Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
Vom Netzwerk:
Ihren Freund ist. Gail, ich wollte eigentlich schweigen über Steve Tyner. Ich weiß nämlich seit einiger Zeit die Wahrheit über ihn und bin öfter als Sie denken in Versuchung gewesen, Ihnen reinen Wein einzuschenken. Aber dann dachte ich mir, Ihre Enttäuschung wäre die geringe Befriedigung nicht wert, die ich …«
    »Von was für einer Wahrheit reden Sie da?«
    »Sehen Sie, Ihr Freund Steve suchte mich auf – wenige Tage, nachdem Sie ihn kennengelernt hatten. Er stellte mir viele Fragen und erhielt erst Antworten von mir, als er mir den wirklichen Grund für sein Interesse nannte.«
    »Oh«, sagte Gail. »Das. Sie meinen die Bank. Sie meinen, weil er für die Fiduciary arbeitet.«
    »Ja«, sagte Vanner ernst. »Das meine ich. Aber ich fürchte, ich meine noch viel mehr. Denn ich weiß, daß Steve Tyner die wirkliche Bedeutung seiner Arbeit für die Bank bewußt heruntergespielt hat.«
    »Aber er hat mir gesagt, was er tut. Er hat mir nichts verheimlicht!«
    »Ich bin sicher, daß er Ihnen folgendes nicht gesagt hat. Daß nämlich die Fiduciary schon beschlossen hat, ein Entmündigungsverfahren gegen Sie in Gang zu bringen. Man will einen Antrag auf zeitlich unbegrenzte Einweisung stellen und Sie für unzurechnungsfähig erklären.«
    Wenn er ihre Aufmerksamkeit erregen wollte, so war ihm dies jetzt gelungen.
    »Die Bank braucht natürlich Beweise, da die Zwangseinweisung eine schwerwiegende Sache ist. Das war Mr. Tyners Aufgabe, und ich fürchte, er ist noch immer …«
    »Nein – das glaube ich nicht! Niemals!«
    »Er hat mir seine Aufgabe in allen Einzelheiten geschildert, Gail, und er hat noch mehr getan. Er hat versucht, mich als einen der beiden Ärzte anzuwerben, die in dem Verfahren über Ihren Geisteszustand urteilen müssen. Er hat dabei deutlich zum Ausdruck gebracht, daß meine Zusage von der Bank gut honoriert werden würde. Ich bin sicher, Sie kennen das Wort, mit dem man solche Angebote bezeichnet.«
    Sie ließ sich tief in die Kissen sinken, als sei ihr Körper plötzlich schwerer geworden.
    »Ich hätte Ihnen um keinen Preis davon erzählt«, sagte Vanner leise, »bis mir aufging, daß Ihr Freund Steve vielleicht ein unglaubliches Doppelspiel im Sinne hat. Er will Sie nicht nur einweisen lassen, sondern auch noch heiraten, um dann als sehr reicher und sehr freier junger Mann dazustehen …«
    Das Licht in ihren Augen war erloschen.
    »Übrigens«, fügte Vanner hinzu, »der Mann in der Bank, der Mann, von dem Sie immer sprechen – Saul Tedesco? Steve Tyner ist sein Neffe. Sie sehen also, daß der Plan eine Familienangelegenheit war.«
    Jetzt fand der behandelnde Arzt den Gesichtsausdruck seiner Patientin völlig zufriedenstellend.

13
    W ollen mal sehen«, sagte Cecilia, befeuchtete einen Daumen und blätterte die losen Seiten um. »Wie wär‘s mit Bhutan? Wußtest du, daß die Leute in Bhutan Dzonghka sprechen? Hast du schon mal ein wirklich gutes Dzonghka-Englisches Wörterbuch gesehen?«
    »Such weiter«, sagte Steve und starrte in einen Papierbecher mit Scotch. Es war das einzige Behältnis, das Cecilia im Pickering-Büro hatte finden können. Der Alkohol stammte aus der unteren rechten Schublade in Percy McDouglas altem Schreibtisch – aus einem Tonkrug, auf dem Leim stand. Zum Glück erinnerte sich Steve an den wahren Inhalt, sonst wäre diese spätabendliche Zusammenkunft nicht nur sehr deprimierend, sondern auch noch sehr trocken verlaufen.
    »Aber hör doch, hör doch!« sagte Cecilia begeistert. »Muß ein tolles Land sein. Hier die Worte der Nationalhymne: Im sandelholzgeschmückten Königreich Drachenland …«
    »Ergreifend«, sagte Steve. »Aber ich würde trotzdem ein Land vorziehen, in dem Englisch gesprochen wird.«
    »Also gut. Hier ist schon eins, gleich auf der nächsten Seite. Betschuanaland. Amtssprache Englisch. Ein Diamantenland, Liebling. Großartig muß das sein, die Straße langzugehen und die großen 50-Karäter nur so vom Boden aufzuklauben. Du könntest mir einen schenken. Am liebsten hätt ich ihn in Form eines Ringes mit Baguetten.«
    »Sissy, irgendwie habe ich das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst.«
    »Nein, du nimmst mich nicht ernst, Darling,« Sie senkte das Handbuch der Pickering-Agentur und blickte ihn mit einer Feierlichkeit an, die ihre wedgewood- blauen Augen dunkel erscheinen ließ. »Ich wünschte, du würdest mir endlich sagen, was geschehen ist.«
    »Ich habe dir schon alles gesagt. Ich bin arbeitslos. Ich bin bei der Bank rausgeflogen und

Weitere Kostenlose Bücher