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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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ich meine andere Leute in der Bank, Leute, die über dir stehen wie Leonard Comfort oder Lowell Sankey oder so. Ihr wußtet, daß nach dem Gesetz fachärztliche Gutachten über Gail erforderlich sind, also habt ihr die denkbar beste Lösung angesteuert. Warum solltet ihr nicht Dr. Joel Vanner in euer Team ziehen? Dann stünde der Erfolg doch außer Zweifel.«
    »Fertig?«
    »Noch nicht. Ich habe gestern mit Gail gesprochen, und sie sagte mir, Vanner wisse alles über mich – er wisse, weswegen ich engagiert worden sei, wer hinter mir stehe und sogar die Tatsache, daß wir verwandt sind. Falls es dich interessiert, ich hatte um Gail Gunner- sons Hand angehalten.«
    »Ach! Das ist nun mal wirklich eine Neuigkeit.«
    »Sie hat mir ihre Antwort erst gestern gegeben. Rate mal!«
    »Nein?«
    »Sie nannte mir den Grund für ihre Ablehnung. Sie sagte, sie sei nicht sicher, daß sie mit einem Mann glücklich werden könne, der den Versuch mache, sie ins Irrenhaus zu bringen. Frauen sind seltsam, nicht wahr? Kein Wunder, daß Freud sie nicht begriffen hat.«
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Ja.«
    »Gut.« Tedesco nahm die Zigarre aus dem Mund und unterstrich damit seine Worte. »Erstens, du irrst dich. Zweitens, du bist ein Dummkopf. Drittens, du hast ein schwaches Gedächtnis. Ich will mal mit dem dritten Punkt anfangen.«
    »Ich höre.«
    »Der Bericht, den du uns über deinen Besuch bei dem Psychiater übermittelt hast. Du hast nicht geradeheraus gesagt, er habe Miss Gunnerson als ganz normal diagnostiziert. Du hast dich sogar so ausgedrückt, er versuche herauszufinden, welche Art traumatisches Erlebnis sie als Kind gehabt habe, ein Erlebnis, bei dem ihr die Sicherung durchgeknallt sei. Es ging um eine Tür, nicht wahr?«
    Steve schluckte. »Okay, da war wirklich etwas, aber damals war sie ein Kind.«
    »Du selbst hast zugegeben, daß das Trauma oder wie man es nennen will noch immer vorhanden ist, daß es in ihrem Gehirn steckt wie einer der alten Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg, die man in den Londoner Kellern gefunden hat.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, einen solchen Vergleich angestellt zu haben.«
    »Na gut, vielleicht habe ich mir das selbst ausgedacht. Aber ich habe mir nicht ausgedacht, daß sie neue Halluzinationen hatte, daß sich ihr Zustand laufend verschlechterte. Und jetzt zum zweiten Punkt.«
    »Daß ich ein Dummkopf bin?«
    »Das brauche ich nicht erst zu betonen. Die Welt ist voller Mädchen, die gut aussehen. Warum willst du dich mit einem psychiatrischen Fall belasten?« Er unterbrach Steves Antwort mit erhobener Hand. »Egal. Wir kommen direkt zu Punkt eins.«
    »Du willst mir sagen, daß ich mich irre.«
    »Du hast dich nie mehr geirrt, lieber Neffe. Niemand hat heimlich versucht, Gail Gunnerson einzuweisen – das ist gar nicht notwendig. Wenn sie so weitermacht, gibt sie sich wahrscheinlich noch freiwillig auf …«
    »O nein!«
    »Ich halte das Mädchen für klüger als dich, Steven; wahrscheinlich ist sie klüger als wir alle, und der intelligente Teil ihres Gehirns beobachtet den Teil, der sich auflöst, und erkennt, daß etwas geschehen muß.«
    »Du kennst sie nicht so gut wie ich. Sie würde sich lieber umbringen, als in eine Anstalt zu gehen.«
    »Mit ihrem Geld könnte sie sich ein Krankenhaus kaufen und die einzige Patientin sein. Jedenfalls ist keinerlei Druck ausgeübt worden, und es hat auch keine Nacht- und Nebelaktion gegeben, weder durch mich, noch durch Leonard Comfort oder Lowell Sankey oder sonst jemanden in der Bank. Ich sage dir dies beim Grab deiner Mutter, Steven, wenn du mir den altmodischen Ausdruck verzeihst. Dr. Vanner hat uns seine Seele nicht verkauft, weil wir ihm nie ein Angebot gemacht haben. Genügt dir das?«
    Steve sank in dem Korbstuhl zusammen. Sylvia Tedesco erschien mit einem Riesenberg von Hühnerkeulen und Brustfleisch und hatte ihr rundliches Gesicht zu einem breiten Lächeln verzogen. »Ich hab dir doch gesagt, daß genug da ist, nicht?«
    Während er pflichtgemäß kaute, fragte Steve: »Du hast wirklich nie mit Vanner gesprochen, Onkel?«
    »Der Gedanke ist mir durchaus gekommen«, sagte Tedesco. »Ich habe im Ärzteverzeichnis nachgeschlagen, um zu sehen, was für Diplome er hat – für den Fall, daß er tatsächlich mal aussagte.«
    »Und wie sieht es aus?«
    Tedesco zuckte die Achseln. »Als Opposition schien er uns keine große Gefahr darzustellen. Er war nicht mal aufgeführt.«
    »Was für ein Verzeichnis war das?«
    »Na, so ein Buch, das

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