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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Watte quoll, vom ergrauten Haupt. Dann trat er energisch an den Tisch und bemühte sich, möglichst streng aus der Wäsche zu gucken. Dabei schoben sich seine buschigen Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen, und seine spitzen Ohren begannen zu glühen.
    »Schluss jetzt mit der Streiterei! Benehmt euch nicht wie aufgeblasene Gockel. Du, Gleb, bist noch zu jung, als dass du dir herausnehmen könntest, Ältere zu belehren. Und du, Kommandeur, hältst dich gefälligst ein bisschen zurück. Hör auf, den Jungen unter Druck zu setzen. Das sieht doch ein Blinder, dass er nicht lügt. Sobald es ihm einfällt, was Tjorty gemeint hat, wird er es uns sagen. Nicht wahr?«
    Gleb schniefte und nickte beflissen. Taran sah ihn noch ein paar endlose Sekunden lang bohrend an, dann verließ er wortlos den Mannschaftsraum.
    »Dicke Luft …«, seufzte Sitting Bull. »Und wo fahren wir jetzt hin?«
    »Allzu viele Möglichkeiten haben wir nicht.« Migalytsch pflanzte sich die Panzerhaube wieder auf den Kopf und pustete ein Wattestückchen weg, das ihm auf die Nase gefallen war. »Wir haben die Südlichen Sümpfe umfahren und die Stadt in östlicher Richtung verlassen. Jetzt stehen wir an der Murmansker Chaussee. Auf der werden wir vorläufig weiterfahren. Es hat keinen Sinn, in den Wald abzubiegen.«
    Der Alte rümpfte plötzlich die Nase und blickte sich suchend um.
    »Da riecht es doch irgendwie verbrannt …«
    »Mein Ragout!«
    Dym schlug die Hände über dem Kopf zusammen und stürmte in die Kombüse. Dabei hätte er fast mit der Schulter das Werkzeugregal umgerissen. Die solide Konstruktion schepperte gewaltig, blieb aber stehen.
    Migalytsch zwinkerte Gleb aufmunternd zu und folgte dem Mutanten, um nach der Bescherung in der Kombüse zu sehen.
    Während des Mittagessens herrschte Grabesstille. Nicht einmal Gennadis Kochkünste wurden gelobt. Die Besatzungsmitglieder schlangen auf die Schnelle ihre Portionen hinunter und zerstreuten sich wieder in sämtliche Winkel des Raketentrucks.
    Nach dem chaotischen Aufbruch und der emotionalen Lagebesprechung wollte jeder alleine sein und in Ruhe über die neuen Erkenntnisse nachdenken.
    Das ständige Gerüttel auf der kaputten Straße und das monotone Dröhnen des Zwölfzylinders machten es nicht leichter, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Der Wohncontainer schaukelte hin und her, und alles an Ausrüstung, was nicht irgendwo festgezurrt war, rutschte kreuz und quer durch die Gegend. Schon nach wenigen Kilometern gab es im Raketentransporter keinen Insassen mehr, der sich nicht mindestens eine Beule eingehandelt hatte. Man fühlte sich wie in einer Sardinendose, die einen steilen Abhang hinunterrollt.
    Auf der verschneiten, mit lockerem Strauchwerk bewachsenen Schneise, die auf den Überresten der Murmansker Chaussee verlief, kämpfte sich die »Ameise« immer weiter nach Osten voran. Ab und zu musste Migalytsch eingeschneiten Pkws oder gestrandeten Trucks ausweichen, doch mit zunehmender Entfernung zur Stadt wurden die Hindernisse immer weniger.
    Als die Fahrt nach einiger Zeit merklich ruhiger wurde, begann die Besatzung, sich unter den wachen Augen Tarans in ihrem neuen »Zuhause« einzurichten. Die Siedler von der Insel Moschtschny hatten seinerzeit keine Mühen gescheut und den tonnenschweren Raketentransporter komplett umgebaut, um ihn für Erkundungsfahrten in kritischem Gelände nutzen zu können.
    Unter der dicken Panzerung hatten findige Techniker eine Unmenge nützlicher Vorrichtungen untergebracht. Angefangen von einer Wasseraufbereitungsanlage bis hin zu einem komplizierten System, das die Abwärme des Motors zum Heizen des Wohncontainers nutzte. Die Schutzvorrichtungen gegen sauren Regen, vergiftete Luft und radioaktive Strahlung machten den Lkw ein paar Hundert Kilo schwerer. Doch dank hermetischer Türen, einer mit Filtern ausgestatteten Belüftungsanlage und Bleischichten in den Wänden der Karosserie konnte die »Ameise« selbst stark verseuchte Gebiete durchqueren, ohne dass Gefahr für Leib und Leben der Besatzung bestand.
    Der alte Migalytsch hatte in seinem Leben schon alle möglichen Vehikel gesehen und in den turbulenten Vorkriegsjahren sogar als Testpilot gearbeitet, doch als er den Wundertruck der Babylonier zum ersten Mal näher inspiziert hatte, war er vor Begeisterung schlichtweg aus dem Häuschen geraten. Seither wurde der alte Mann nicht müde, das Gefährt in den höchsten Tönen zu loben, und er konnte das stundenlang tun.
    Gleb versuchte erst gar

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