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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Singsang-Stimme ging mir echt auf die Nerven. »Das ist kein Spiel, Myra.«
    »Nein«, pflichtete sie mir bei. »Es ist ein Wettstreit, und es geht dabei um einen sehr hohen Einsatz. Um den höchsten, könnte man sagen.«
    »Wie meinst du das?«
    Mircea folgte meinem Blick, aber natürlich sah er nichts. »Mit wem sprichst du?«
    »Ich meine, dass du dich nicht zur Pythia eignest.« Myra musterte mich mit Augen, deren Blau so hell war, dass sie fast weiß wirkten. Vermutlich waren sie nicht so hell, wenn Myra in ihrem Körper steckte, aber derzeit wirkten sie unheimlich. »Agnes war alt und gefährlich labil, als sie dich zu ihrer Nachfolgerin machte. Wenn ihre Entscheidung der üblichen Prüfung unterzogen worden wäre, hätte man sie ausgelacht. Aber dem entging sie, nicht wahr? Sie fiel allen in den Rücken und verkorkste ein System, das seit Jahrtausenden funktionierte. Ich bin hier, um das in Ordnung zu bringen.«
    »Indem du mich tötest?«
    »Das wäre viel zu primitiv«, sagte Myra freundlich. »Wie war’s mit einer kleinen Lektion, deiner ersten und gleichzeitig letzten? Jedes Wesen, das in der linearen Zeit unterwegs ist, wird durch seine Vergangenheit definiert. Wenn man ihm diese Vergangenheit nimmt oder sie verändert, wird das Wesen neu definiert.« In ihrem Lächeln steckte Säure. »Oder es verschwindet ganz.«
    »Ich weiß.« Was ich nicht verstand: Warum war Myra hier in dieser Zeit? Wenn Augusta Jack gerade in einen Vampir verwandelt hatte, schienen die hiesigen Ereignisse um das Jahr 1888 herum stattzufinden. Wenn es Myra darum ging, meine Vergangenheit zu verändern, war sie ein wenig früh dran. »Auf was willst du hinaus?«
    »Was ist hier los?«, fragte Mircea, und sein Blick huschte zwischen den beiden Vampirinnen und mir hin und her. Er merkte ganz offensichtlich, dass ihm irgendetwas entging.
    »Auf was ich hinauswill?«, wiederholte Myra. »Meine Güte, bist du schwer von Begriff. Manche Eingeweihte im ersten Jahr checken die Dinge schneller als du!«
    Sie sah Mircea an, und jähe Anspannung erfasste mich. Myras Gesichtsausdruck gefiel mir ganz und gar nicht. »Wieso greifst du ihn an, wenn du meinen Tod willst?«
    »Es fällt dir noch immer schwer, Ursache und Wirkung zu verstehen, wie?« Echtes Erstaunen lag in Myras Stimme. »Na schön, ich erklär’s dir. Mircea hat dich während des größten Teils deines Lebens beschützt. Warum wohl hat Antonio nie die Geduld verloren und dich getötet? Warum hat er die Arme ausgebreitet und dich willkommen geheißen, nachdem du weggelaufen warst? Wenn Mircea nicht mehr existiert, verschwindet auch sein Schutz. Und das bedeutet: Du stirbst lange bevor du ein Problem für mich wirst.« Das geisterhafte Wesen hinter Myra zuckte kurz, als gefiele ihm diese Information ebenso wenig wie mir. Es bewegte die großen schwarzen Augen, und sein Blick wanderte zwischen Myra und mir hin und her, wobei sich seine Farbe veränderte – aus dem Schwarz wurde Silber und dann ein dunkles Violett. Ein seltsames Flackern erfasste den Rand der durchscheinen den Gestalt, und ganz plötzlich veränderte sie sich. Dem blassen, fast merkmallosen Gesicht wuchs ein Mund mit langen Reißzähnen, und die Augen wurden rot wie Blut. Ich starrte verblüfft, aber Myra schien die Erscheinung überhaupt nicht zu bemerken. Vielleicht dachte sie, dass ich ihr Grimassen schnitt.
    »Und ist Agnes ein Problem für dich geworden?« Ich vermutete, dass Myra die Frau im Theater gewesen war, die Mirceas Wein vergiftet hatte. Wie sie sich so schnell erholt hatte, wusste ich nicht, aber wenn sie hier war, konnte sie auch dort gewesen sein. Außerdem gab es nicht viele Mitbewerber. Ob sie das gleiche Gift benutzt hatte wie bei Agnes, entzog sich meiner Kenntnis, aber die Ähnlichkeit bei der Methode war interessant. »Hast du sie deshalb getötet?«
    Myra lachte, als hätte ich etwas Urkomisches gesagt. »Das ist gegen die Regeln, oder wusstest du das nicht?«, erwiderte sie, trat in den Körper der Brünetten und verschwand.
    Mirceas Hände schlossen sich um meine Oberarme. »Bist du verrückt?«
    »Die Brünette«, ächzte ich. Ich bekam keine Gelegenheit, mehr zu sagen, denn die von Myra besessene Vampirin stürzte sich auf Mircea. Er packte sie am Hals, bevor ich auch nur blinzeln konnte, und hielt sie auf Distanz. Sie wand sich hin und her und versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, aber ihre Arme reichten nicht so weit. Es hätte ohnehin keine Rolle gespielt. Für Myra schien ein

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