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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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allem, wenn du es wärst. „Und ich würde auch selbst
entscheiden wollen, ob derjenige gut für mich ist.“ Wie könntest du das
nicht sein?
    Er ließ einen
Seufzer hören, der tief aus seinem Innern zu kommen schien. Dann sah er mir so
intensiv in die Augen, dass ich sofort weiche Knie bekam. Sicherheitshalber
brachte ich etwas Abstand zwischen uns, bevor ich mich ihm an den Hals werfen
und damit vollends unmöglich machen würde.
    „Clarissa…“
    Auf einmal hielt
ich es nicht mehr aus. Wenn ich noch eine Sekunde länger mit ihm hier allein
blieb, würde ich zusammenbrechen und ihm mein Innerstes offenbaren. Und das war
wirklich das letzte, was ich wollte.
    „Lass uns
zurückgehen“, unterbrach ich ihn mit rauer Stimme. „Es wird allmählich kalt,
und Mike vermisst uns bestimmt schon.“
    Schlagartig
wurde die Atmosphäre um uns herum frostig.
    „Sicher.“
    Kommentarlos
drehte er sich um und machte sich auf den Rückweg. Und mich beschlich das
unerklärliche Gefühl, irgendetwas ganz fürchterlich falsch gemacht zu haben.
     
    Mike hatte uns
nicht vermisst. Wir fanden ihn in ein angeregtes Gespräch mit einigen von
Philipps Freunden vertieft. Offenbar ging es um die Qualität schottischen
Whiskys im Vergleich zu seinen amerikanischen und irischen Verwandten. Alle
schienen sich glänzend zu amüsieren, was vermutlich nicht zuletzt daran lag, dass
sie es nicht bei der Theorie hatten bewenden lassen, sondern jeder von ihnen
das unverkennbare Glas mit der klaren bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der Hand
hielt. Der Lautstärke und den geröteten Gesichtern nach zu urteilen, war es
nicht ihr erstes.
    Arik gesellte
sich umgehend zu ihnen, und ich sah, wie Mike ihm einen fragenden Blick zuwarf,
bevor er in meine Richtung blickte, worauf Arik kaum merklich den Kopf
schüttelte. Unschlüssig blieb ich, wo ich war. Eine feuchtfröhliche Männerrunde
war das letzte, wonach mir im Moment der Sinn stand.
    „Und? Habt ihr
euch gut unterhalten?“ Ich zuckte zusammen, als Mike plötzlich neben mir stand.
Ohne Arik, wie ich mich sofort vergewisserte. Ich spürte einen Stich der
Enttäuschung.
    „Geht so.“
    Er sah mich
fragend an.
    „Dein Bruder ist
– nicht ganz einfach.“
    Er verkniff sich
ein Grinsen. „Ach. Was hat er denn angestellt?“
    Ich seufzte
unwillkürlich. „Nichts.“ Leider , fügte ich in Gedanken hinzu.
    Mike schien
jedoch Gedanken lesen zu können, denn zu meiner immensen Verlegenheit sah er
mich prüfend an und fragte dann unverblümt: „Du magst ihn?“
    Ich spürte, wie
mir das Blut ins Gesicht schoss. Das war Antwort genug. Verlegen sah ich zur
Seite. Doch er lächelte, und aus unerklärlichen Gründen fühlte ich mich gleich
besser.
    „Ganz schön
bescheuert, was?“, fragte ich ihn leise.
    „Total
bescheuert“, stimmte er mir sofort bereitwillig zu, wobei er wie ein
Honigkuchenpferd grinste.
    „Eben!“, platzte
ich heraus. „Ich meine – ich kenne ihn doch gar nicht!“
    „Genau!“ Sein
Grinsen wurde eher noch breiter.
    „Also –
normalerweise laufe ich nicht herum und lasse mir vom Erstbesten den Kopf
verdrehen“, verteidigte ich mich schwach.
    Mikes
spitzbübisches Grinsen erreichte seinen Höhepunkt. „Also, falls das deine Sorge
ist, kann ich dich beruhigen – der Erst beste ist er nicht – das wäre
natürlich ich gewesen.“ Er zwinkerte mir zu. „Ehrlich gesagt, das kratzt
schon an meinem Selbstbewusstsein. Ich bin es nämlich nicht gewöhnt, so einfach
übersehen zu werden!“
    Ich konnte nicht
mehr ernst bleiben. Er war einfach zu knuffig. „Ja, das kann ich mir
vorstellen“, witzelte ich. „Du kannst dich bestimmt vor aufdringlichen
Verehrerinnen kaum schützen!“
    „Genau. Aber für
deutsche Mädchen scheint das wohl nicht zu gelten.“ Gespieltes Bedauern lag in
seiner Stimme.
    „Falls es dich
beruhigt, ich bin ja nicht gerade das, was man eine typische Deutsche nennt.“
    „Du meinst, es
gibt noch Hoffnung?“
    „Bestimmt.“ Ich
warf einen vielsagenden Blick in die Runde der doch eher mittelalterlichen
Gäste. „Ich bin mir sicher, dass du gleich hier eine für jeden Finger finden
könntest!“
    Wie zur
Bestätigung wankte in diesem Moment eine deutlich angeheiterte Freundin meiner
Mutter vorbei und tätschelte im Vorbeigehen Mikes Arm. Unser Kichern trieb sie
glücklicherweise schnell in die Flucht, aber dann wurde ich wieder ernst.
Plötzlich fiel es mir nicht mehr schwer, mit Mike über meine Gefühle zu
sprechen.
    „Schade, dass
Arik nicht

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