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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Theresa Koch
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sein oder dies oder das zu tun. Wir bemerken nicht, dass wir damit die eigene Seite ständig und häufigzu lange verlassen und unser Denken und Handeln vom Verhalten und der Bewertung der anderen Seite abhängig machen. Es mag sich anfühlen wie auf der eigenen Seite zu stehen, in Wirklichkeit stehen wir bei den anderen.
    In der Regel weigern sich diese aber, ein vehement eingefordertes Einverständnis zu geben, was eigentlich gut ist und den Gesetzen des natürlichen Prozesses folgt. Immer dann, wenn wir nicht die Zustimmung der anderen, sondern vor allem die eigene bräuchten, müssen die anderen Nein sagen. Oder sie sagen nur
aus Rücksicht Ja, was wir wiederum sofort spüren. Wir bleiben doppelt verlassen, von den anderen und von uns selbst, und zu Recht wird ein Teil in uns böse.
    Viele Eltern beispielsweise diskutieren zu viel mit ihren jugendlichen Kindern, weil sie wollen, dass diese ihnen Recht geben und endlich einsehen, was richtig und gut für sie ist. Viele junge Menschen tun aber genau das nicht und geben auch Fehler und Versäumnisse nicht gerne offen zu, weil sie ihr Gesicht nicht verlieren wollen. Was dann passiert: Die Worte des Vaters verlieren ihren Wert, wenn die Kinder sie unbedingt einsehen sollen, dies aber nicht tun, was den Vater wiederum böse macht und sein Drängen verstärkt, was dann den Sohn noch verstockter und unwilliger macht, die Seite des Vaters anzunehmen. Ein Vater, der seinem Sohn klar sagt, was geht oder nicht, sollte sich von der Meinung oder einem Schuldbekenntnis seines Sohnes nicht abhängig machen. Der Vater zwingt seinen Sohn sonst, die eigene Seite zu lange zu verlassen und sich doppelt schlecht zu fühlen. Es geht dem Sohn ja wahrscheinlich schon nicht besonders gut damit, überhaupt gemaßregelt zu werden, er stellt sich bereits auf die Seite des Vaters, wenn er nur klammheimlich zugibt, dass der Vater irgendwie Recht oder zumindest das Sagen hat. In der Regel reicht das für Kinder, um eine Verhaltensänderung vorzunehmen. Vom Vater aus gesehen könnte es hilfreicher sein, dem Sohn klipp und klar zu sagen, was geht und was nicht, und dann kurz auf die Seite des Sohnes zu wechseln und ihm die Erlaubnis zu geben, sich nicht wohl damit zu fühlen. Dann kann er gehen und darauf vertrauen, dass der Sohn gehört und verstanden hat. Bei einer späteren Begegnung
kann der Vater seinem Jungen einen Klaps auf die Schulter geben oder ihn in den Arm nehmen, mit welchen Verhaltensweisen die Familie auch immer ihre Liebe und Zuneigung ausdrückt. So ist es einfacher für den Sohn und die Tochter einzusehen, dass sie das Verhalten in Zukunft ändern müssen.
    Fallbeispiel
    Kürzlich arbeitete ich mit einer allein erziehenden Mutter, deren dreijähriger Sohn, ich nenne ihn hier Kai, jede Nacht in ihrem Bett verbringen möchte. Sie wollte das schon lange nicht mehr, auch weil sie im Wohnzimmer schläft und abends noch ein wenig Zeit für sich alleine haben möchte. Aber Kai schafft es immer wieder, dass sie ihn zu sich nimmt. Sie ist manchmal sehr sauer und wütend auf ihn, beide leiden darunter. Wir haben uns genauer angeschaut, was zwischen den beiden passiert. Die junge Frau, ich gebe ihr den Namen Rosa S., hält es nur sehr schwer aus, wenn ihr Sohn weint. Sie kämpft gegen sein Weinen und darum, dass Kai sich sozusagen auf ihre Seite stellt und endlich zu weinen aufhört. Das kann er verständlicherweise nicht, weil er dann seine eigenen Empfindungen leugnen und sich selbst verlassen müsste. Schließlich gibt sie auf, überlässt ihm ihren Platz und nimmt sich damit den eigenen Raum. Manchmal rastet sie regelrecht aus, was aber den Ablauf und die Gefühle und Wünsche von Kai nicht verändert, sondern nur den Konflikt, den sie mit ihm hat, verstärkt.
    Wir sprechen über den Seitenwechsel und die Möglichkeit, ihn bewusst in die Situation hineinzubringen. Rosa S. spielt diese Möglichkeit in einem Rollenspiel durch. Wenn sie Kai abends in sein Bett bringt und er mit dem üblichen Wunsch kommt, kann sie sagen: »Nein, ich möchte, dass du in deinem Bett schläfst.« Dann kann sie einen Seitenwechsel vornehmen und sagen: »Ich kann gut verstehen, dass du lieber zu mir kommen möchtest und
nicht alleine sein willst. Das ist auch traurig.« Dann könnte wieder ein Seitenwechsel kommen: »So und jetzt ab ins eigene Bett«. Kommt er später noch einmal zu ihr, kann sie ihn trösten und ihm die Erlaubnis geben zu weinen, wenn er traurig ist, dann aber auch auf der eigenen Seite

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