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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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später mal.“
    Um ehrlich zu
sein, hatte ich in letzter Zeit durchaus öfter darüber nachgedacht, wegzugehen.
Weg von Amanda und Philipp und ihrem jungen Glück, bei dem ich doch nur im Weg
war. Nur – wo sollte ich hin? Um einfach auszuziehen, war ich wohl noch etwas
zu jung.
    Arik teilte ich
jedoch nichts davon mit. Stattdessen fragte ich zurück: „Und du? Lebst du gerne
in… in…?“ Mir fiel auf, dass ich noch nicht einmal wusste, wo genau er herkam.
Wieder wurde mir klar, dass er ein völlig Fremder für mich war.
    „Inverness.“ Der
Name sagte mir nicht viel. „Ist okay. Ist ein Ort wie jeder andere“,
wiederholte er exakt meine Worte. „Aber ich gehe sowieso nicht dahin zurück.“
    Das überraschte
mich. Waren die beiden nicht nur auf einer Urlaubsreise? „Ach. Und Mike?“
    „Du –
interessierst dich ziemlich für ihn, oder?“, fragte er zu meiner Überraschung.
Seine Stimme klang fast feindselig.
    „Nein, also…“,
stotterte ich verunsichert. „Er ist nur… einfach echt nett!“
    „Klar. Ja. Ist
er.“ Er sah mich nicht an, sondern starrte auf den See.
    „Kaum zu
glauben, dass ihr Brüder seid. Ihr seht euch überhaupt nicht ähnlich.“
    „Wir sind sogar
Zwillinge.“
    „Was?“ Mein
Erstaunen war unüberhörbar. „Du nimmst mich auf den Arm, oder?“
    Er schüttelte
den Kopf. „Nein. Aber bis vor kurzem wusste ich das selber nicht.“
    Das wurde ja
immer interessanter. Ich sah ihn fragend an.
    „Wir sind
getrennt aufgewachsen“, erklärte er. „Ich bei meiner Mutter, er bei seinem
Vater.“ Interessiert registrierte ich das „mein“ und „sein“. „Keiner von uns
wusste, dass es den anderen gibt. Wir haben uns nur durch Zufall getroffen.“
    „Verrückt“, war
alles, was mir dazu einfiel. „Und jetzt habt ihr die Nase voll von euren Eltern
und wollt deswegen weg?“ Das konnte ich gut verstehen. Mir ging es ja genau so.
    Aber er
überraschte mich wieder. „Nein.“ Er sah mich durchdringend an, und
augenblicklich verwandelte ich mich in eine Art lebenden Wackelpudding. „Daran
bist d… äh, ist – diese Freundin schuld.“
    „Die ihr hier
sucht?“ Meine Stimme klang viel zu atemlos.
    „Ja.“ Seine
Augen lagen unlesbar im Dunkeln und seine Stimme war leise. Ein zärtlicher
Unterton schwang in ihr mit, der mir die Kehle eng werden ließ.
    „Ist sie – deine Freundin?“ Mein Herz schlug zum Zerspringen, aber ich musste es einfach wissen.
    Seine Antwort
war schnell und eindeutig. „Nein.“ Ich wollte schon erleichtert aufatmen, doch
dann fuhr er fort: „Ich – habe sie vertrieben.“
    „Oh.“ Meine
erste Reaktion war: Juchhe! Soll sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! Doch dann wurde mir klar, was sein trauriger Ton bedeutete: Er liebte sie. Es
war unverkennbar. Und im gleichen Moment wurde mir ebenfalls klar, dass ichbei
ihm nicht die geringste Chance hatte - und auch nie haben würde. Nicht, solange
er so klar in eine andere verliebt war. Egal, ob die diese Liebe erwiderte oder
nicht. Ich war mir sicher, dass jemand wie Arik auch dann treu sein würde, wenn
seine Gefühle nicht erwidert wurden.
    „Wenn sie dich
wirklich liebt, gibt sie dir bestimmt eine zweite Chance!“ Erst als ich seinen
verdutzten Blick bemerkte, wurde mir bewusst, dass ich die letzten Worte laut
ausgesprochen hatte, und prompt wurde ich wieder knallrot.
    Es dauerte eine
Weile, bevor er leise antwortete: „Sie weiß es gar nicht. Ich habe es ihr nie
gesagt.“
    Obwohl ich mich
fühlte, als ob ich mir selbst ein Messer in die Brust stach und es langsam
herumdrehte, schlug ich ihm vor: „Dann solltest du das wohl nachholen.“ Ich
konnte ihn einfach nicht so hoffnungslos sehen.
    „Das ist etwas
kompliziert. Sie hat mich – gewissermaßen vergessen.“
    Ich sah ihn
ungläubig an. Als ob man ihn vergessen könnte!
    Aber er
bekräftigte noch einmal: „Doch, wirklich. Sie kann nichts dafür. Ist so eine
Art – Gedächtnisschwund.“
    Ich schüttelte
den Kopf. Das Ganze wurde immer merkwürdiger. „Trotzdem. Gerade dann musst du
es ihr sagen!“
    „Auch wenn sie
ohne mich besser dran ist?“
    „Sollte sie das
nicht selber entscheiden?“ Ich schaufelte mir mein eigenes Grab, aber erwar
wichtiger. Wenn ich ihn sowieso nicht haben konnte, gab es keinen Grund, nicht
wenigstens dafür zu sorgen, dass erglücklich würde.
    „Meinst du?“
Seine Stimme klang immer noch zweifelnd.
    „Ganz sicher.
Ichwürde es zumindest wissen wollen, wenn jemand in mich verliebt
wäre.“ Vor

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