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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Vampir einfach ein Vampir zu sein. Sie begriff nicht, dass die Brünette im Vergleich zu Mircea ein Kind war, mit dem er leicht fertigwerden konnte. Aber sie lernte schnell. Nach weniger als einer halben Minute flog sie aus der Frau und verschwand in der Menge.
    Die Brünette brach zusammen, schluchzte, griff nach Mirceas Füßen und flehte mit fast unverständlichen Worten um Verzeihung. »Sie war besessen«, sagte ich. »Sie wusste nicht, was sie tat.« Mircea zog die hysterische Vampirin auf die Beine und sah mich über ihren Kopf hinweg an. Arger verfärbte sein Gesicht. »Vampire können nicht besessen sein!«
    Ich dachte an Casanova, entschied aber, mich auf keine Diskussion einzulassen. »Das gilt für die meisten Dinge«, sagte ich, und mein Blick glitt über die Menge. Die Gewalt hatte weitere Zuschauer angelockt. Ich war schon einmal in einem Vampir gewesen, noch dazu in einem Meister der ersten Stufe. Bei mir hatte Zufall dahinter gesteckt, denn dieser Aspekt meiner Macht war mir bis dahin unbekannt gewesen. Ganz deutlich erinnerte ich mich daran, wie sehr mich jener Vorgang erschreckt hatte, und der betreffende Vampir war ebenfalls nicht sehr begeistert gewesen. Myra schien ganz bewusst dazu in der Lage zu sein, und ihr stand ein ganzer Ballsaal voller Vampire zur Auswahl.
    »Was ist hier los?« Mircea schob die immer noch schluchzende Vampirin Augusta entgegen – die vermutlich ihre Herrin war – und ließ den Blick über die in der Nähe stehenden Vampire streifen. Was ihm allerdings herzlich wenig nützte.
    Die nächsten Ereignisse beantworteten Mirceas Frage. Eine Frau, die direkt aus Versailles zu kommen schien – sie trug ein weites cremefarbenes Gewand, und ihr Haar war zu einem mehr als einen halben Meter hohen Turm zusammengesteckt – wankte aus der Menge. Sie hielt nicht direkt auf Mircea zu, wie ich erwartet hatte, sondern taumelte wie trunken durch den Kreis und stieß gegen Jack, der sich auf der einen Seite zusammenkauerte und versuchte, in den Schatten zu verschwinden. Sie gingen beide zu Boden und bildeten einen Haufen aus nackten, schmutzigen Beinen und besticktem Satin, bis Augusta den Gepeinigten mit ihrer Peitsche zurückzog. Die Vampirin blieb liegen. Ihre Arme und Beine zuckten, der Kopf rollte von einer Seite zur anderen, und die Augen zeigten das Weiße. Es sah aus, als versuchte sie, gegen die Besessenheit anzukämpfen und Myra aus ihrem Körper zu verbannen. Ein Erfolg ihrer Bemühungen wäre mir durchaus eine Hilfe gewesen. Meine Messer konnten sich nicht nur in einen lebenden Körper bohren, sondern auch in den eines Geistes, aber ich konnte sie nicht einsetzen, solange Myra im Leib einer anderen Person steckte. Ihre Marionetten verdienten vielleicht keinen vorzeitigen Tod – von den Auswirkungen auf die Zeitlinie ganz zu schweigen.
    Mehrere besorgt wirkende Vampire näherten sich der Frau, und ich griff nach Mirceas Arm. »Sie sollen sich von ihr fernhalten! Ich kann dieser Sache ein Ende bereiten, wenn mir niemand in die Quere kommt!«
    »Nein! Du wirst den Wirtskörper nicht töten, nur weil …«
    »Den Wirtskörper rühre ich überhaupt nicht an«, sagte ich, als die Frau schrie und mit den Armen fuchtelte. »Wenn der Geist merkt, dass er sie nicht kontrollieren kann, wird er sie verlassen. Und wenn das geschieht …« Ich hielt inne, aber es war bereits zu spät. Normalerweise hätte Myra die geflüsterten Worte aus einer Entfernung von mehreren Metern nicht gehört, aber im Körper eines Vampirs hörte sie so gut wie ein Vampir. Die Frau hob den Kopf und schenkte mir ein Lächeln, das eine Mischung aus Grinsen und Grimasse war. Dann brach sie zusammen. Eine der Frauen, die ihr hatten helfen wollen, verschwand in der Menge, zweifellos mit einem Passagier an Bord. Verdammt!
    Ich hielt unter den Zuschauern nach dem neuen Wirt Ausschau, doch als ich die Frau schließlich entdeckte, fiel sie in den Armen eines jungen Vampirs in Ohnmacht. Myra spielte Verstecken mit mir. »Achte auf die Frauen«, sagte ich zu Mircea und hoffte, dass Myra mich hörte. Bisher hatte sie nur Frauen übernommen, wahrscheinlich deshalb, weil sie sich im Körper eines Mannes ebenso ungern niederließ wie ich. Und in der Nähe von Mircea standen ausnahmslos Frauen. Wenn Myra meine Worte vernahm und in einen Mann wechselte, bekam Mircea wenigstens eine kurze Vorwarnung, bevor er angegriffen wurde. Ich beobachtete erneut die Menge der Vampire, die das Geschehen untereinander kommentierten und keine

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