Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Grund für unsere überstürzte Flucht aus der Stadt, nicht wahr?«
»Richtig.« Der Söldner griff den Themenwechsel dankbar auf. »Das ist eine ziemlich dubiose Geschichte … Aber wenn es klappen sollte …«
Die Neuigkeiten, die die Expeditionsmitglieder nun zu hören bekamen, waren gelinde gesagt abenteuerlich.
»Nach Pachoms Tod hat sich vieles verändert.« Je länger Taran sprach, desto finsterer wurde seine Miene. »Innerhalb von zwei Wochen haben die Kommunisten die Einsturzstelle am Roten Weg geräumt und damit den Zugang zum Kabelschacht und zum Pulkowo-Observatorium geöffnet.«
»Und natürlich hat sich sofort jemand gefunden, der seine Nase in den Bunker des Schwarzen Vernichters stecken musste, nicht wahr?«, spekulierte Sitting Bull. »Fragt sich nur wozu? Hattest du nicht erzählt, dass er völlig ausgebrannt ist?«
»Nicht völlig, wie sich herausgestellt hat. Tjorty hat seine Leute geschickt, um das Observatorium zu säubern und die sind auf etwas Interessantes gestoßen.«
»Terentjew? Aus der Handelsstadt? Was hatte er denn für ein Interesse daran?«
»Dieser Gauner hat sich mit den Bossen von Eden zusammengetan«, warf Gennadi ein. »Er hat vor, einen geheimen Handel mit ihnen auf die Beine zu stellen. Und wenn du mich fragst, haben die ihn auch auf das Observatorium angesetzt. Um die Spuren des Schwarzen Vernichters zu beseitigen. Sie wollen schließlich nicht auffliegen.«
Der Söldner nickte.
»Genau so ist es abgelaufen. Die Aufgabe des Suchtrupps bestand darin, alle Spuren, die Hinweise auf Eden liefern könnten, aus dem Observatorium zu entfernen. Als Ergebnis der Aktion fiel den Wissenschaftlern des unterirdischen Komplexes die Festplatte von Pachoms Computer in die Hände. Und auf den heil gebliebenen Clustern fanden sich Protokolldateien über den Datenaustausch mit diesem Spionagesatelliten, von dem Pachom erzählt hatte, bevor er …«
Taran stockte und warf einen Seitenblick auf Aurora. Doch das Mädchen reagierte gelassen auf die Erwähnung ihres toten Vaters. Sie nickte sogar flüchtig, um den Stalker zum Weitererzählen zu ermuntern.
»Einer der abgefangenen Mitteilungen lag der Bericht eines Wissenschaftlers bei, der vom Fortgang eines Forschungsprojekts mit dem merkwürdigen Namen Alpheios handelte. Tjorty ist leider nicht mehr dazu gekommen, mehr Details zu erzählen. Doch im Kern geht es bei diesem Projekt – so fantastisch das auch klingen mag – um die Entwicklung einer Methode zu Neutralisierung radioaktiver Strahlung.«
Jetzt war es raus. Der Söldner atmete tief durch und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen.
Der Chirurg kratzte sich am unrasierten Kinn und machte eine äußerst skeptische Miene.
»Ich bin natürlich kein Physiker«, sagte er nach einer längeren Pause. »Aber vermutlich geht es dabei um irgendein neues Sorptionsmittel, das zur Dekontamination verseuchter Böden eingesetzt wird. Aber das ist eine extrem langwierige und aufwendige Sache, Freunde. Da sprechen wir nicht von Jahren, sondern mindestens von Jahrzehnten. Und nach der Behandlung, wenn die Radionuklide gebunden sind, muss der verseuchte Boden dennoch abgetragen und irgendwo entsorgt werden. Dazu braucht es jede Menge schwerer Technik. Bulldozer, Bagger, Lkws … Auf die Maßstäbe einer Großstadt bezogen, ist das ein aussichtsloses Unterfangen.«
»Und wenn dieses Alphei…dingsda tatsächlich die radioaktive Strahlung neutal… netral… vernichtet?«, warf Gleb stotternd vor Aufregung ein. »Vielleicht ist das irgendein Gerät oder eine Anlage? Weißt du noch, Aurora, du hattest mir von so einem Ding erzählt? Staubsauger heißt das!«
Das Mädchen prustete vor Lachen, wurde aber sofort wieder ernst, als sie merkte, wie peinlich das dem Jungen war.
»Ein Staubsauger vernichtet den Schmutz nicht, er sammelt ihn nur ein. Ein Strahlungsneutralisator ist prinzipiell ein Ding der Unmöglichkeit.« Aurora versuchte, sich möglichst einfach und verständlich auszudrücken. »Die Zerfallszeit der Kerne radioaktiver Elemente ist eine konstante Größe. Diesen Prozess kann man nicht beschleunigen. Dafür gibt es sogar einen eigenen Begriff: Halbwertszeit. Für Cäsium 137 zum Beispiel beträgt sie …«
»Verlier dich nicht in Details«, bremste der Heide das Mädchen. »Das ist sowieso alles klar. Diejenigen, die sich nicht auskennen, kannst du später immer noch in die physikalischen Hintergründe einweihen. Im Moment fände ich es viel wichtiger, mehr über das
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