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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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vor dem Feuer war offenbar so stark, dass sie Myra die Kontrolle über den Körper nahm, denn Augusta vergaß den Angriff. Mircea versuchte, sie festzuhalten, damit er die Flamme mit einem Taschentuch ersticken konnte, aber davon wollte sie nichts wissen. Sie rutschte in Jacks Blut aus und landete auf ihrer eleganten Kehrseite. Ich musste zur Seite springen, damit sie nicht gegen mich stieß.
    »Augusta! Halt still!«, donnerte Mircea, aber sie hörte nicht auf ihn. Sie rollte umher, was sie allerdings nicht von der Flamme befreite, im Gegenteil. Dadurch bekam das Feuer nur mehr Sauerstoff, breitete sich aus und tastete nach dem lockigen Haar. Augustas Schreie wurden schriller, und sie riss sich die Perücke vom Kopf, warf sie fort. Das erklärte, warum ihr Haupt nicht wie von Benzin übergössen in Flammen aufgegangen war: Die Hälfte ihrer goldenen Frisur war überhaupt nicht echt und bestand vermutlich aus menschlichem Haar. Myra kam aus ihr heraus und verließ das Schiff, das sie nicht mehr kontrollieren konnte. Ich winkte mit den Armen und rief meinen Dolchen, die es auf die entsetzte Augusta abgesehen hatten, neue Anweisungen zu. »Nein, nicht sie! Schnappt euch Myra!« Entweder hörten sie mich nicht, oder sie hatten so viel Spaß, dass sie nicht gehorchen wollten.
    Das seltsame Geistwesen war zielstrebiger. Es flog durch Myra, so substanzlos wie ein Windhauch, aber sie taumelte zurück, hob die Hände an die Brust und schrie. Nach einer Sekunde der Verblüffung begriff ich, dass sie das spirituelle Äquivalent eines Raubüberfalls erlitten hatte. Der Geist kam aus ihrem Rücken, so voller gestohlener Kraft, dass er silbern funkelte, hell wie ein Suchscheinwerfer.
    Ich blinzelte, und als ich erneut hinsah, war das Wesen nicht mehr da. Die fast ganz transparent gewordene Myra sank auf die Knie und hatte all die Energie verloren, die ihr gestattet hatte, stundenlang in dieser Zeit zu bleiben. Sie richtete einen wütenden Blick auf mich. »Und wenn schon. Du kannst ihn nicht dauernd beschützen.«
    Sie verschwand, als Augusta auf die Beine kam, gegen Mircea stieß, schrie und auf ihn einschlug, als machte sie ihn für die Gefahr verantwortlich. Ich warf ihm ein Cape zu, das jemand fallengelassen hatte, und er schlang es Augusta um die Schultern, erstickte damit das Feuer. Im gleichen Augenblick fühlte ich, wie sich meine Macht regte.
    »Sag mir, kleine Hexe …«, schnaufte er und hielt die zappelnde Vampirin fest, was ihm sichtlich schwerfiel. »Was passiert,
wenn
du vorhast, Ärger zu machen?«
    Benommenheit und Schwindel erfassten mich, und ich spürte, wie ich fiel. Einen Moment später landete ich auf Macs Pritsche, auf der Billy Joe eine Partie Solitär gespielt hatte. Seine Karten flogen in alle Richtungen. »Ich passe«, sagte ich schwach und verlor das Bewusstsein.

Acht
    Eine halbe Stunde lang umarmte ich das Porzellan im Bad. Als sich die Macht zurückzog, war ich völlig erledigt und hatte so starke Kopfschmerzen, dass mir schlecht wurde. Mein übliches Glück wollte, dass Mac mich kurz nach meiner Rückkehr fand, grün im Gesicht und zitternd. Er machte sich sofort auf den Weg, um etwas zu essen zu holen, vermutlich in der Annahme, dass niedriger Blutzucker mein Problem war. Wenns nur so einfach gewesen wäre. Billy rückte rüber, damit ich mich auf der Pritsche ausstrecken konnte, ohne in Teilen seines Körpers zu liegen. »Hast du Casanova gesehen?«, brachte ich krächzend hervor. Ich hatte mir ein Bier aus Macs Kühlschrank besorgt, weil meine Kehle so trocken war, aber fast hätte ich es damit geschafft, die Übelkeit zurückzuholen. Alkohol schien keine gute Idee zu sein – ich stellte die Dose rasch beiseite.
    »Ja, aber Chavez hat sich verdünnisiert. Vielleicht hält er sich versteckt, bis die Magier das Dantes wieder verlassen, keine Ahnung. Casanova meinte, er würde den Kram wegschließen, sobald er Gelegenheit dazu findet.«
    Ich nickte. Mehr konnte ich mir nicht erhoffen. Wenn Chavez klug genug gewesen war, der Invasion seines Arbeitsplatzes zu entgehen, sollten die Objekte in seinem Besitz eigentlich sicher sein.
    »Willst du’s?«, fragte Billy und mischte die Karten. Normalerweise hob er Gegenstände nur dann, wenn ihm keine Wahl blieb oder er angeben wollte, aber mir ging’s zu dreckig, um beeindruckt zu sein.
    »Was meinst du?« Ich legte mich lang hin und versuchte, meinen Magen davon zu überzeugen, dass es nichts mehr zu kotzen gab. Was war nur los mit mir? Ich hatte andere

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