Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will
seinen eigenen hohen
Rang und den seiner Seminarleiter aufmerksam, damit unterstreicht er den Wert seiner Veranstaltungen.
Fallbeispiel
In einem Seminar für Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen arbeitete ich mit einer jungen Frau, die ihren Chef geheiratet hatte, aber weiterhin mit anderen Angestellten aus der Buchführung im gleichen Raum arbeitete. Ich nenne sie hier Angelika K. Insbesondere mit einer Kollegin hatte sie große Probleme, die Stimmung hatte sich in den Jahren nach der Eheschließung verschlechtert. Frau K. fühlte sich beobachtet und schlecht behandelt, obwohl sie sich sehr um einen guten Kontakt mit der Kollegin bemühte. In einer Systemaufstellung mit Stellvertreterinnen aus der Gruppe wurde sehr schnell deutlich, um was es ging. Angelika K. hatte den Rang, den sie durch die Heirat mit dem Firmeninhaber innehatte, nicht offen angenommen. Sie sah sich selbst neben den Kollegen im Büro und weit weg von ihrem Mann stehen. Erst als sie sich neben ihren Mann stellte, gab die Stellvertreterin, die sich in die Rolle der Kollegin hineinversetzte, endlich Ruhe. Am nächsten Tag kam Frau K. ins Seminar und berichtete, dass sie mit ihrem Mann gesprochen habe. Noch in der Nacht hatten beide erste Vorbereitungen für den Umzug ihres Büros in die Leitungsetage der Firma getroffen.
Dies ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass Menschen böse werden, wenn andere ihren höheren Rang nicht bemerken und sich verhalten, als gäbe es keine Unterschiede. Dabei kann es völlig egal sein, was sie denken oder sagen. Rang wird durch unbeabsichtigte Signale (Kleidung, Auto, Kommunikationsverhalten) ausgedrückt und damit zum Doppelsignal. Das folgende Prozesstheater kann lange dauern, wenn Menschen
aus altruistischen Überlegungen heraus eine Rolle, die sie sowieso schon haben, und den damit verbundenen Rang noch nicht bewusst einnehmen wollen oder können.
Auch in privaten Bereichen kann die Unbewusstheit über Unterschiede oder Privilegien – mehr Geld haben, eine angesehene Herkunft oder einfach mehr Glück haben – für Konflikte in der Verwandtschaft und zwischen Freunden oder Nachbarn sorgen. Wenn mich der Neid der anderen noch schmerzhaft trifft, dann könnte das ein Indiz dafür sein, dass ich den Unterschied und die damit verbundenen Vorteile noch nicht annehmen oder sehen kann. Dann könnte es sein, dass ich noch denke, »ich darf das nicht haben, ich darf andere nicht ›übervorteilen‹ durch eine glückliche Liebe, eine reiche Erbschaft, ein schöneres und flotteres Auto. Erst wenn niemand mehr neidisch ist und alle laut Ja rufen, dann darf ich die schönen Rollen und Geschenke des Lebens annehmen«. Von diesem Grundsatz kann ich nur abraten. Wenn Sie diese Grenze noch in sich spüren, dann schauen Sie nicht auf den veränderungsbedürftigen neidischen Gegner, sondern auf die Grenze, die Sie davon abhält, diese Geschenke dankbar anzunehmen. Dazu gehören auch Ihre Fähigkeiten und andere persönliche Besonderheiten, die Sie der Welt wiederum besser schenken können, wenn Sie sie mit Freude in Besitz genommen haben.
Eine schwere Rolle: Ich stehe zu mir und meiner Größe
Ein Zitat, das durch die Antrittsrede von Nelson Mandela zum Amt des südafrikanischen Präsidenten bekannt wurde, handelt von der menschlichen Größe und über die Schwierigkeit, die wir haben, zu ihr zu stehen:
»Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir einer Sache nicht gewachsen sind. Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich mächtig sind. Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit. Wir fragen uns, wer bin ich überhaupt, dass ich strahlend, bezaubernd, begnadet und phantastisch sein darf? Wer bist du denn, dass du das nicht sein darfst? Du bist ein Kind Gottes. Wenn du dich klein machst, ist der Welt damit nicht gedient. Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du dich herabsetzt, damit deine Mitmenschen sich nicht verunsichert fühlen.«
Der Text, der fälschlicherweise Nelson Mandela selbst zugeschrieben wird, stammt von der nordamerikanischen Autorin und Predigerin Marianne Williamson. Sie beschreibt eine tiefe Sehnsucht, die viele Menschen teilen: Wir wünschen uns, die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu leben. Indem ich dies schreibe, bemerke ich, dass auch die Frage nach der eigenen Größe eine Statusfrage ist. Wer bin ich, dass ich es mir leisten kann, diese Frage zu stellen? Ein hungerndes Kind in einem Flüchtlingslager und seine Mutter dürften andere Fragen
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