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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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allgemeine
Stimmung im Eimer. Aggressives Feeling würde sich ausbreiten. Frohsinn ade! Die
Klasse würde sich vielleicht in zwei Lager spalten. Sicherlich — 90 Prozent
wären auf unserer Seite. Aber Norbert und Detlef, eventuell auch Friedhelm,
stehen zu Hendrik. Er hält sie ständig frei. Jedes Kino, jede Disko, jede
Party, jede Atzung in der Stadt läuft auf seine Kosten. Diese Nassauer (jemand,
der auf Kosten anderer lebt) können gar nicht anders. Sie würden in ein
Loch ohne Events ( Ereignisse )l fallen, wenn er ihnen die Freundschaft
aufkündigt. Nein, es wäre schlecht für unsere Klassenfahrt, die Sache
hochzuspielen. Deshalb halte ich den Mund.«
    »Das ist ganz, ganz edel von
dir!«, rief Rebecca. »Ganz großherzig. Du stellst das Allgemeinwohl über deine
Interessen.«
    Tim fiel keine Antwort ein.
    Statt seiner sagte Gaby: »Edel
ist er nicht. Aber clever. Er will ja schließlich auch was haben von der
Klassenfahrt. Im Übrigen sind solche Klopfkonzerte für unseren Häuptling nur
Peanuts. Daran ist er gewöhnt. Wenn zu lange Frieden herrscht, wird er
unruhig.«
    »Weil die Welt — weil das Leben
so nicht ist«, grinste Tim.
    »Aber es wäre doch anders viel
schöner«, sagte Rebecca leise.
    Klößchen feixte. »Dein Vater
wäre dann arbeitslos, Rebi. Potz und tausend, Leute! Habt ihr schon mal
überrissen, wie viele Menschen hauptberuflich damit beschäftigt sind, die Bösen
in dieser Welt zu bekämpfen, im Zaum zu halten, abzusondern, vielleicht auch zu
bessern? Das fängt an bei der Politesse mit ihren Strafzetteln und endete
früher beim Scharfrichter mit seinem Hackebeil. Den, technisch aufgemöbelt,
gibt’s ja heute nur noch in einigen Landstrichen unseres Blauen Planeten. Da
hat dein Vater, Rebi, eine viel menschlichere Aufgabe. Er verwahrt die
Schlimmlinge nur. Aber er gehört auch zur Branche. Und mit ihm alle
Polizeibeamten, Detektive, Juristen, Justizbeamten, Bewährungshelfer,
Gefängnisgeistliche und — äh — Parkplatzwächter.«
    Rebecca kicherte. Links des
Weges flog ein Eichelhäher auf. Klößchen stolperte über eine Wurzel.
    »Tim!« Karls Stimme klang sehr
professoral ( würdevoll ). »Ich wollte dir noch was sagen.«
    »Ich höre.«
    »Es betrifft die Hohltaube. Als
du Landres Bescheid gestoßen hast, wurde die Gattung von dir lateinisch
benannt.«
    »Karl, ich erinnere mich.«
    »Du hast die Hohltaube als eine
Tyto alba bezeichnet.«
    »Stimmt das nicht?«
    »Tyto alba ist die
Schleiereule. Die Hohltaube wird lateinisch Columba oenas geheißen.«
    »Wie man sich irren kann«,
grinste Tim. »Aber auch die Tyto alba steht unter Artenschutz, etwa
gleichrangig mit der Columba oenas. Richtig?«
    Karl nickte. »Beide gelten als
stark gefährdet.«
    »Die tote Hohltaube«, überlegte
Tim, »wurde garantiert nicht gefunden. Wahrscheinlich haben sie die mitgebracht.«
    »Igitt!« Gaby schüttelte sich.
»Du meinst — um die Situation zu inszenieren. Weil Landres wusste, dass du
ausrasten würdest, und damit die Schläger einen Grund haben, dich
aufzumischen.«
    »Exakt.«
    »So viel Tücke!«, sagte
Klößchen. »Das nennt man kriminelle Energie. Trotzdem, Häuptling, bleibst du
bei deiner Entscheidung?«
    »Bleibe ich«, nickte Tim. »Aber
nachher in der Herberge werde ich ein bisschen schnüffeln. Bei Hendrik und
Landres.«
    Gaby begriff sofort. »Du willst
ihr Gepäck durchsuchen?«
    »Vielleicht finde ich eine
luftdichte Tüte, in der sie die Taube transportiert haben. Eine Tüte, die noch
nach Kadaver riecht. In der vielleicht ein paar Federchen kleben. Das wäre dann
der absolute Beweis. Freilich würde ich ihn nur benutzen, um die beiden kaltzustellen.
Erst wenn sie sich noch mal mucksen, lasse ich sie hochgehen.«
    »Vielleicht«, gab Karl zu
bedenken, »haben sie die Tüte oder was auch immer schon entsorgt.«
    »Dann habe ich Pech gehabt.
Außerdem gucke ich auch bei Kunze und Livinski nach. Die könnten den Transport
übernommen haben.«
    Sie gingen weiter. Der Wald
wurde noch dichter. Sie kamen an mächtigen Felsblöcken vorbei. Die meisten
waren blanker Stein, nur einige hatten auf ihrem Plateau in drei oder vier
Metern Höhe Erde angesammelt. Gräser wuchsen dort, Moose, karge Büsche und
Bäume mit flachen Wurzeln, die sich wie Fangarme um die Felsen krallten.

    »Karl, du könntest doch«, wagte
Rebecca einen Vorschlag, »weitererzählen von dem Grünen Ritter und Gawain.«
    Karl lachte auf. Offensichtlich
war er geschmeichelt.
    »Hm. Ja. Wo war ich

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