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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Anstalten machten zurückzuweichen. Ganz im Gegenteil. Aus anderen Bereichen des Ballsaals kamen immer mehr Neugierige herbei, als klar wurde, dass die Unterhaltung vor allem hier stattfand. Und je mehr sich hier zusammendrängten, desto schwerer ließ sich feststellen, aus welcher Richtung Myras nächster Angriff kommen würde.
    Furcht kroch mir übers Rückgrat. Ich sah nur den Ring aus Gesichtern, die darauf warteten, dass Blut floss und jemand starb. Ein Vampir in einem grünen Burnus fiel zu Boden und war einen Moment später wieder auf den Beinen. Mit einem Knurren sah er sich um, und seine spitzen Zähne zeichneten sich weiß vor der dunklen Haut ab. Dann bemerkte ich eine Bewegung bei der Mitte des Kreises und sah, wie Hass in Augustas Gesicht erschien und sie die Augen zusammenkniff. Der junge Mann war ein Ablenkungsmanöver gewesen.
    Ich berührte Mircea am Arm und zeigte in die entsprechende Richtung. »Nicht er! Sie steckt in Augusta!«
    Ein Murmeln ging durch die Menge – alle wussten, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, aber niemand wollte sich einmischen. Dies war Europa, und sowohl Mircea als auch Augusta gehören dem Nordamerikanischen Senat an. Wenn sie sich gegenseitig töten wollten, war das ihre Sache. Niemand würde einen Finger rühren, um das zu verhindern. »Du brauchst sie nicht zu töten«, stieß ich hervor. »Setz sie nur außer Gefecht … irgendwie.« Damit Myra gezwungen war, sie zu verlassen – dann konnte ich sie mir vorknöpfen. Augusta nahm einen eisernen Kerzenhalter so groß wie ein Garderobenständer und hob ihn, als bestünde er aus Papier. Woraufhin mir plötzlich ein Fehler in meinem Plan klar wurde. Als Senatsmitglied musste sie ein Vampir der ersten Stufe sein. Wie Mircea.
    Augusta kam auf uns zu, den Halter mit den brennenden Kerzen hoch erhoben, und Mircea schwang mich zur Seite. Die Angreiferin sauste an uns vorbei, wirbelte herum und stieß mit dem Leuchter zu, als wäre er ein besonders langes Schwert. Funken flogen, und unter den Zuschauern brach plötzlich die Hölle los. Vampire hatten große Angst vor Feuer, und so wie Augusta mit dem langen Ding umging, konnte praktisch jeder getroffen werden. Alle drängten zur Tür. Augusta holte erneut aus, Mircea duckte sich, und eine dunkle Gestalt kam aus der Menge, stieß mit der ausgestreckten Hand zu. Mircea hatte den Mann nicht gesehen, und ein Pflock bohrte sich ihm in die Seite. Ich schrie, und Dmitri sah kurz mit einen Grienen auf. Dann erstarrte sein Gesichtsausdruck, und ich beobachtete, wie eine Klinge aus seiner Brust kam, an einer Stelle, die zeigte, dass sie durchs Herz geschnitten hatte. Der Griff befand sich in Mirceas Hand. Dmitri starrte ungläubig auf die Klinge hinab und brach zuckend zusammen. Mircea sank auf ein Knie, die Hand an seiner Seite, und ich wusste, dass es schlimm war. Mirceas Klinge bestand aus Metall, was bedeutete, dass sich Dmitri von der Verletzung erholen würde. Doch der Pflock, den Mircea aus seiner Seite zog, war aus Holz. Als ich ihn sah, wurde meine Welt grau. Ich sagte mir: Selbst wenn der Pflock das Herz getroffen hätte – für einen Meister der ersten Stufe wäre es nicht unbedingt tödlich gewesen. Doch dieser Gedanke tröstete mich kaum, solange Augusta versuchte, Mircea den Rest zu geben. Überrascht unterbrach sie ihren Angriff, als Mircea zu Boden ging. Doch eine Sekunde später war sie schon wieder in Bewegung, lief zu Dmitri und riss ihm das blutige Messer aus der Brust. Sie sah mich an und lachte. »Du machst das nicht einmal zu einer Herausforderung, oder?«
    Sie wandte sich wieder Mircea zu, und ich zögerte nicht. Augustas Tod würde die Zeitlinie erheblich verändern, aber das galt auch für Mirceas Ende. Ich war so erschrocken wie nie zuvor in meinem Leben, als ich das Blut aus Mirceas Seite strömen sah und nichts tun konnte, um ihm zu helfen. Auf keinen Fall wollte ich tatenlos zusehen, wie man ihn auch noch enthauptete. Meine Dolche sprangen aus dem Armband und flogen zu Augusta. Mit vampirischer Flinkheit brachte sie den Leuchter rechtzeitig nach oben und schirmte sich damit ab, doch dabei löste sich eine Kerze und landete auf ihrer Schulter, bevor sie zu Boden fiel. Ein Funken erreichte ihre Taille und wurde dort zu einer Flamme, kleiner als die eines Streichholzes. Ein Mensch hätte sie einfach zwischen den Fingern ausgedrückt, doch Augusta begann zu schreien und schlug um sich wie eine Ertrinkende, bevor sie zum letzten Mal unterging. Die Angst

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