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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Überziehungserscheinungen?«
    »Ich hab ihn ganz offen gefragt, ob er für Gail aussagen würde, falls man ein Verfahren gegen sie in Gang brächte. Er hat mir nicht geantwortet. Vielleicht hatte die Bank ihn längst kassiert! Man hat vielleicht erkannt, daß er der denkbar beste Zeuge gegen sie wäre. Ihr eigener Psychiater!«
    »Dein Becher tropft, Liebling!«
    Aber Steve knüllte das Papier schon zusammen und warf es fort. »Das wäre ein guter Grund, mich aus der Sache hinauszudrängen und Gail gegen mich aufzubringen! Damit ich den Plan nicht verderbe! Steht das Telefon unter Strom?«
    »Brr! Ich hoffe nicht!«
    Er nahm den Hörer ab und hörte ein angenehm lautes Freizeichen. Dann wählte er die Privatnummer seines Onkels und lud sich zu einem Übernachtbesuch nach Scarsdale ein.
    Cecilia sagte enttäuscht: »Mußt du wirklich sofort lossausen?«
    »Tut mir leid. Die Sache ist wichtig.«
    »Aber ich habe dir ja noch gar nichts von den Leuten erzählt. Den Leuten mit dem Bergunfall.«
    »Du meinst die Swanns?«
    »Ja, Liebling. Heute früh ist etwas über den Fernschreiber gekommen. Die Leiche des armen Mannes ist gefunden worden. Aber nur der ältere von den beiden.«
    »Was ist mit seinem Sohn?«
    »Keine Spur. Wußtest du, daß er in Wien gewohnt hat?«
    »Wer?«
    »Der jüngere. Ich weiß seinen Namen nicht mehr.«
    »Piers.«
    »Ja, hübscher Name. Wenn ich einen Sohn hätte, würde ich ihn auch gern Piers nennen. Natürlich schwinden meine Chancen, jemals ein Kind zu bekommen. Obwohl ich im Grunde nichts dagegen hätte, ein uneheliches Balg zu haben – ist ja heute die große Mode.«
    »Sissy, was war das mit Wien?«
    »Nichts. Mir ist nur Piers Swanns Wiener Anschrift in dem Fernschreiben aufgefallen. Er hat dort seit fünf Jahren gewohnt, obwohl sein Vater in London ansässig war. Aber jetzt zur Sache mit dem unehelichen …«
    »Gute Nacht, Sissy«, sagte Steve. »Vielen Dank für deine Hilfe. Und wenn du morgen mit Pickering sprichst, sag ihm, es müßte mindestens Paris oder Rom sein.«
    Tedesco und Steves Tante Sylvia aßen auf der Veranda zu Abend. Steve wußte, daß es sein Onkel verabscheute, im Freien zu essen, seitdem sich einmal eine Fliege in seinen Rosinenpudding verirrt hatte. Aber er liebte seine Frau so sehr, daß er sich nie ihrem Wunsch widersetzte, all die natürlichen Unannehmlichkeiten ihres Vorstadtheims zu genießen.
    Sie reagierte auf Steves Ankunft, indem sie in die Küche eilte, um das Essen zu strecken – trotz seines Einwands, daß er bereits gegessen habe. Sylvia Tedesco gab sich Steve gegenüber gern mütterlich; Saul Tedesco dagegen war heute abend alles andere als väterlich.
    »Was jetzt?« knurrte er. »Wenn du es dir wegen der Stellung anders überlegt hast, ist es zu spät. Ich habe den Direktoren schon gesagt, daß du gekündigt hast.«
    »Bist du sicher, daß du nicht gesagt hast, ich wäre hinausgeflogen?«
    »Vielleicht hätte ich das sagen sollen – bei deiner Einstellung.«
    »Die Bank hat Glück. Sie müßte mir sonst eine Abfindung zahlen.«
    »Die Bank braucht nichts zu tun, was sie nicht tun will.«
    »Die Bank ist das Gesetz, nicht wahr?«
    Nachdem das Eröffnungsscharmützel beendet war, nahmen die beiden Platz und musterten sich einen Augenblick.
    Dann sagte Steve: »Nein, ich kann einfach nicht glauben, daß du so etwas tun würdest. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du so heimtückisch bist. Aber vielleicht paßt der Stiefel einem anderen Mitarbeiter der Fiduciary.«
    »Los, tu dir keinen Zwang an.«
    »Du weißt natürlich von Dr. Joel Vanner. Ich hatte dir von meinem Besuch bei ihm berichtet und von seiner
    Meinung über Gail Gunnerson. Ich bin sicher, der Bank haben seine Auskünfte nicht gefallen, weil er sie für völlig gesund hielt.«
    Tedesco biß das Ende einer Zigarre ab und spuckte es in den Garten. »Keine Sorge«, sagte er. »Umweltfreundlich.«
    »Du weißt, was eine solche Überzeugung für euer Bestreben bedeuten kann, Gail zu entmündigen. Wenn ihr eigener Psychiater meint, daß sie fähig ist, ihr Vermögen zu verwalten, hättet ihr vor Gericht einen ziemlichen Strauß auszufechten.« Tedesco suchte in seinen Taschen vergeblich nach einem Streichholz. Steve, der noch immer Streichhölzer bei sich hatte, obwohl er nicht mehr rauchte, reichte ihm eine Schachtel.
    »Danke«, sagte sein Onkel.
    »Bei dieser Lage durfte es natürlich nicht bleiben, nicht wahr? Ich will damit nicht sagen, daß du die treibende Kraft warst, Onkel, sondern

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