritkin, aber das war mir gleich.
»Versprochen? Wir nicht zurück?«, fragte sie, und irgendwie gelang es ihr, den Lärm zu übertönen.
»Versprochen!«, rief ich und stieß Casanova an, der sich durch das Kampfgetümmel einen Weg zu uns gebahnt hatte. »Dazu solltest du imstande sein. Tony hat hier reichlich Schlupflöcher vorbereitet.« Er rollte mit den Augen. »CIaro
que sa
Lauf los!« Miranda lächelte, wodurch ihr pelziges Gesicht seltsam aussah, mit all den Reißzähnen. »Ich diesss nicht vergesse«, sagte sie zu mir, und plötzlich hielt Pritkin ein fauchendes, sich hin und her windendes Pelzbündel in den Händen. Vier tiefe Kratzer erschienen in seinem Gesicht, und ich gab ihm einen Stoß an die Schulter. »Lassen Sie sie los. Sie wird uns helfen.« Pritkin ließ Miranda fallen, und die Gargoyle stand auf und strich kurz ihren Pelz glatt. Dann bewegte sie die eine Pfote auf eine sonderbar elegante Art und Weise. Mir fiel keine Veränderung auf, aber Pritkin spürte offenbar, dass der
Geis
nicht mehr existierte, denn er nahm meine Hand, zog mich hinter Casanova her und wirkte so verärgert, als wäre ich es gewesen, die alles aufgehalten hatte.
»Ich zeige dir den Tunnel, aber wir müssen uns beeilen. Man darf mich nicht bei dir sehen«, sagte der Vampir. Ich schaute mich nach Billy Joe um, der jedoch verschwunden war. Hoffentlich ließ er sich nicht von irgendwelchen Glücksspielen ablenken und dachte daran, seinem alten Job nachzugehen. Er konnte kleine Dinge bewegen, wenn er sich ganz darauf konzentrierte, und er hielt es für außerordentlich komisch, Kasinospiele zu manipulieren. Der Golem erschien vor uns, mit einem Fleischerbeil in der Brust, dem er aber überhaupt keine Beachtung schenkte. Wir liefen zum Kühlzimmer, und Casanova rückte einen großen Plastikbehälter mit Kopfsalat beiseite. Er deutete auf etwas, das nach einer massiven Betonwand aussah. »Dort hindurch. Der Wagen wartet bereits, und der Fahrer wird dir die Schlüssel aushändigen. Gib mir das, was du im Safe
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