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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Grund sauer zu sein. »Tschuldigung«, sagte ich und bot ihm beschwichtigend die Tüten an. »Es klingt nur nicht nach Ihnen.«
    »Welchen Teil meinst du?«, fragte Billy Joe. Er hatte neben dem Golem geschwebt, der weiter hinten an der Wand stand, stumm wie eine Statue, und kam jetzt näher. »Den guten, ehrlichen oder englischen?« Ich achtete nicht auf ihn, schnappte mir ein halbes Frikadellen-Baguette und überließ Mac den Rest. Der Geruch im Auto hatte mich daran erinnert, dass ich an diesem Tag nur eine Handvoll Erdnüsse bei Casanova gegessen hatte. Das Brötchen verbesserte meine Stimmung, und nach einigen Bissen war ich sogar in der Lage, ein Lächeln für Pritkin zu erübrigen, der ein grünes T-Shirt überstreifte. »Hatten Sie unsere Verabredung vergessen?«
    »Ich war mir nicht sicher, ob Sie kommen würden«, sagte er nur. Ich hatte die Wahl: Entweder ließ ich mich auf eine Diskussion darüber ein, was mein Wort wert war, oder ich aß den Rest des Brötchens. Ich entschied mich für Letzteres. Ein schweifender Blick teilte mir mit, dass das Hinterzimmer des Tätowierstudios nicht interessanter war als der vordere Raum – für Unterhaltungen taugte er nicht viel. An den unverputzten Backsteinwänden bemerkte ich ein Metallding, das nach einer Waschmaschine aussah, aber vermutlich keine war, einen kleinen Kühlschrank, eine Liege mit alten Büchern darauf, einen überquellenden Abfalleimer und den Tätowierungstisch mit den Instrumenten.
    Ich schluckte den letzten Bissen und wischte mir Tomatensaft vom Kinn. »Die Zeit läuft. Ihnen bleiben noch fünfzig Minuten. Wenn Sie sie damit verbringen wollen, sich tätowieren zu lassen oder zu essen … Meinetwegen. Wenn die Zeit um ist, verschwinde ich von hier.«
    »Und wohin wollen Sie?«, fragte Pritkin und sah auf das Baguette, als hätte ich vielleicht etwas Scheußliches hineingeschoben. »Wenn Sie dummerweise mit dem Gedanken spielen, allein einen Abstecher ins Feenland zu unternehmen, möchte ich Ihnen einen kleinen Hinweis geben. Ihre Macht funktioniert dort nicht, oder auf eine sehr unzuverlässige Art und Weise. Deshalb haben die Pythien es sich zur Angewohnheit gemacht, die Feen in Ruhe zu lassen. Sie können sich gegen die Tradition entscheiden, aber ohne die Möglichkeit, Ihre Macht kontrolliert einzusetzen, und mit Ihrem blockierten Schutzzauber überleben Sie dort nicht einen Tag.«
    Pritkin setzte sich auf die Liege und nahm sich sein Brötchen vor, während ich überlegte. Mac saß auf einem Stuhl am Tisch, arbeitete sich durch die andere Hälfte meines Baguettes und schwieg. Billy schwebte näher und schob mit einem durchscheinenden Finger seinen Hut zurück. »Er hat recht«, kommentierte er. »Oh, herzlichen Dank.«
    Billy brachte seinen substanzlosen Hintern auf die Tischkante und richtete einen ernsten Blick auf mich. Diesen Gesichtsausdruck trug er so selten, dass er damit meine Aufmerksamkeit gewann. »Ich mag den Burschen ebenso wenig wie du, Cass, aber wenn du entschlossen bist, diese Sache durchzuziehen, könnte dir ein Kriegsmagier von großem Nutzen sein. Denk darüber nach. Wir müssen ins Feenland, was ohnehin nicht ganz leicht ist, und angesichts all der Sicherheitsmaßnahmen wegen des Krieges wird es noch schwieriger. Wir müssen den Feen, die keine Eindringlinge mögen, aus dem Weg gehen und nach dem Dicken und der Seherin suchen. Und wenn uns all das gelingt, müssen wir zum Schluss auch noch mit ihnen fertig werden. Und wenn die Feen sie verstecken, wird’s gar nicht lustig. Wir könnten Hilfe gebrauchen.«
    »Noch haben wir kein Angebot erhalten«, erinnerte ich ihn. Meine Antworten mussten Mac zusammenhanglos erscheinen und schienen ihn zu verwirren, doch Pritkin schenkte ihnen keine Beachtung. Vermutlich wusste er inzwischen: Wo auch immer ich mich aufhielt, war Billy nicht weit.
    »Wenn er nicht bereit wäre zu helfen … Dann hätte er im Kasino beiseitetreten und dich den Magiern überlassen können.«
    »Ich wäre auch allein zurechtgekommen«, behauptete ich. Es klang selbst für meine eigenen Ohren eingeschnappt, was aber keineswegs bedeutete, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Niemand brauchte mir zu Hilfe zu eilen, weder Pritkin noch sonst jemand.
    »Ja, aber ich dachte, du wolltest vermeiden, deine Macht einzusetzen.«
    Dieses Gespräch mit Billy ging mir allmählich auf die Nerven. »Wollen Sie einfach nur dasitzen und mampfen, oder was?«, fuhr ich Pritkin an. Er sah auf, mit einem Hauch von Abscheu im

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